Jeder Beruf sieht sich mit gewissen Klischees behaftet. Twitter-User posten derzeit die Vorurteile gegen ihre Jobs – inklusive einer grossen Portion Selbstironie. Was vor rund einer Woche in Deutschland von einer Kita-Mitarbeiterin ausgelöst wurde, erreichte in den letzten Tagen auch die Schweizer Kommunikations- und Kreativbranche:
Ich bin Reporter. Ich bedränge Passanten mit Fragen zur Lokalpolitik und/oder Marienerscheinungen. Ich ernähre mich ausschließlich von Veranstaltungs-Buffets und Vernissagen-Weißweinen, und mit dem Presseausweis bekomme ich regelmäßig neue Motorräder für praktisch lau. https://t.co/GcyrVTMbau
— Sascha Erni (@nggalai) 14. April 2019
Ich bin Online-Journalist. Also Kindersoldat in der Newsfabrik (@ConstSeibt). Mit der Tastatur im Anschlag schreibe ich Fake News und Nato-Propaganda. Zum Zmittag esse ich Klicks. https://t.co/nrL0RQJG7d
— Hannes von Wyl (@hannesvonwyl) 15. April 2019
Ich arbeite in der Werbung. Ich stehe gegen 11 Uhr auf und trinke einen Whisky (habe die Regel, nicht zu koksen vor 12). Ich fahre dann mit meinem Porsche zu irgendeiner Yachtparty an der Côte d'Azur und überlege mir wie ich Leuten Dinge verkaufen kann, die sie nicht brauchen. https://t.co/HlDY4bNNEY
— Fernando Perez (@perushka) 14. April 2019
Ich bin Filmerin. Ich verfilme alles, was ich so erlebe, und ich liebe es, Leute zu beobachten und mir zu merken, wie sie reden. Jede Woche kommt der Herr von der Filmförderung mit einem dicken Umschlag vorbei. Davon kaufe ich mir Brot, Wurst, mein Netflix-Abo und Koks. https://t.co/cn3BPZxEeI
— Güzin Kar (@Guzinkar) 14. April 2019
Ich bin Bloggerin. Ich schreibe nur über Labels, von denen ich etwas geschenkt bekomme. Ich gehe nur an Events, an denen ich mit rotem Teppich und literweise Soja-Latte empfangen werde. Für meine Insta-Pics klaue ich die Nachbarskatzen und kaufe fancy Kuchen, den ich nicht esse. https://t.co/02NOYCO078
— Leonie Vollenweider (@LeonieAlessa) 15. April 2019
Hier übrigens der Original-Tweet, der alles ausgelöst hat:
Ich arbeite in einer Kita.
— Mrs Mary. (@MrsMarryPoppins) 9. April 2019
Natürlich trinke ich privat keinen Alkohol, habe keinen Sex und fluche nie.
Ich sitze stattdessen mit meinem ungesüßten Kräutertee im Bällebad und höre Kinderlieder. Jeden Abend.
Und was denkt man in eurem Job so über euer Privatleben?
Einen sehr ähnlichen Twitter-Trend gab es bereits Anfang Jahr. User und Unternehmen enttarnten unter dem Hashtag #GreatestHits Klischees und Stereotypen, so unter anderem auch SRF und die Migros (persoenlich.com berichtete). (cbe)
Kommentare
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Fabian Dominguez, 25.04.2019 05:19 Uhr
Schön, wie alle den eigentlichen Sinn des Tweets ignoriert haben. Die Kita-Mitarbeiterin schrieb über die Klischées in ihrem Privatleben, die natürlich vom Beruf geprägt sind. Alle anderen haben eifach überspitzt erklärt, was sie überhaupt beruflich tun.