23.03.2016

Theater Neumarkt

«Entköppelungs»-Aktion beschäftigt auch Zürcher Gemeinderat

Die Zürcher SVP, FDP und CVP fordern die Auflösung des Subventionsvertrags für das Theater.

Die «Entköppelungs»-Aktion des Zürcher Theaters Neumarkt hat am Mittwochabend auch den Zürcher Gemeinderat beschäftigt. Die Fraktionen von SVP, FDP und CVP haben eine Motion eingereicht, in der sie die Kündigung des Subventionsvertrages fordern. Stadtpräsidentin Corine Mauch rief zu Besonnenheit auf.
 
«Der Leistungsausweis des Theaters wurde in jüngster Vergangenheit durch die Medien und politische Vorstösse zu Recht in Frage gestellt», schreiben die Motionäre von SVP, FDP und CVP. Das Theater werde seinem Ruf nicht mehr gerecht und könne die üppigen staatlichen Mittel nicht mehr rechtfertigen.
 
Mit der Verfluchungsaktion gegen SVP-Nationalrat Roger Köppel sei mehr als nur eine rote Linie überschritten worden. Es sei an der Zeit, in Stadtrat und Gemeinderat neu über die Zukunft des Theaters zu entscheiden. Deshalb solle der Stadtrat eine Weisung ausarbeiten, in der er aufzeigt, wie der unbefristete Subventionsvertrag auf den nächstmöglichen Termin gekündigt werden kann.
 
Mauch: Risiken müssen möglich sein
 
Die Vorlage dürfte es bei der Behandlung im Rat allerdings schwer haben und keine Mehrheit finden, wie eine Umfrage bei den andern Parteien ergab.
 
Dies dürfte Stadtpräsidentin Corine Mauch freuen. Sie rief im Rat zu besonnenem Agieren auf. Dies zeichne Zürich aus. Sie habe die konkrete Aktion deutlich verurteilt, betonte Mauch. Aber grundsätzlich müsse es möglich sein, dass Künstler Risiken eingehen und auch Fehler machen könnten.
 
Hinter der kritisierten Aktion steht das «Zentrum für Politische Schönheit» aus Berlin, das sich als Menschenrechts- und Aktionskünstlergruppe bezeichnet. Es rief vergangene Woche die Öffentlichkeit dazu auf, Roger Köppel «rechtskräftig 
zu verfluchen» und ihm unter anderem Querschnittlähmung und Ebola zu wünschen.
 
Die Stadt Zürich subventioniert das Theater am Neumarkt jährlich mit 5,4 Millionen Franken. 72 Prozent des Gesamtaufwands des Theaterhauses werden aus der Stadtkasse bezahlt. Weitere 330'000 Franken stammen vom Kanton Zürich. (sda)



Kommentar wird gesendet...

Kommentare

  • Elias Staub, 24.03.2016 14:22 Uhr
    Das Ganze ist nicht harmlos. Es war eine reine Rufmord-Kampagne. Es ging darum, eine gegnerische Stimme zum Verstummen zu bringen. Das war das ganze Ziel der Aktion. Politisches Mobbing. Nach Selbstauskunft des Machers sollten Nazi-Methoden verwendet werden, nämlich die Methode des Gegners, der vermeintlich als Nazi identifiziert wurde. Diese sollte in die Kunst transferiert werden. In dem Fall ist es aber so, dass die Kritik zwingend wesensgleich mit dem Kritisierten wird. Um es deutlich zu sagen: Hier förderte die Zürcher Kulturpolitik eine faschistoide Kunstabsicht. Man kann es nicht einmal als Theater des Hasses bezeichnen. Die Denunziationsaktion hat nichts mit Theater zu tun. Weder inhaltlich noch formal. Inhaltlich war es die Pervertierung eines humanistischen Theaterverständnisses und formal reiner Etikettenschwindel (zur Abschöpfung von Fördergeldern). Wirkliches Theater muss - gemäss Definition - als solches vom Publikum wahrnehmbar sein. War es nicht. Es ist besorgniserregend, wenn die Kulturpolitik der SP diese faktische Umkehrung einer humanistischen Funktionsbestimmung von Theater nicht mit aller Entschiedenheit zurückweist und entsprechende Konsequenzen zieht.
Kommentarfunktion wurde geschlossen

Diese Artikel könnten Sie auch interessieren:

Zum Seitenanfang20240426