23.01.2019

Digitalswitzerland

«Uns fehlt eine digitale Infrastruktur»

Als neuer Präsident des Interessenverbands will sich Ivo Furrer für die Aus- und Weiterbildung rund um die Digitalisierung stark machen. Im Bereich Artificial Intelligence könnte die Schweiz gar eine führende Rolle übernehmen, sagt er.
Digitalswitzerland: «Uns fehlt eine digitale Infrastruktur»
«Die Schweiz braucht einen Vergleich mit dem Ausland nicht zu scheuen», sagt Ivo Furrer, Präsident von Digitalswitzerland. (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Herr Furrer*, Sie sind neuer Präsident von Digitalswitzerland (persoenlich.com berichtete). Welche Ziele haben Sie sich für 2019 gesetzt?
Im Vorstands- und Geschäftsstellenteam von Digitalswitzerland wollen wir unsere bisherige, erfolgreiche Unterstützung des Innovationsstandortes Schweiz weiter fortsetzen. Im Fokus steht dabei unter anderem die dritte, erfolgreiche Ausrichtung des Digitaltages im September dieses Jahres. Daneben wollen wir weiter Start-ups und Corporates zusammenführen und konkret umgesetzte Initiativen und Projekte in verschiedenen Industrien lancieren, unsere sogenannten Matterhorn-Projekte.

Aber was ist Ihnen als neuer Chef am wichtigsten?
Persönlich liegen mir vor allem unsere Bemühungen im Bereich der Aus-und Weiterbildung rund um die Digitalisierung am Herzen. Daneben wollen wir unseren KMU – dem Rückgrat der Schweizer Wirtschaft – weitere Unterstützung anbieten. Zudem wollen wir unsere Aufmerksamkeit im Bereich Artificial Intelligence verstärken, da ich glaube, dass die Schweiz in diesem Bereich eine führende Rolle übernehmen kann.

Ist dies nicht ein bisschen ambitioniert, schliesslich ist Digitalswitzerland am Ende vor allem ein Interessenverband?
Ja, ein Verband mit einem gemeinsamen Interesse: die Digitalisierung voranzutreiben. Das ist unser ganz grosses Kapital. Es ist beeindruckend, wie sich unsere Mitgliederfirmen – aber auch Kantone, Bund und Universitäten – sehr direkt und kompetent engagieren und dabei grosse Ressourcen verschiedenster Art für unseren Wirtschaftsstandort aufwenden. Ich glaube, da hat unser Verband einen wichtigen Beitrag geleistet.

«Wir sind mit unseren Bemühungen auch erfolgreich»

Wollen Sie noch weitere Mitglieder aufnehmen?
Selbstverständlich wollen wir weitere Mitglieder aufnehmen. Und wir sind mit unseren Bemühungen auch erfolgreich. Zuletzt sind Firmen wie Feldschlösschen, Schindler, BDO, Equinix, Swiss Ski, Inventx, Twint, FC Zürich, SwissSign, Kommunikation Schweiz, Salesforce, Ikea, Vigiswiss oder Helvetia Environment dazugekommen. Viele Firmen sehen nicht nur die Notwendigkeit einer gemeinsamen Initiative, sondern wollen sich auch engagieren. Digitalswitzerland kann dabei als Networking-Plattform dienen, welche nicht nur die Erreichung gemeinsam gesetzter Ziele ermöglicht, sondern auch die Umsetzung konkreter Projekte. Dies alles im Interesse einer ganzen Branche.

In dieser Branche gibt es immer wieder Kritik an den amerikanischen Technologiefirmen wie Google. Wie gehen Sie damit um?
Grosse Technologiefirmen wie Google oder Microsoft sind nicht nur willkommene Mitglieder von Digitalswitzerland, sondern wichtige Treiber einer rasant voranschreitenden technologischen Entwicklung. Dies im Sinne «horizontaler Enabler». Dadurch entstehen neue Geschäftsmodelle quer über alle Branchen, wie sie noch vor kurzer Zeit noch undenkbar gewesen sind. Von daher begrüssen wir die Mitgliedschaft von Technologiefirmen.

Welches sind die grössten Herausforderungen bei der Digitalisierung in der Schweiz?
Die Schweiz ist mit ihren absoluten Spitzenuniversitäten und den grossen global tätigen Firmen, etwa in den Bereichen Pharma und Finance, welche substanziell in die Digitalisierung investieren, sehr gut aufgestellt. Erleichtert wird dies durch die kurzen «Entscheidungswege» zwischen Politik und Wirtschaft. Was uns fehlt, ist eine digitale Infrastruktur, dies vor allem im Bereich Blockchain. Daran wird intensiv gearbeitet – und das ist gut so.

Und wo steht die Digitalisierung im internationalen Vergleich?
Obschon die Schweiz einen Vergleich mit dem Ausland nicht zu scheuen braucht – Deutschland hat soeben die Idee eines nationalen Digitaltages für 2019 uns übernommen –, gibt es natürlich auch andere Länder, die in einzelnen Bereichen der Digitalisierung auch sehr viel zu bieten haben. Ich denke dabei an Israel bei der Cyber Security oder die USA im Bereich der Risikokapitalbeschaffung. Doch dies ist für uns ein Ansporn, noch besser zu werden.



* Ivo Furrer studierte Rechtswissenschaften an den Universitäten Zürich und Freiburg. Er ist im Verwaltungsrat der Bank Julius Bär und der Helvetia Gruppe und hält weitere Mandate bei der Inventx und der ResponsAbility Investments. Bis Ende März 2017 leitete er neun Jahre lang das Schweiz-Geschäft von Swiss Life. Davor war er bei der Zurich Financial Services, bei der Credit Suisse und der Winterthur Versicherungen in verschiedenen leitenden Positionen tätig.



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