29.03.2017

Werbung neben Hass-Videos

Sunrise prüft Stopp von Google-Ads

Nachdem Swiss Life und Baer einen vorläufigen Google-Boykott verfügt haben, prüft auch Sunrise diesen Schritt. Bei Swisscom ist man auf der Hut.
Werbung neben Hass-Videos: Sunrise prüft Stopp von Google-Ads
Die Entwicklung laufend beobachten und abwägen: Zwei Mitarbeiter von Sunrise. (Keystone: Christian Beutler)
von Edith Hollenstein

Immer mehr Firmen boykottieren Google. Seit einigen Tagen steht Youtube in der Kritik, weil auch im Umfeld extremistischer Videos Werbung platziert wird (persoenlich.com berichtete). Nicht nur ausländische Marken erscheinen in ungewolltem Umfeld. Laut Recherchen von SRF sind auch Schweizer Firmen betroffen, darunter die Post, Migros, Ricola oder die Swisscom.

Nachdem Swiss Life und Baer ihre Werbung über Youtube und das Google Display Network (GDN) vorübergehend gestoppt haben, überlegt sich auch Sunrise diesen Schritt. «Unsere Agentur Mediatonic hat bei Google interveniert und sie um Stellungnahme gebeten, wie solche Vorfälle unterbunden werden können», erklärt Sunrise-Sprecher Roger Schaller auf Anfrage von persoenlich.com. «Sollten wir keine befriedigende Antwort erhalten, würden wir in Betracht ziehen, unsere Werbung auf Youtube zu stoppen».

Auch Konkurrentin Swisscom ist auf der Hut. Man beobachte die Situation zusammen mit den Medienagenturen, sagt Sprecherin Annina Merk. «Wir wollen Werbung nur im passenden Umfeld platzieren. Swisscom verzichtet deshalb bewusst auf die Platzierung von Werbung auf Webseiten mit Themen wie Pornografie, Glücksspiel, Waffen und übermässige Gewaltdarstellung, illegale Aktivitäten, Malware und Spyware, Terrorismus, Extremismus und stark ideologisch gefärbte Inhalte et cetera», so Merk. Die Medienagentur führe deshalb eine Blacklist. Eine 100-prozentige Sicherheit gebe es allerdings nicht. «Haben wir Kenntnis davon, dass unsere Werbung in einem unpassenden Umfeld auftritt, lassen wir diese sofort entfernen.»

Ähnlich wie die Swisscom handhaben das auch andere Schweizer Unternehmen. Player, die Produkte des Suchmaschinenriesen weiterverkaufen, erachten den Boykott als einen übertriebenen Schritt. Das sei nicht nachhaltig, sagte etwa Joël Meier, Programmatic-Experte bei Webrepublic im Interview mit persoenlich.com

Google kündigte an, rasch für Verbesserung sorgen zu wollen. Als Konsequenz habe das Unternehmen die Richtlinien verschärft und setze mehr Kontrolle durch Menschen ein. 


Lesen Sie zu diesem Thema auch die Einschätzung von Stefan Michel auf persoenlich.com/blog. «Der öffentliche Boykott ist Gratis-PR», meint der Marketing-Professor.



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Kommentare

  • Franz Kummer, 30.03.2017 11:22 Uhr
    Annina Merk sagt: «Wir wollen Werbung nur im passenden Umfeld platzieren. Swisscom verzichtet deshalb bewusst auf die Platzierung von Werbung auf Webseiten mit Themen wie Pornografie, Waffen und übermässige Gewaltdarstellung, etc." Sie sagt eigentlich: Es ist völlig OK wenn YouTube solchen Inhalt anbietet, aber bitte ohne unsere Werbung. Das Ganze ist doch heuchlerisch, Swisscom würde nie, als Beispiel, Werbung mit einem Holocaust-Lügner machen, auch dann nicht, wenn er nur problemlose Aussagen von sich gibt. Aber online ist es Swisscom egal, Hauptsache ihre Werbung und der ungewünschte Inhalt kommt nicht zusammen. Ich würde von der Swisscom ehrlich gesagt, eine klare Position erwarten..
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