05.02.2013

Dell

Firmengründer kauft Unternehmen zurück

Versuch eines Neustarts abseits der Börse.

Dell gehört zu den grossen Verlierern der aktuellen Umwälzungen in der Computerbranche. Nun reisst Firmengründer Michael Dell die Reissleine - und kauft die Firma kurzerhand zusammen mit Partnern zurück. Zum gleichen Schritt hatte Michael Dell vor rund 15 Jahren Apple-Gründer Steve Jobs 
geraten.
 
Das Zitat wird Michael Dell sein Leben lang verfolgen. Als er 1997 gefragt wurde, welchen Ratschlag er dem gerade an die Apple-Spitze zurückgekehrten Steve Jobs geben könne, meinte er launisch: "Ich würde das Ding zumachen und den Aktionären das Geld zurückgeben."
 
Apple stand damals kurz vor dem Konkurs. Und es war nicht absehbar, wie spektakulär die Rettungsgeschichte durch die Rückkehr des 1985 geschassten Jobs in den kommenden Jahren ausfallen würde. Nun schwächelt der Konkurrent Dell, und dessen lautstarker Gründer wagt seinerseits tatsächlich den Rückkauf des Unternehmens.
 
Es ist ein Risiko, das Michael Dell eingeht. Der PC-Markt schrumpft unter dem Druck von Smartphones und Tablet-Computern. Michael Dell hat sich aber auf jeden Fall starke Partner gesucht, um seine Firma wieder in die Spur zu bringen: den Finanzinvestor Silver Lake, grosse Banken und nicht zuletzt den Windows-Hersteller Microsoft. Dieser hat ein offensichtliches Eigeninteresse am Fortbestehen seines wichtigen Kunden.
 
Schlüsselfigur bei den Bemühungen ist aber Michael Dell selbst. Er verdiente sich schon als Schüler und Student Anfang der achtziger Jahre mit dem Montieren von Personal Computern mehr als ein Taschengeld. In Texas baute Dell dieses Geschäft immer weiter aus. Schliesslich wurde Michael Dell 1992 im Alter von 27 
Jahren der jüngste Chef, der jemals eines der 500 umsatzstärksten Unternehmen der USA geleitet hatte.
 
Just-In-Time-Visionär
 
In den folgenden Jahren perfektionierte Dell die industrielle Produktion der PCs auf den Fliessbändern. Rund um die Fabriken in Austin und anderen Städten siedelten sich die Zulieferbetriebe an, die die benötigten Bauteile kosten- und zeitsparend "just in time" anlieferten. Später wurde die Produktion in grossen Teilen nach Asien in Riesenunternehmen wie etwa Foxconn ausgelagert.
 
Dell war Mitte der neunziger Jahre auch der erste PC-Hersteller, der die Vertriebschancen des noch jungen Internets erkannte und fast vollständig auf den Online-Vertrieb setzte. "Michael Dell ist ein wahrer Visionär und eine der herausragenden Führungspersönlichkeiten der globalen Technologie-Branche", sagte Geschäftspartner Egon Durban vom Finanzinvestor Silver Lake am Dienstag.
 
Im Frühjahr 2001 stürmte Dell am Konkurrenten Compaq als weltgrösster PC- Hersteller vorbei und hielt sich lange an der Spitze. Drei Jahre später zog sich Michael Dell aus der Führung von Dell Inc. zurück, um mehr Freiraum für andere Aktivitäten wie seine Finanzinvestitionen zu gewinnen.
 
Wenig überzeugende Mobil-Strategie
 
Doch ohne Michael Dell nahm der Erfolg des texanischen Unternehmens in einem atemberaubenden Tempo ab. Nur drei Jahre nach seinem Ausscheiden wurde Michael 
Dell im Januar 2007 wieder als Konzernchef zurückgeholt, um zu retten, was zu retten ist.
 
Seine Erfolge seither sind aber bescheiden. Zwar konnte Dell seine Position im PC- und Server-Markt stabilisieren. Doch die Mobil-Strategie konnte die Anleger nicht überzeugen. Während Konkurrenten wie Samsung oder Lenovo mit Smartphones und Tablet-Computern von der Verschiebung hin zu Mobilgeräten profitierten, gab 
es von Dell nur halbherzige Anläufe. Vor allem aber profitierte ausgerechnet ein Unternehmen vom Wandel in der Computerwelt: Apple mit seinem iPhone und iPad. (sda)


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