01.10.2024

Social Media Summit

«Wir werden den Vorjahresrekord brechen können»

In fünf Wochen trifft sich die Social-Media-Branche in Engelberg. Tanja Herrmann hat die Konferenz vor sieben Jahren ins Leben gerufen. Im Interview spricht sie über den Namenswechsel der Veranstaltung und ihrer Agentur sowie die herausfordernde Programmplanung und sagt, wie sie persönlich mit sozialen Medien umgeht.
Social Media Summit: «Wir werden den Vorjahresrekord brechen können»
«Da ich täglich für meine Arbeit auf Social Media bin, bin ich ausserhalb der Arbeitszeit eher wenig online», sagt Tanja Herrmann, Gründerin des Social Media Summit. (Bild: zVg.)

Tanja Herrmann, welche Social Media App öffnen Sie morgens als Erstes auf Ihrem Smartphone?
WhatsApp – je nach Definition kann auch dies als «Dark Social» bezeichnet werden. Für mich ist dies die persönlichste App, auf der ich direkt von Freunden und Familie höre. Darum starte ich gerne damit in den Tag.

Bleiben wir bei den Apps – Sie befinden sich im Endspurt vor dem Social Media Summit in Engelberg: Welche Dienste oder Tools helfen Ihnen aktuell bei der Planung oder generell der Organisation des Events am meisten?
Ich bin der wohl grösste Fan des Projektmanagement-Tools Asana. Ohne dieses Tool würde bei uns gar nichts mehr laufen. Gerade in den letzten Wochen vor der Konferenz passiert extrem viel gleichzeitig. Wenn uns beispielsweise ein Speaker über die Anpassung des Vortragstitels informiert, muss dies im Regieplan, auf den Infotafeln, im Programm, auf den Preview Slides, in den Moderationskarten, auf der Website und in der Live-Chat-Planung vor Ort angepasst werden. Dafür sind verschiedene Leute bei uns im Team zuständig – und diese müssen alle über eine solche Änderung informiert werden. Mit den Prozessen, die wir über Asana aufgegleist haben, können wir die Informationen gleichzeitig allen Teammitgliedern passend zum Task zur Verfügung stellen – ganz ohne Mail-Flut.

Der Social Media Summit war bisher bekannt unter dem Namen WebStage Masters. Warum trennen Sie sich für die siebte Ausgabe davon, wenn er so gut funktioniert hat?
Ich hoffe, wir dürfen das publizieren, aber ich musste den alten Namen in der Frage korrigieren. Und genau darum hatten wir uns davon getrennt. Es war den Leuten einerseits nicht klar, wofür der Name steht, wie genau wir nun heissen, wie wir uns schreiben und wo das «s» hingehört. Mit dem neuen Namen ist klar, was die Konferenz bietet – und alle können es sich merken.

«Ich entscheide, wann ich auf das Handy schaue und welche Apps ich öffne, nicht das Smartphone»

Auch Ihre Influencer-Marketing-Agentur hat den Namen WebStages abgelegt und heisst nun House of Influence. Inwiefern hängen die beiden Entscheide zusammen?
Die Konferenz gab es schon kurz vor der Agentur. Die Idee war damals, zu schauen, ob sich am Schweizer Markt schon jemand für das Thema Influencer Marketing interessiert – und wenn ja, darauf eine Agentur mit den passenden Dienstleistungen aufzubauen. Meine Idee damals: Die beiden Brands sollen aufeinander einzahlen. Was passiert ist, ist, dass die Leute uns für eine Eventmanagement-Agentur hielten, dachten wir machen Websites oder dass sie den Namen der Agentur und den der Konferenz vermischten. Auch hier war den Leuten nicht klar, was der Name WebStages (Bühnen im Web – die die Influencerinnen und Influencer für unsere Kundinnen und Kunden «bauen») mit Influencer-Marketing zu tun hat. Mit dem neuen Namen «House of Influence» ist nun allen klar, was unsere Agentur anbietet.

Die Social-Media-Branche wächst aktuell stark, unterliegt aber auch einem rasanten Wandel. Wie gehen Sie damit in der Eventorganisation um, wo es Programmpunkte teils schon frühzeitig zu definieren gilt?
Die Herausforderung ist tatsächlich nicht zu unterschätzen. Wir definieren deshalb mit unseren Speakerinnen und Speakern zu Beginn erst ein Schwerpunktthema – wie beispielsweise Performance-Marketing auf Social Media. Erst drei Monate vor der Konferenz wird der genaue Inhalt und Titel des Beitrags festgelegt, um so die Relevanz der Beiträge sicherzustellen. Jedes Jahr haben wir zudem ein grosses Panel. Dieses besetzen wir immer zuletzt. Es ist sozusagen unsere Wild Card. Das Thema, das wir kurz vor der Konferenz noch nicht im Programm haben – aber von grosser Relevanz für unser Publikum ist, wird dann dort abgedeckt. Im letzten Jahr war dies ein Panel zum Thema AI. Dieses Jahr geht es um den Einfluss von Social Media auf die mentale Gesundheit.

