11.06.2015

Dascha Schukowa

Mit Gesang Russland verändern

In Moskau wir der modernste Kunsttempel des Landes eröffnet.

Mit ihrem Museum Garage im Gorki-Park will Darja Schukowa, die Freundin des Multimilliardärs Roman Abramowitsch, Russland verändern. Für Moskaus Kulturszene ist die Eröffnung des Ausstellungshauses am Freitag das Gesellschaftsereignis des Jahres. Die Garage ist das einzige und grösste Museum seiner Art in Russland - und sie orientiert sich an der Tate Modern in London und anderen grossen Kunsthallen von Weltrang. Es ist aber auch ein Wagnis, das die 34 Jahre alte "Dascha" Schukowa eingeht.

Zeitgenössische Künstler haben es in dem Land mit der starken orthodoxen Kirche und einem ultrakonservativen Kulturminister Wladimir Medinski nicht leicht. Beispiele gibt es viele: die umstrittenen Strafprozesse gegen die Punkband Pussy Riot oder Kunstexperten wie Andrej Jerofejew. Immer wieder gibt es auch die Attacken von Geistlichen oder Ultranationalisten gegen Ausstellungen und Filme, gegen moderne Opern- und Theaterinszenierungen. Das Kunstmuseum Garage will dagegen zeigen, dass es trotz allem Freiräume gibt.

Ein Ort für den Wandel in der Gesellschaft soll der kastenförmige Kunstpalast werden. "Wir verändern die Gesellschaft", meint Museumsdirektor Anton Below. Es sei alles eine Frage der Kommunikation, der Vermittlung von bestimmten Kunstprojekten. "Jede Kunst kann gezeigt werden. Die Frage ist, wie sie präsentiert wird. Wenn jemand einen Skandal will, dann wird es ihn geben", sagt er.

With a little help from my friend

Dass Dascha Schukowas Traum von einem eigenen Museum in bester und teuerster Lage in Moskau nun wahr geworden ist, überrascht aber kaum jemanden in der Kulturszene. Geholfen haben mag neben den nötigen Millionenbeträgen auch der Oligarch Abramowitsch, der bestens in russischen Machtstrukturen vernetzt ist. Seine Freundin, die Tochter eines Öl- und Bankmagnaten, sieht das Museum vor allem als Bildungseinrichtung. Es gibt Programme für Kinder und Jugendliche, Künstlerbegegnungen und Kunstbücher auf Russisch. Bisher war die 2008 aus der Taufe gehobene Garage stets in Provisorien untergebracht.

Heute spricht ihre Chefkuratorin Katie Fowle von einer etablierten Institution mit der weltweit grössten Sammlung der bisher kaum erforschten russischen Kunst seit den 1950er Jahren. Der neue feste Standort soll den Russen auch über die zeitgenössische Kunst einen freien Blick auf die Welt eröffnen, sagt sie. "Das Problem heute ist, dass es wenig Infrastruktur gibt, damit sich ein Ökosystem der Kunst entwickeln kann", sagt Fowle. Sie will Künstler von Weltrang hier präsentieren. Die Garage solle helfen, ein System guter Künstler, professioneller Kritiker und Kuratoren zu etablieren. Kuratoren müssten den Künstlern dabei helfen, mit der Welt zu kommunizieren.

Kunst und Alltagskultur

Für diese Kommunikation hat der niederländische Architekt Rem Koolhaas das frühere Café der Jahreszeiten von 1968 rundum erneuert. Die in den 1990ern heruntergekommene Ruine hat der 70-Jährige mit einer neuen High-Tech-Fassade ausstatten lassen. Erhalten sind im Innern noch kommunistische Mosaiken, Backsteinmauern und grüne Kachelfassaden. Zur Eröffnung der lichtdurchfluteten Kunsthalle mit mehr als 5400 Quadratmetern sind unter anderem Arbeiten der japanischen Künstlerin Yayoi Kusama, des Russen Erik Bulatow und der in Freiburg geborenen Katharina Grosse zu sehen. Gezeigt werden auch Kühlschränke, Fernseher und andere Gegenstände aus Sowjetzeiten. (sda)


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