20.05.2021

Eurovision Song Contest

«Die Inszenierung ist gut eingeübt»

Die Schweiz tritt beim Musikwettbewerb in Rotterdam mit der Ballade «Tout l'univers» des Freiburgers Gjon's Tears an. Reto Peritz, Head of Delegation und Leiter Unterhaltung bei SRF, blickt dem ESC-Halbfinale vom Donnerstagabend zuversichtlich entgegen.
Eurovision Song Contest: «Die Inszenierung ist gut eingeübt»
«Ich würde mich für Gjon's Tears und das Team freuen, wenn wir wieder ein sehr gutes Resultat für die Schweiz erreichen würden», so Reto Peritz, Head of Delegation und Leiter Unterhaltung bei SRF. (Bilder: SRF/Lorenz Hilpert, Ueli Christoffel)
von Christian Beck

Herr Peritz, am Donnerstagabend hat der Schweizer Gjon's Tears seinen Auftritt am «Eurovision Song Contest» in Rotterdam. Wie nervös ist das Team?
Der «Eurovision Song Contest» ist eine der am besten geprobten Sendungen der Welt. Es gibt keinen Grund zur Nervosität. Die Inszenierung steht, unser Song kommt in Europa sehr gut an. Aber wir sind natürlich gespannt und unternehmen alles, damit unser Künstler bestens vorbereitet ist und sich auf der riesigen Bühne wohlfühlen kann.

Gjon's Tears hat laut Buchmachern sogar Chancen auf den Sieg. Steigern solche Prognosen den Druck?
Druck gehört zum «Eurovision Song Contest». Es ist ein Wettbewerb und wir wollen ein gutes Resultat. Es gibt aber auch Druck, wenn man nicht erfolgreich ist. Der aktuelle Druck gefällt mir deshalb besser, weil wir auf ein gutes Resultat hoffen dürfen.

2019 erreichte Luca Hänni am «Eurovision Song Contest» (ESC) in Tel Aviv den vierten Platz (persoenlich.com berichtete). Warum ist die Schweiz plötzlich wieder so gut?
Meine Ambition als Head of Delegation war nie: Wir machen mit, nur um dabei zu sein. Wir haben deshalb die letzten Jahre stark am Prozess gearbeitet: Songwriting-Camps mit den erfahrensten Songwritern und Produzenten, eine komplett neue Selektion die datenbasiert abläuft und viel Imagearbeit bei den Schweizer Künstlerinnen und Künstlern. Wir arbeiteten also auf allen möglichen Ebenen und seit einigen Jahren scheint es sich nun auszuzahlen.

«Die Finanzierung ist für jeden Broadcaster eine Herausforderung»

Angenommen, Gjon's Tears gewinnt am Samstag gar das Finale: Wäre die Schweiz bereit, den ESC im kommenden Jahr zu übertragen?
Aber natürlich.

Lässt sich eine solche Übertragung überhaupt refinanzieren? Oder ist es gar lukrativ?
Die Finanzierung ist für jeden Broadcaster eine Herausforderung. Aber die unterschiedlich hohen Budgets der Host Broadcaster der letzten Jahre zeigen, dass es für unterschiedlich grosse Portemonnaies immer eine gute Lösung gab.

Wäre auch mit Unterstützung des Bundes zu rechnen? Immerhin wäre es gute Werbung für die Schweiz.
Die Finanzierung ist Sache des Host Broadcasters und der Europäischen Rundfunkunion (EBU) und war unterschiedlich gestaltet in den vergangenen Jahren. Call-Media, Sponsoring und Fördergelder waren aber immer ein Thema. Einen grossen Anteil trägt jedoch auch die Host City, welche vom «Eurovision Song Contest» profitiert. Deshalb gab es in den vergangenen Jahren jeweils ein Bieterverfahren, um das bestmögliche Gesamtpaket der Host City – inklusive Hotelkapazität, Halle, Transport et cetera – zu finden.

Zurück zur Gegenwart: Was könnte am Halbfinale vom Donnerstagabend noch schiefgehen?
Wie gesagt, die Inszenierung ist gut eingeübt. Von unserer Seite sind alle Vorkehrungen getroffen und die Proben sind am Schluss perfekt gelaufen. Es kann jedoch immer technische Schwierigkeiten geben, dass eine Kamera ausfällt oder ähnliches. Dafür gibt es aber ein Reglement und alle sind darauf vorbereitet.

«Die Schweizer Delegation hat zusätzliche Massnahmen unternommen»

Nicht ganz einfach ist es wegen Corona. Was musste da alles beachtet werden?
Es gibt ein «Health & Safety Protocol», an welches sich alle Delegationen halten müssen. Maske und Abstand sind selbstverständlich. Dazu kommt, dass wir im Hotel in Quarantäne sind und uns nicht mit der lokalen Bevölkerung mischen dürfen. Sprich, keine Restaurantbesuche oder Shopping. Alle Mahlzeiten werden im Hotel in einem für die Delegationen separaten Raum eingenommen. Ausserdem werden wir alle 48 Stunden getestet. Die Schweizer Delegation hat zusätzliche Massnahmen unternommen, indem wir jeden Tag einen Selbsttest durchführen.

10_Days_Delegation_SRF_Nina_Loosli


Konnte Gjon Muharremaj, wie der Musiker bürgerlich heisst, in der Quarantäne überhaupt proben?
Ja, das war möglich. Wir haben im Hotel Möglichkeiten dafür. Einen Grossteil der Proben fand aber natürlich statt, bevor wir nach Rotterdam gereist sind.

Ihre ganz persönliche Prognose: Wie schneidet die Schweiz am diesjährigen ESC ab?
Ich würde mich für Gjon's Tears und das Team freuen, wenn wir wieder ein sehr gutes Resultat für die Schweiz erreichen würden und an den Erfolg von Tel Aviv anknüpfen könnten. Aber zuerst müssen wirs ins Finale schaffen, die Konkurrenz schläft nicht …



Am Donnerstag, 20. Mai 2021, zeigt SRF zwei um 20.10 Uhr die Auftaktsendung «Eurovision Song Contest – Countdown» und ab 21 Uhr die Liveübertragung des Halbfinales mit der Schweiz. Das Finale wird am Samstag auf SRF 1 gezeigt.



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