Frau Egli, dieses Jahr war für die ganze Welt aussergewöhnlich. Wie haben Sie die Corona-Zeit erlebt?
Von zwei Seiten. Es ist für eine Künstlerin sicher nicht einfach, wenn sie jeden Tag Konzertabsagen bekommt. Auch die Nähe habe ich in den letzten Monaten enorm vermisst. Ich bin ein sehr körperlicher Mensch und umarme die Leute gerne. Dies hat mir gefehlt. Gleichzeitig hatte ich plötzlich Zeit, um neue Musik zu machen, für die ich normalerweise gar keine Zeit gefunden hätte. So singe ich auf dem neuen Album auf Französisch, Italienisch und Schweizerdeutsch. Daneben habe ich mir die Frage gestellt, welche Herausforderungen es ausser Singen sonst noch gibt.
Welche?
Ich habe mir vorgenommen, das Matterhorn zu besteigen. Diese Idee ist aus einer Laune heraus entstanden, da mir ein Ziel fehlte. Normalerweise bereitet man sich als Sängerin ständig auf eine Tournee vor, trainiert dafür jeden Tag, doch dies war während des vergangenen Jahres unmöglich. Deswegen kam das Matterhorn gerade im richtigen Moment. Im Juli will ich den Gipfel erklimmen. Jetzt weiss ich wieder, warum ich am Morgen aufstehe (lacht).
Wie kamen Sie auf die Idee, das Matterhorn zu besteigen?
Die Idee kam spontan. Ich überlege mir meist nicht sehr viel, sondern will es einfach machen. Dies gehört wohl zu meinem Wesen. Erst später realisiere ich, dass dahinter doch sehr viel Arbeit und grosser Aufwand stecken. Aber dann ist es meist zu spät (lacht). Auch bei «Deutschland sucht den Superstar» habe ich mich einfach angemeldet, ohne zu überlegen, was das heisst.
«Ich benötige Ziele, um weiterzukommen»
Ist es Ihr Lebensprinzip, einfach ins kalte Wasser zu springen und dann schwimmen zu lernen?
Ja, das kann man so sagen. Gleichzeitig bin ich sehr ehrgeizig und will immer die höchsten Ziele erreichen.
Als Sängerin sind Sie bereits auf dem Matterhorn angekommen.
Ich benötige Ziele, um weiterzukommen. Dadurch habe ich nicht nur meinen Erfolg im Fokus, sondern kann ständig neue Erfahrungen sammeln, um mich selber kennenzulernen. Ich bin wirklich neugierig, welches Potenzial noch in mir schlummert. So hätte ich mir nie vorstellen können, mit dem Bike eine fünfzehnprozentige Steigung zu überwinden. Das ist eine äusserst positive Erfahrung. Auch in meinem Beruf als Künstlerin suche ich ständig Neuland, sei es als Sängerin, als Moderatorin oder auch als Schauspielerin.
«Meine Eltern waren richtige Pioniere»
Woher stammt dieses Gen? Sie sind völlig normal in Pfäffikon als Metzgerstochter aufgewachsen.
Vielleicht war meine Mutter der Treiber. Sie wollte in ihrem Genre – also dem Kulinarischen – auch stets das Beste erreichen. Sie hat mit meinem Vater zusammen immer wieder Neues kreiert. Vor 20 Jahren war Take-away in einer Metzgerei noch etwas Aussergewöhnliches, vor 25 Jahren war auch Catering etwas Neues. Meine Eltern waren dabei richtige Pioniere. Vielleicht habe ich dieses Prinzip von zu Hause: «Wenn man etwas macht, so macht man es richtig. Gleichzeitig musst du dich aber auch immer neu erfinden, um bestehen zu können.»
Das sagen viele, aber die wenigsten wenden es konsequent an. Betrachtet man Ihre unglaubliche Karriere, haben Sie aber vieles richtiger gemacht als die anderen.
Ich weiss nicht, ob ich es richtiger gemacht habe. Ich hatte zweifelsohne viel Glück, habe aber schon früh hart gearbeitet und dadurch einen Teil meines Privatlebens geopfert. Es ist aber nicht so, dass ich etwas bereuen würde, im Gegenteil. Es ist einfach so: Wenn ich ein Ziel erreicht habe, beispielsweise einen Echo oder eine Goldene Schallplatte gewonnen habe, dann nehme ich schon mein nächstes Ziel ins Visier.
Das ganze Interview mit Beatrice Egli lesen Sie in der aktuellen Printausgabe von «persönlich».