26.10.2018

Digitaltag 2018

Wenn Alexa einen Bundesrat interviewt

Der zweite Digitaltag hat die Berichterstattung vieler Medien beherrscht. SRF sendete live vom Hauptbahnhof in Zürich, blick.ch streamte Interviews und Radio Energy ersetzte kurzerhand eine Moderatorin durch eine virtuelle Assistentin. Ein Augenschein vor Ort.
Digitaltag 2018: Wenn Alexa einen Bundesrat interviewt
Die smarte Sprachassistentin Alexa interviewte am Digitaltag 2018 den Bundespräsidenten Alain Berset. (Bild: Screenshot Energy Zürich)

Die Morgenshow auf Energy Zürich klang am Donnerstag ab 5 Uhr anders als gewohnt. An der Seite von Moderator Jontsch war für einmal nicht Fabienne Wernly, sondern Alexa. Die digitale Sprachassistentin übernahm während eines Morgens den Co-Moderationsjob. Das Experiment zum Digitaltag 2018 war gelungen. Trotzdem fanden danach 80 Prozent der Teilnehmer einer Online-Befragung, dass sie künftig doch lieber Fabienne statt Alexa hören möchten.

Auch Radio SRF 3 setzte voll auf den Digitaltag und sendete von 9 bis 12 Uhr live aus dem Hauptbahnhof Zürich. Warm eingepackt informierte Moderator Michel Birri die Hörer über den grössten Digitalanlass der Schweiz. Später übernahmen dann seine Kollegen vom «Tagesgespräch» das Mikrofon.

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Links daneben hatte Vermarkterin Admeira einen Stand aufgestellt. «Die Digitalisierung greift ganz stark auch in die Werbung und eröffnet Möglichkeiten, die man bis heute noch gar nicht ausgeschöpft hat», sagte Kommunikationschefin Elefteria Xekalakis zu persoenlich.com. Admeira präsentierte am Stand eine Vision und zeigte auf, wie es wäre, wenn der TV-Zuschauer seinen Werbespot selber auswählen könnte, dies anhand von wenigen Interessensangaben. «Es braucht noch einen Moment, bis es soweit kommen würde – sofern dies der Konsument überhaupt wünscht», so Xekalakis.

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Einen Werbespot in eigener Sache gab es am Stand von «SRF Meteo», ein paar Schritte weiter. Besonders Wagemutige wurden zu einer virtuellen Mutprobe eingeladen und konnten dank VR-Brille auf das «Meteo»-Dach von SRF steigen.

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Die Digitalisierung habe die Arbeit der Wetterfrösche stark beeinflusst. «Vor 30 Jahren arbeitete ich noch mit Papier, ein paar Karten, Bleistift, Radiergummi und einigen Farbstiften. Heute ist alles digitalisiert», sagte Thomas Bucheli, Leiter von «SRF Meteo» im persoenlich.com-Videointerview. «Es ist enorm, wie sich die Meteorologie verändert hat in all den Jahren.»

Die Digitalisierung hat auch den Arbeitsalltag bei der Blick-Gruppe verändert. «Es entstand ein ganz anderer Rhythmus auf der Redaktion», so Chefredaktor Christian Dorer. In der alten Welt, in der es nur eine Zeitung gab, diskutierte man am Morgen mal über mögliche Themen, ging auf Recherche und befüllte am Abend die Zeitung. «Heute ist unser Newsroom während 24 Stunden im Betrieb. Es gibt schnelle News, die sofort rausmüssen auf allen Kanälen, gleichzeitig braucht es aber weiterhin eine Vertiefung und Einordnung. Es ist alles viel komplexer geworden.» Dies berge aber auch Gefahren, sagte Dorer im Videointerview:

Die Blick-Gruppe berichtete den ganzen Tag vom zweiten Digitaltag. Am HB Zürich wurden in der «Blick-Arena» immer wieder Interviews geführt und live auf blick.ch gestreamt.

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Ganz am Schluss in der Halle stand die grosse Bühne. Dort hatten die SRF-Moderatoren Tobias Müller und Wasiliki Goutziomitros ihren Einsatz. Sie beide waren zuständig für das moderierte Bühnenprogramm. Von 13.10 bis 14 Uhr führten sie zudem durch eine Livesendung, die auf SRF 1 gezeigt wurde. «Es war eine anregende ‹Messeführung› mit dem neugierigen Moderationsduo», fand TV-Kritiker René Hildbrand (persoenlich.com berichtete).

Als Hauptpartner des Digitaltags benötigte SRF entsprechend viel Personal vor Ort. «Am HB Zürich, gewissermassen dem Hub des Digitaltages in der Deutschschweiz, standen seitens SRF und TPC knapp 40 Mitarbeitende im Einsatz. 30 davon kümmerten sich von 7 bis 23 Uhr in zwei Schichten um die technische Produktion, inklusive Auf- und Rückbau», so SRF-Sprecher Andrea Di Meo. Das Standpersonal sowie die anwesenden Radio-Moderatoren wären – ungeachtet des Digitaltags – aber auch so für das reguläre Programm von SRF im Einsatz gestanden.

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Für die Liveproduktion vor Ort waren insgesamt zwei Produktionswagen für Radio und TV im Einsatz. «Die Digitalisierung ist ein gesellschaftliches Phänomen, das nicht mehr aufzuhalten ist. Wir sehen es deshalb auch als Aufgabe des Service public an, dem Publikum die digitale Transformation näherzubringen, den Nutzen und die Auswirkungen aufzuzeigen und diese auch kritisch zu hinterfragen», so Di Meo weiter.

Zurück zur Livesendung auf SRF. Dort hätte zum Schluss Alexa auch noch Bundespräsident Alain Berset interviewen sollen. Energy-Moderator Jontsch stand schon auf der Bühne bereit. Doch Berset verliess die Bühne, Jontsch blieb ratlos zurück. Schliesslich wurde einfach das Interview mit ihm durch Goutziomitros vorgezogen.

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Es war aber offenbar ein Missverständnis, wie sich später herausstellte. Das Experiment konnte schliesslich nachgeholt werden. Und so stellte Alexa via Smart Speaker – nachdem dieser entsprechend programmiert wurde – dem SP-Bundesrat Alain Berset ein paar Fragen:

Nach diesem durchaus unterhaltsamen Experiment war aber klar: Bis Alexa den Journalisten den Job streitig machen kann, dürfte es noch eine Weile dauern.


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