Mental Health und Social Media werden häufig in einem Atemzug genannt. Wie handhaben Sie persönlich – mit Blick auf Ihre mentale Gesundheit – Ihren Umgang mit den sozialen Medien?
Da ich täglich für meine Arbeit auf Social Media bin, bin ich ausserhalb der Arbeitszeit eher wenig online. Auch in meinen Ferien bleiben die Apps mehrheitlich zu. Dazu kommt, dass ich mit meinem Verhalten die Inhalte steuern kann, die mir gezeigt werden. Somit habe ich neben viel zu vielen Tiervideos vor allem Business-Inhalte mit Podcast-Ausschnitten und Reisetipps in meinem Feed – alles Dinge, die mir viel Inspiration und gute Unterhaltung bieten. Und ich habe sämtliche Notifications – bis auf WhatsApp – auf meinem Handy deaktiviert. Meine Überlegung: Ich entscheide, wann ich auf das Handy schaue und welche Apps ich öffne, nicht das Smartphone.

«Mit verschiedenen Locations über das ganze Dorf verteilt entsteht so ein magischer Charakter»

Engelberg werde zu einem «Social-Media-Dorf», heisst es in der Kommunikation. Wie muss man sich Engelberg in diesen zwei Tagen vorstellen?
In Engelberg herrscht während unserer Konferenz Zwischensaison. Eines unserer Partnerhotels – in dem auch die Gin Night stattfindet – macht nur eine Nacht für unsere Gäste auf. Wir haben das Dorf sozusagen für uns. Mit verschiedenen Locations über das ganze Dorf verteilt entsteht so ein magischer Charakter, bei dem die gesamte Branche in einem kleinen Dorf in den Bergen für zwei Tage zusammenkommt.

TikTok, Instagram, LinkedIn – alle grossen Social-Media-Plattformen sind an Ihrem Event präsent. Wie wichtig ist der Schweizer Markt überhaupt für diese grossen Player?
Obwohl die Schweiz im Vergleich zu vielen anderen Ländern sehr, sehr klein ist, sind die Budgets vergleichsweise interessant. Hinzu kommt, dass die Schweiz mit ihrer Mehrsprachigkeit ein sehr beliebter Testmarkt ist. Für die Plattformen ist es zudem sehr spannend, alle grossen Brands und Agenturen der Schweiz in einem so intimen Rahmen zu treffen und sich direkt austauschen zu können.

Wie definieren Sie konkret das Zielpublikum für Ihren Event? Wen wollen Sie ansprechen?
Personen, die in ihrer beruflichen Tätigkeit Social Media verstehen oder auch bedienen können müssen. Von der strategischen Beratung bis zur operativen Umsetzung. Während knapp 70 Prozent unserer Besucherinnen und Besucher mittlerweile in Entscheidungspositionen sind, sind auch Berufseinsteigerinnen und Berufseinsteiger herzlich willkommen.

Was sind Ihre Programm-Highlights? Welche Slots legen Sie den Besucherinnen und Besuchern persönlich ans Herz?
Einerseits freue ich mich sehr, dass wir mit der Schweizer Armee, der Kantonspolizei Aarau und Betty Bossi dieses Jahr gleich drei grosse Namen gewinnen konnten, die uns einen Einblick hinter die Kulissen geben und zeigen, wie unterschiedlich sie Social Media für ihre Arbeit nutzen. Zudem haben wir das erste Mal LinkedIn höchstpersönlich auf der Bühne – eine Plattform, die bei fast allen Unternehmen massiv an Relevanz gewonnen hat. Wer zudem wissen will, wie Instagram, TikTok oder Pinterest richtig eingesetzt wird, kann die Plattformen bei Vorträgen und in Masterclasses gleich direkt fragen.

«Wir waren bereits vor vier Wochen ausverkauft, konnten dann aber Räumlichkeiten nochmals umbuchen»

Rund 650 Leute werden in einem Monat in Engelberg erwartet. Sollen es künftig noch mehr sein? Oder was sind Ihre Ziele für die kommenden Jahre?
Wir werden dieses Jahr den Vorjahresrekord schon brechen können. Wir waren bereits vor vier Wochen ausverkauft, konnten dann aber Räumlichkeiten nochmals umbuchen, sodass wir das Kontingent erhöhen konnten. Letzte Woche mussten wir dann feststellen, dass wir schon wieder komplett ausgeschossen waren – und dies sechs Wochen vor der Konferenz. Wir hatten daraufhin den Verkauf kurz gestoppt, was unser Telefon erst mal durchgehend klingeln liess, denn die Leute wollten Tickets kaufen. Wir haben deshalb am Montag entschieden, weitere Räume dazuzubuchen, damit wir den Vorverkauf nicht bereits stoppen müssen. Wenn die Nachfrage so weiter geht, werden wir das Raumkonzept für 2025 nochmals auf den Kopf stellen müssen.

Trotz neuem Raumkonzept: Wird der Social Media Summit weiterhin in der Zentralschweiz stattfinden?
Ja. Wir haben mit Engelberg Tourismus einen unglaublichen Partner gefunden, der auf jedes Anliegen eine Lösung aus dem Hut zaubert – auch die nach zusätzlichen Räumlichkeiten kurz vor dem Konferenzstart. Das Dorf bietet eine unglaubliche Infrastruktur mit weiteren grossen Belle Époque-Räumen, die wir bis anhin noch nicht bespielt haben. Zudem haben wir mit den Verantwortlichen vor Ort Partnerinnen und Partner gefunden, die dieser Konferenz und unserer Vision mit einer Herzlichkeit und Offenheit begegnen, die einfach nur Spass macht.



persoenlich.com ist Medienpartner vom Social Media Summit in Engelberg, der vom 6. bis 7. November stattfindet.

 

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