21.05.2020

Tod von Walter Beller

«Irina steht unter Schock»

Unerwartet ist Bauunternehmer Walter Beller am Dienstag verstorben. Flavia Schlittler, People-Redaktorin beim Blick, kennt die Bellers schon seit Jahren. Im Interview erzählt sie, was man zu den Umständen des Todes bereits weiss.
Tod von Walter Beller: «Irina steht unter Schock»
Flavia Schlittler zusammen mit dem kürzlich verstorbenen Walter Beller. (Bild: Thomas Lüthi)
von Matthias Ackeret

Frau Schlittler, Sie haben für den Blick die Bellers ständig mitverfolgt. Wie haben Sie vom Tod von Walter Beller erfahren?
Eine Blick-Leserreporterin schickte uns am 19. Mai gegen Mittag eine Mail, vor seinem Wohnhaus in Pfäffikon SZ stünde die Polizei und ein Krankenwagen, Polizisten seien auf der Terrasse seiner Maisonette-Wohnung. Darauf hin rief ich sofort seine Ehefrau Irina an, die kaum Worte fand, weil sie so stark weinte. Sie schrie immer wieder: «Walter ist tot, Walter ist tot, warum, warum nur?»

Was noch?
Sie erzählte mir auch, dass sie am Abend davor mit ihm telefonierte, er ihr sagte, er würde früh zu Bett gehen, um fit für einen morgendlichen Geschäftstermin und die Fahrt ins Tessin zu sein. Pünktlich um 14 Uhr wollte er bei ihr sein, worauf sich beide sehr freuten. Seit dem Lockdown weilt sie bei ihren Eltern, die zur Corona-Risikogruppe gehören und kauft für sie ein. Walter hat sie drei Wochen lang nicht gesehen. Für folgenden Tag planten sie, mit ihrem Boot auf den See zu fahren, er habe sich auf den Sommer im Tessin mit ihr sehr gefreut.

Wann hatten Sie letztes Mal Kontakt mit ihm?
Am Tag vor seinem Tod. Ich rief ihn morgens an und wollte wissen, wie er den Geburtstag von Irina vom kommenden Montag im Tessin feiern werde. Er meinte nur, er plane eine Riesenüberraschung, mehr wollte er nicht verraten.

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Was für einen Eindruck machte er auf Sie?
Einen sehr guten. Er war bestens gelaunt. Sagte, es gehe ihm wunderbar.

Weiss man schon, woran er verstorben ist?
Nein, der Todesumstand wird noch untersucht. Die ermittelnde Polizei geht nicht von Einwirkung Dritter aus.

Wie geht es seiner Frau, Irina Beller?
Sehr schlecht, sie steht unter Schock. Sie hat immer wieder schluchzend erwähnt, dass sie noch so viele Pläne hatten. Erst ihr Geburtstag, den Sommer im Tessin und den 20. Hochzeitstag, den sie dieses Jahr feiern wollten.

Die Bellers waren das Schweizer Boulevardpaar schlechthin. Warum faszinierten sie die Menschen so?
Weil sie so anders waren. Sich so inszenierten, wie man es in der Schweiz nur selten erlebt. Sie posierten am liebsten mit teuren Autos, Pelzmänteln, Diamanten und feinstem Champagner. Sie waren laut, schrill und doch sehr liebevoll und nahbar. Für viele war dies schwer einzuschätzen.

«Wenn sie wollten, fanden sie einen Weg, an Veranstaltungen zu kommen, obwohl sie wussten, dass man sie da nicht haben wollte»

Wie haben Sie diesen Status erreicht?
Erst durch den SRF-Dok «Die Ballkönigin und der Baulöwe – Auffallen um jeden Preis», aus dem Jahr 2012. Und Irina Bellers Aussage darin zum Thema Pelztragen: «Die Tiere haben es in meinem Schrank besser als im Wald.» Daraufhin folgte ein schweizweites Beben des Entsetzens. Auch die Blick-Titel haben dies thematisiert. In den Folgejahren haben sich immer wieder spannende Geschichten um das Glamourpaar ergeben. Die späte Schwangerschaft mit 47, die Versöhnung mit ihrer Tochter aus erster Ehe, Bilder aus glücklichen Zeiten aus den Ferien, um nur einige zu nennen.

Zu vielen Veranstaltungen wurden die Bellers nicht mehr eingeladen. Haben sie darunter gelitten?
Nein, denn wenn sie wollten, fanden sie einen Weg, an Veranstaltungen zu kommen, obwohl sie wussten, dass man sie da nicht haben wollte. Eine Premiereneinladung seitens des Zurich Film Festivals – die sie gerne gehabt hätten – gabs nicht. Das thematisierten sie in ihrem Umfeld, da bekamen sie von einem Bekannten zwei Tickets und haben ihren Auftritt entsprechend, flankiert mit Bodyguards, inszeniert und genossen. Das reichte ihnen. Danach sind sie nach Hause gefahren, die After-Party war ihnen nicht mehr wichtig, nur der Auftritt auf dem Premieren-Teppich.

«Walter Beller hatte Freude, wenn Irina glücklich war»

Wie war ihre Beziehung?
Vor allem war sie echt. Abseits wie vor einer Kamera. Sie haben sich geliebt, öffentlich gestritten und doch stärkten sie sich. Als sie ihr Buch «Hello Mr. Rich!» auf den Markt brachte, hat er ihr den grossen Auftritt vor vielen Pressevertretern und Prominenten ermöglicht. Mit einem Helikopter liess er das erste Buch zum Sonnenberg fliegen, buchte den damaligen Bachelor Vujo Gavric, der allen Damen eine Rose verteilte. Walter Beller hatte Freude, wenn Irina glücklich war. Sie wiederum stand täglich voller Sorge nach seiner Hüftoperation an seinem Spitalbett, litt, wenn es ihm nicht gut ging. So wie ich sie erlebte, ergänzten sie sich hervorragend auf ihre sehr spezielle Art und Weise.

Sie haben einen sehr engen Kontakt zu Irina Beller. Inwiefern beeinflusst dies jetzt Ihre Berichterstattung?
Ich habe die Bellers immer respektiert, ihre unverblümte Ehrlichkeit sehr geschätzt. Ihnen habe ich die gleiche entgegnet. Daher vertrauten sie mir. Beide nahmen kein Blatt vor den Mund und trieben keine Spiele. Nicht mit Bekannten, nicht mit Journalisten. Wie in der Öffentlichkeit erlebte ich sie privat als Paar. Wenn er sich ab ihr nervte, sagte er das genauso lautstark in einem Restaurant, wie umgekehrt. Wenn er mit Tränen in den Augen ihr eine Liebeserklärung machte und sich für die Freude in seinem Leben bedankte, die sie ihm schenkte, sass sie ebenfalls mit Tränen in den Augen am Tisch. Meine Berichterstattung wird dies hoffentlich um das bereichern, dass ich auch das Bild der sensiblen, herzlichen Frau zeigen kann, die für viele nur auf Geld und Presse aus ist.



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