15.06.2004

GYGI ULRICH, Post-Chef/Juni 20044

Wie sich die Post neu positioniert: Post-Chef Ulrich Gygi ist in einer Sandwichposition zwischen Marktöffnung und Service public. Einerseits schrumpft der Briefmarkt, und die Konkurrenz von anderen Postgesellschaften nimmt zu, anderseits wollen linke Kräfte durch eine Initiative den Status quo bewahren. Gygi sagt “persönlich”, wie er sich auf diesem schmalen Grat ausbalanciert. Interview: Oliver Prange Fotos: Marc Wetli

Herr Gygi, die Post steht unter massivem Konkurrenzdruck. Wo steht Ihre Firma in zehn Jahren?

“Ich denke, die einzelnen, nationalen Postgesellschaften werden verstärkt grenzüberschreitende Dienstleistungen im Brief-, Express- und Paketbereich anbieten. Diese werden voraussichtlich neben den bereits jetzt bekannten Anbietern UPS und Fedex die deutsche, französische, englische und niederländische Post sein. Die deutsche und französische Post sind beispielsweise bereits heute im liberalisierten Paketmarkt Schweiz erfolgreich tätig. Einige der nationalen Postgesellschaften dürften aufgrund des massiven Drucks ihre Unabhängigkeit verlieren. So suchen die österreichische, dänische, belgische und irische Post bereits heute nach starken Partnern.”

Und die Schweizer Post?

“Wir werden unsere Unabhängigkeit bewahren und in der Schweiz weiterhin die Nummer eins bleiben. So wollen wir als Marktleader weiterhin die ganze Palette an Brief-, Express- und Paketdiensten anbieten. Zudem haben wir unter dem gleichen Dach eine Retailbank. Ich denke, die Voraussetzungen für ein solches Vorhaben sind gut.”

Woher dieser Optimismus? Könnte die Schweizer Post nicht plötzlich von der Deutschen Post, die starke Expansionsgelüste hegt, übernommen werden wie vielleicht eines Tages die Swiss von der Lufthansa?

“Unser erklärtes Ziel ist die Unabhängigkeit. Eine Beteiligung von Grossen an unserer Post sehen wir nicht, denn die Deutsche Post gibt sich in der Regel nicht mit Minderheitsbeteiligungen zufrieden, und wenn – nur aus strategischen Gründen.”



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