26.04.2006

FUETER MICHAEL, Werbefilmer/Mai 2006

Sanfter Rebell: Michael Fueter gehört zu den erfolgreichsten Werbefilmern der Schweiz. Vielfach prämiert, hat er unter anderem auch Spots für Audi, BMW, Renault oder Mazda produziert. Momentan diagnostiziert Fueter aber eine weltweite Verflachung der Werbung. Der Grund: Mut- und auch Orientierungsloskeit. Fueters Fazit: Selten sei der Zeitpunkt so günstig gewesen, um wirklich gute Projekte zu realisieren.

Herr Fueter, Sie sind fast so schwierig zu erreichen wie ein Bundesrat. Für einen Werber ist dies in der heutigen Zeit doch sehr ungewöhnlich...

“Momentan kann ich mich über mangelnde Aufträge wirklich nicht beklagen. Aber ich kenne auch andere Zeiten, in denen ich keine guten Boards bekam und finanziell auf dem Zahnfleisch lief. Man braucht ziemlich gute Nerven, wenn man wie ich der Meinung ist, dass man nicht jeden Job annehmen soll.”

Dies ist aber ein Luxusproblem...

“Na ja, schon, aber irgendwie auch überlebensnotwendig. Für meine Weiterentwicklung ist entscheidend, dass ich nicht einfach einen Film nach dem anderen drehe, sondern dass diese auf meinem Showreel landen. Dieses ist meine Visitenkarte und das wichtigste Kriterium, ob ich für einen Job angefragt werde. Also darf nur auf die Rolle, was diese auch wirklich verbessert.”

Wie viele Projekte lehnen Sie dann ab?

“Ich führe zwei Hängeregister mit den Bezeichnungen ‘Alive Projects’ und ‘Dead Projects’. Das zweite platzt nach Ablauf eines Jahres aus allen Nähten. Ich habe mal ausgerechnet, dass es mehr als 70 Prozent aller Anfragen sind, die ich entweder ablehne, verliere oder die nicht zustande kommen. Aber längst nicht alle Angebote sind wirklich ernst gemeint. Weil die Kunden von den Agenturen immer mehrere Umsetzungsvorschläge beziehungsweise Offerten erwarten, pitcht man auch um Jobs, bei denen man als Regisseur von vornherein weiss, dass man nicht Agenturpräferenz ist. Die Chance, einen solchen Pitch trotzdem zu gewinnen, ist sehr gering oder sogar aussichtslos. Manchmal ist das Business ganz schön inflationär.”



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