14.06.2000

HOLMES ADRIAN, CCO bei der Lowe-Gruppe/August 1999

Der Gewinn des Grand Prix in Cannes bedeutet für die Lowe-Gruppe den Höhepunkt von langjährigen Bestrebungen, eine eigene Agenturkultur zu leben. Der sie weltweit durchsetzen soll, ist Chief Creative Officer Adrian Holmes. Im Interview mit "persönlich” sagt Holmes, wie der Grand Prix entstand, warum Lowe-Kreative keine Kunden besuchen dürfen, warum mehr Dialoge sinnvoll wären und wie man gute Texte schreibt. Interview: Oliver Prange

Lowe Howard-Spink hat in Cannes den Grand Prix gewonnen. Hat der Film den Preis verdient?

"Ich denke, es ist ein würdiger Grand Prix. Das wird mir auch von Kollegen anderer Agenturen bestätigt. Der Film trägt eine inhaltlich relevante Botschaft und repräsentiert eine Stimmung, die in der Werbeindustrie derzeit vorherrscht. Er passt als letzter Grand Prix dieses Jahrhunderts. Einige Kollegen meinen, dass es einfacher sei, einen guten Werbefilm für eine Zeitung zu produzieren als für ein anderes Markenprodukt des täglichen Gebrauchs. Dem ist nicht so. Die meisten Verleger in Grossbritanien haben in den letzten Jahren keine Markenwerbung betrieben. Es gibt nur wenige, die in ihrer Werbung ein Statement abgeben und sagen, wofür ihre Zeitung steht. Statt dessen reiben sie sich üblicherweise in Preiskämpfen und Verkaufsförderungen auf und betreiben Bingo-Games und andere Wettbewerbe, bei denen man schöne Reisen gewinnen kann. Aber dadurch bilden sie nur eine unbeständige Kundschaft ohne Markentreue heran. Was wir für The Independent beabsichtigten, war ein starkes Marken-Statement, denn letztlich verkauft man eine Zeitung besser durch Respekt und Glaubwürdigkeit als durch Bingo-Games.”

Welches war Ihre Rolle bei dem Film?

"Charles Inge, Creative Director bei Lowe Howard-Spink, war gleichzeitig Konzepter und Art Director bei dem Film, es ist sein Werk (siehe Kasten auf Seite 35; Red.).”

Wie entwickelte sich diese Kampagne?

"Unsere Absicht war, ein starkes emotionales Band zwischen The Independent und seinen Lesern zu spannen. Das Problem war, dass sich die Leser dieser Zeitung als unabhängige Geister verstehen und deshalb auf Werbung wenig ansprechbar sind. Durch die Verbotslitanei, die im Film ein Sprecher herunterleiert, wird er aber so unbequem, dass auch The-Independent-Leser die Message nicht ignorieren können. Ich finde es auch bedeutsam, dass die Jury von Cannes den Grand Prix einem Film zugesprochen hat, der nur 100000 Pfund kostete. Das bestätigt, was ich den kleineren Agenturen unseres Netzwerks ständig predige: Ein kleines Budget verhindert nicht einen guten Film, im Gegenteil, es zwingt einen dazu, die Sache anders anzupacken und neuartig zu denken, das kann spannend sein.”


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