27.11.2019

TikTok

Eine Schminkanleitung wird politisch

Eine Schminkanleitung auf der Plattform TikTok hat sich als massive Attacke auf Chinas Politik entpuppt.
TikTok: Eine Schminkanleitung wird politisch
Eine zunächst harmlos wirkende Schminkanleitung auf der chinesischen Video-Plattform TikTok nimmt plötzlich eine unerwartete Wendung und wird zu einer massiven Attacke auf den Umgang der Volksrepublik mit den Muslimen in der Provinz Xinjiang. (Bild: pixabay)

Eine TikTok-Nutzerin aus den USA, die sich als die 17-jährige Muslimin Feroza Aziz vorstellt, wirft der Volksrepublik in einem Schminktutorial auf TikTok Mord, Vergewaltigung und die Einrichtung von «Konzentrationslagern» vor. Bis Mittwoch klickten mehr als 1,5 Millionen TikTok-Nutzer das Video an, bei Twitter sogar 6,5 Millionen.

Die Veröffentlichung des Videos von Feroza Aziz fiel mit internationalen Medienberichten über geheime chinesische Regierungsdokumente zusammen, in denen es um die systematische Unterdrückung und Überwachung von Uiguren im Nordwesten Chinas geht. Nach Einschätzung von Menschenrechtsorganisationen werden mehr als eine Million Angehörige der muslimischen Minderheit der Uiguren in Xinjiang in Lagern festgehalten.

«Zunächst müsst Ihr Eure Wimpernzange nehmen», sagt Aziz in ihrem Video, das im ersten Moment nicht politisch daherkommt. Schon kurz darauf aber legt Aziz es ihren Zuschauern nahe, sich im Internet zu informieren, «was in China passiert, wie sie Konzentrationslager bekommen, unschuldige Muslime da hinein werfen, Familien auseinander reissen, kidnappen, morden, vergewaltigen, sie zum Essen von Schweinefleisch zwingen, zum Trinken zwingen, zur Konversion zwingen.»

In ihrem Video erhebt Aziz noch den Vorwurf, die chinesischen Behörden verübten in Xinjiang einen «weiteren Holocaust», bevor sie sich wieder ihrer Schminkanleitung widmet. Aziz warf TikTok nach der Veröffentlichung des Videos vor, ihr Profil gesperrt zu haben. Ein TikTok-Sprecher wies den Vorwurf zurück. Ein früheres Konto von Aziz sei gesperrt worden, nachdem dort ein Video des früheren Al-Kaida-Chefs Osama bin Laden verbreitet worden sei.

TikTok gehört seit 2017 dem chinesischen Unternehmen ByteDance. Damals hiess die Anwendung noch Musical.ly. Inzwischen hat die App, die vor allem bei Kindern und Jugendlichen beliebt ist, weltweit 500 Millionen Nutzer. In den USA hatte es zuletzt wegen Sicherheitsbedenken Kritik an Tiktok gegeben. Medienberichten zufolge will die Regierung untersuchen, ob die App Daten an die chinesischen Behörden weiterleitet. (sda/afp/lol)



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Kommentare

  • Leo Wehrli, 27.11.2019 12:08 Uhr
    Korrektur: Tiktok wurde 2016 von Bytedance entwickelt. 2017 kaufte Bytedance die App Musical.ly. 2018 legte Bytedance Tiktok und Musical.ly zusammen.
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