12.10.2023

Furthur

«Wir konnten bereits vier Kunden gewinnen»

Dominik Lämmler ist Mitgründer einer Agentur für Scientific Social Media Marketing. Im Interview erklärt er, was den Ausschlag dafür gab, zusammen mit Alice Talotti und Peter Wälty den Schritt in die Selbstständigkeit zu machen.
Furthur: «Wir konnten bereits vier Kunden gewinnen»
«Ich habe den Eindruck, wir können mit Furthur eine Lücke füllen», so Mitgründer Dominik Lämmler. (Bild: zVg)

Herr Lämmler, Sie waren Agency-Partner bei Meta DACH. Was hat Sie veranlasst, diesen sicheren Hafen zu verlassen und ein eigenes Unternehmen zu gründen?
Im Kern waren es drei ausschlaggebende Punkte: Erstens: Ein Vakuum in der Schweiz in Punkto Know-how – es gibt wenige bis keine Social-Media-Marketing-Spezialistinnen und -Spezialisten. Zweitens: Personelle Ressourcen – die grossen Social-Media-Plattformen staffen kleinere Märkte wie die Schweiz nur spärlich bis gar nicht. Drittens: meine uneingeschränkte Lust am Unternehmertum.

Was macht Furthur, was andere Unternehmen nicht auch schon anbieten? Wo sehen Sie Ihre Marktnische?
Viele Kampagnen, die heute auf Social ausgespielt werden, unterscheiden sich nicht wesentlich von klassischer Werbung. Das kann funktionieren, wird den Möglichkeiten der Social-Plattformen aber in keiner Weise gerecht. Vielfach fehlt das technische Verständnis, und die Werbeauftraggeberinnen und Werbeauftraggeber nutzen die Plattformen nicht vollumfänglich aus. Vielfach fehlen auch die Basics des Storytellings. Ein Muster, das ich wiederkehrend erkannt habe: Ein Video geht viral – zahlt jedoch nicht auf die Marketingziele des Werbeauftraggebers ein, da die Best Practices bezüglich Markenkommunikation schlicht und einfach vergessen wurden. Unsere Methode heisst: Test & Learn. KI-generierte Varianten von Werbemitteln werden ausgespielt und die Resultate mit dem Kunden analysiert. Das Ziel ist es, den Wirkungsgrad entlang der vordefinierten KPIs zu optimieren. Deshalb nennen wir es Scientific Social Media Marketing.

«Der Weg ist noch lange nicht zu Ende gegangen»

Woher stammt Ihr Firmenname?
Nun, der Name heisst zunächst mal «weiter». Das bedeutet: Man befindet sich bereits an einem Ort, einer Zwischenstation, der Weg ist aber noch lange nicht zu Ende gegangen. Furthur – das ist die Ansage und das Programm unserer Firma. Die eigenwillige Schreibweise stammt von Ken Keseys Hippie-Bus, der 1964 quasi zum Firmenwagen der kalifornischen Hippie-Bewegung wurde. Zum letzten Mal kam er 1969 in Woodstock zum Einsatz.

Zusammen mit Peter Wälty und Alice Talotti sind zwei weitere anerkannte Internet-Spezialisten an Bord. Wie ist Ihre Firma strukturiert?
Alice Talotti kümmert sich um die operative Umsetzung von allen Paid-Aktivitäten, Peter Wälty um die Konzipierung und Erstellung von Inhalten. Ich habe das Netzwerk und unterstütze unsere Kunden, das Thema strategisch richtig einzuordnen.

Kommt es bei drei Geschäftsführern nicht zu Hahnenkämpfen?
Unmöglich, denn es hat ja auch eine Geschäftsführerin dabei, also sind da ja nicht nur Hähne in der GL. Ob es zukünftig Reibereien gibt? Das werden wir sehen. Bis jetzt null. Diverser kann man sich kaum aufstellen. Wir sind aus drei unterschiedlichen Generationen und verfügen alle über ein komplett unterschiedliches Skill-Set. Was uns verbindet, ist unsere Machermentalität und der Wunsch, Furthur zur performantesten Social-Media-Marketing-Firma der Schweiz zu entwickeln.

