28.04.2003

AUST STEFAN/Mai 2003

Der 56-jährige Stefan Aust gilt als einer der profiliertesten und wichtigsten Journalisten Deutschlands. Seit 1994 ist er Chefredakteur des Spiegels. Bekannt wurde der passionierte Reiter als Moderator von Spiegel TV, deren Chefredaktion er sechs Jahre leitete. Zuvor hatte Aust den Longseller "Der Baader-Meinhof-Komplex” publiziert. Gegenüber "persönlich” äussert sich Aust über seine Rolle als deutscher Meinungsmacher, seine Beziehung zur Bundesregierung sowie sein Verhältnis zur Schweiz und ihren Medien.

Herr Aust, wie nehmen Sie eigentlich die Schweiz wahr? Manchmal hat man als Spiegel-Leser den Eindruck, als handle es sich für Sie um ein kurioses Land am Rande Deutschlands.

“Ist das anders?” (lacht)

Den bekanntesten Schweizer Politiker, Christoph Blocher, haben Sie im Spiegel auch schon mit falschem Vornamen geschrieben.

“Die Schweiz ist ein so demokratischer Staat, dass man die führenden Politiker gar nicht kennt. Das kann auch ein Vorteil sein. Wenn man unsere Politiker anschaut, würde man gerne von manchem sagen: ‘Das ist der zu Recht unbekannte Herr Soundso’ oder ‘zu Unrecht bekannte Herr Soundso’. Dieses Problem hat die Schweiz vielleicht konsequenter gelöst. Also, ich finde die Schweiz ein sehr schönes Land, vor allem wenn ich an die Steuervorteile denke – leider besitze ich kein Schweizer Bankkonto. Ich bin kein grosser Skifahrer – ich fahre zwar schnell und schlecht –, deswegen kenne ich die Berge auch nicht so gut. Zusammenfassend: Die Schweiz ist ein nettes Land, von hier aus gesehen ein Stück heile Welt.”

Ist die Schweiz für den Spiegel überhaupt interessant?

“Ja, zum einen haben wir in der Schweiz eine ordentliche Auflage, zum andern schreiben wir gerne über den Finanzplatz. Ob wir genügend über die Schweiz berichten, kann ich nicht sagen. Aber es gab auch schon Geschichten, die ich absolut Spiegel-würdig fand…”


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