Herr Aebi, wenn man von den grossen Schweizer Werbeagenturen spricht, geht Wirz gerne vergessen. Woran liegt das?
Das sehe ich nicht wirklich so. Sie haben recht, in der Öffentlichkeit sind wir sicher etwas weniger präsent als andere Agenturen und deren Chefs, die immer für eine Schlagzeile gut sind. Das primäre Ziel unserer Mitarbeiter ist auch nicht, selber im Rampenlicht zu glänzen, sondern gute und erfolgreiche Arbeit für unsere Kunden zu machen. Der entscheidende Punkt ist aber, dass uns die Auftraggeber nicht vergessen. Und dies ist in den letzten Jahren glücklicherweise immer weniger passiert.
Biegen Sie sich damit nicht die Realität zurecht?
(Lacht.) Nein, überhaupt nicht. Wirz, als älteste Werbeagentur der Deutschschweiz, hat sich immer als solides und ernst zu nehmendes Unternehmen verstanden, welches für seriöse und gut gemachte Kommunikation steht, die auch etwas bewirkt. Da wir nicht nach dem Star-Prinzip funktionieren, liefern wir der Presse auch weniger Schlagzeilen. Fussballerisch gesehen vergleiche ich die Wirz-Gruppe lieber mit dem gewachsenen und eingespielten Team von Barcelona als mit dem zusammengekauften Starensemble von Real Madrid. In diesem Sinne haben wir dieses Jahr unser Führungsteam ergänzt und erweitert mit eigenen, aber auch neuen Leuten, die zu dieser Philosophie passen.
Bedauern Sie diese Zurückhaltung nicht manchmal, Werbung ist doch ein schrilles Geschäft?
Der eine oder andere mag dies vielleicht manchmal bedauern. Bei Wirz stand nie der einzelne Star im Vordergrund, sondern das Team. Das war immer das Credo von Wirz und wurde auch von meinen Vorgängern schon bewusst gepflegt. Für mich war dies vor acht Jahren einer der ausschlaggebenden Punkte, in dieses Unternehmen einzusteigen. Die Wirz-Kultur ist aber nicht in dicken Leitbildern oder auf glorreichen Marmortafeln verewigt, sondern wird seit Adolf und Jost Wirz von den jeweiligen Führungspersönlichkeiten vorgelebt und an die Nachfolger weitergegeben. Eine so langjährig gewachsene Kultur kann natürlich auch ihre negativen Seiten haben, wenn zu viel Tradition der Innovation im Weg steht. Wirz wurde früher vielfach mit der NZZ verglichen, deren Budget wir lange Jahre betreuen durften. Wenn man eine solche Kultur mit einer «alten Tante» gleichsetzt und damit viel Veraltetes und Verstaubtes impliziert, dann entspricht es auch nicht meinen Vorstellungen. Diesen Staub mussten wir zu Beginn meiner Tätigkeit grossräumig wegblasen. Dies betraf auch die Mitarbeiter und ihre Einstellung zur Arbeit. Nach teilweise massiven personellen Wechseln bauten wir ein neues, zeitgemässes Selbstverständnis auf, das mehr meinem Idealbild des kunden- und erfolgsorientierten Dienstleisters entspricht. Wenn ich die Wirz-Gruppe heute betrachte, dann bin ich mit unserer Personalsituation mehr als glücklich.
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