Haben Sie bereits Kunden?
Ja, das ging glücklicherweise sehr schnell. Wir konnten bereits im ersten Monat vier Kunden gewinnen. Alles Schweizer Firmen. Zwei davon sind global tätig, eine im DACH-Raum, eine ausschliesslich in der Schweiz.

In welche Richtung entwickeln sich das Internet und die sozialen Medien in den nächsten Jahren?
Tja, wer diese Frage heute beantworten kann, wird der nächste Elon Musk. Schauen wir zurück: Noch vor wenigen Jahren war die fehlende Bandbreite ein Thema, dann die Brauchbarkeit der Mobile-Devices für das Internet. Dann das Aufkommen der Social-Netzwerke. Das war ab einem bestimmten Zeitpunkt einigermassen vorhersehbar. Dann kam Google Glass oder autonomous Driving. Das hat hingegen nicht so wirklich Traction gekriegt. Bis jetzt. Und nun? Künstliche Intelligenz wird vieles, wenn nicht alles ändern. Das Internet, die sozialen Medien, Design, die Forschung, die IT, den Verkehr, die Medizin usw. Nicht nur zum Guten. Ich glaube, was in puncto Deep Fakes auf uns zukommt, wird unsere Wahrnehmung von Realität und Fiktion in den Grundfesten erschüttern.

«Wir stehen hier am Anfang einer gigantischen Entwicklung»

Welchen Einfluss haben Metaverse und die künstliche Intelligenz in Zukunft auf unseren Alltag?
Ich glaube, wir stehen hier am Anfang einer gigantischen Entwicklung. Wer schon mal «Richie's Plank Experience» auf einer Meta Quest gespielt hat, weiss, wie wenig es eigentlich braucht, einem Menschen das Gefühl zu geben, er oder sie könne fliegen. Man muss sich so ein Game mal mit hochaufgelöster Grafik und ausgerollt auf Google Earth vorstellen. Das wäre atemberaubend. Überhaupt glaube ich, dass der ganzen Unterhaltungsindustrie eine Revolution bevorsteht. Daher auch der Streik in Hollywood. Ich könnte mir vorstellen, dass in naher Zukunft Filme vollumfänglich virtuell in 3D hergestellt werden. Das Game zum Film kommt dann fast gratis dazu. Oder dann die Musikindustrie: Harmonien und Melodien lassen sich mathematisch analysieren und Ohrwürmer mit KI entlang von Patterns generieren. KI hat bereits das Werbegeschäft umgekrempelt, und hier ist noch viel mehr zu erwarten. Bereits heute plant die künstliche Intelligenz eines Social-Media-Algorithmus um Faktoren treffender, als es ein menschlicher Mediaplaner in der klassischen Zielgruppen-Denke jemals hinkriegen wird. Und das ist erst der Anfang. Von der Kreation über die Distribution bis hin zur simulierten Rezeption oder Datenanalyse wird KI eine sehr zentrale Rolle einnehmen.

Sie haben bereits verschiedene Firmen gegründet. Was sind Ihre ersten Erfahrungen mit Furthur?
Ich habe den Eindruck, wir können mit Furthur eine Lücke füllen. Die Zeit, wo sich Werbeauftraggeberinnen und Werbeauftraggeber von einem schön designten Instagram-Stream beeindruckt zeigten, ist überwunden. Sie haben erkannt, dass soziale Medien längst mehr können, als eine Schaufensterfunktion darzustellen. Sie haben erkannt, dass man Kampagnen auf sozialen Medien nicht nur auswerten kann, sondern auch auswerten muss, um sich einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Hier wollen die Werbeauftraggeberinnen und Werbeauftraggeber in einen Dialog mit einem Spezialisten wie Furthur treten.


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