von Loric Lehmann
Seit 2018 geht Facebook verstärkt gegen Falschinformationen auf ihren Plattformen, zu denen auch Instagram und WhatsApp gehören, vor. In einem Interview, das persoenlich.com mit Guido Bülow, Head of News Partnerships bei Facebook, Anfang April geführt hatte, erklärte dieser: «Bei Facebook arbeiten heute weltweit 35'000 Menschen an Sicherheitsthemen – etwa die Hälfte von ihnen prüft Inhalte.» Zu jeder Uhr- und Tageszeit und in über 50 Sprachen sei so eine Abdeckung gewährleistet.
Nun will Facebook ihr Faktenprüferprogramm auch in der Schweiz und Österreich einführen. Wie es in einer Mitteilung vom Dienstagmorgen heisst, arbeitet der Konzern dabei mit der Deutschen Presse-Agentur (DPA) zusammen: Die Prüfer sind dazu da, irreführende Nachrichten, Bilder und Videos auf Facebook und Instagram zu erkennen, und arbeiten sowohl in Deutschland als auch direkt in Österreich und der Schweiz. In beiden Ländern solle die DPA eigene Faktencheck-Teams aufbauen. Zudem unterstütze in der Startphase das Faktencheck-Team der Austria Presse Agentur (APA) die Aktivitäten der DPA in Österreich. In der Schweiz ist laut Facebook eine ähnliche Vereinbarung mit Keystone-SDA in Vorbereitung.
Die drei Agenturen haben schon seit Herbst 2019 mit Facebook Gespräche geführt, um eine gemeinsame Faktenprüfergruppe aufzubauen, wie ein Sprecher von Keystone-SDA auf Anfrage von persoenlich.com sagt: «Corona hat uns dabei aber einen Strich durch die Rechnung gemacht.» Nun wolle man aber möglichst bald die Arbeitsgruppe zusammen mit der DPA sowie der APA aufstellen. Genaueres zur Organisation könne man aber noch nicht sagen.
Warum wird das Programm aber erst jetzt hierzulande eingeführt? Obwohl in Ländern wie Thailand bereits seit einigen Monaten Fakten aktiv geprüft werden, konnte Facebook nun erst jetzt das Factchecking auch in der Schweiz und Österreich lancieren. «Der Grund dafür ist, dass in den beiden Ländern keine Faktenprüfer-Organisation vom International Fact-Checking Network (IFCN) verifiziert wurde», wie Guido Bülow in einem Live-Stream auf Facebook erklärte. Dies wird nun insofern umgangen, dass ab sofort die bereits verifizierte DPA das Factchecking in der Schweiz und Österreich übernehmen wird.
Laut Keystone-SDA strebe man eine Verifizierung auch gar nicht an: «Es macht Sinn, dieses Thema auf einer internationalen Ebene anzugehen. DPA und APA sind dafür geeignete Partner», so der Sprecher.
Eindämmung von Falschinformationen
Sobald ein Faktenprüfer einen Beitrag als falsch einstuft, wird dessen Reichweite auf Facebook und Instagram eingeschränkt. Dies sei besser als Löschen, da somit «ein Diskurs über solche Falschinformationen» geführt werde, wie David Schraner, Gründer der deutschen Faktenchecking-Organisation Correctiv im Live-Stream erklärt. Ausserdem wird den Menschen dabei zusätzlich verlässliche Informationen dieser Partner angezeigt.
Allein im März hat Facebook gemäss eigenen Angaben Covid-19-Warnungen zu rund 40 Millionen Beiträgen auf Facebook angezeigt, die auf etwa 4000 Bewertungen der Faktenprüfer basierten. Aufgrund der Warnhinweise haben sich Nutzer in etwa 95 Prozent der Fälle den ursprünglich ausgewählten Inhalt letztlich nicht anzeigen lassen.
Weitere Informationen zu Facebooks Factchecking-Methoden findet man im bereits erwähnten Interview mit Guido Bülow.