14.06.2000

KEMPER ANDRÉ, Springer & Jacoby/Januar 2000

Springer & Jacoby ringt mit Jung von Matt jeweils um den ersten Platz in den diversen deutschen Kreativ-Rankings, die im Januar veröffentlicht werden. Drei Jahre nach dem Rücktritt der Gründer ist die Werbeagentur jünger und dennoch erwachsen geworden. André Kemper, der für die Kreation der Gruppe verantwortlich ist, sagt "persönlich”, warum er sich an den Rand eines Wadis setzt, wie sein Schlammlawinen-Frühdetektor funktioniert, wie er Liegestützen als Disziplinarverfahren einsetzt und dass ein Umbruch für Springer & Jacoby ansteht. Interview: Oliver Prange

Sie haben sich viermal bei Springer & Jacoby beworben, dreimal kam eine Absage, beim vierten Mal klappte es. Was wäre aus Ihnen geworden, wenn Sie auch beim vierten Mal eine Absage erhalten hätten?

"Schwierige Frage. Ich begann mit 20 Jahren bei BBDO als Kontakter. Dort merkte ich schnell: Kempi du wirst nie ein guter Kontakter! Also bin ich Texter geworden. Und das hat dann auch ganz gut geklappt. Nach BBDO wechselte ich zur Tochterfirma Imparc. Von dort aus habe ich dann aber immer ganz neidisch zur noch jungen Star-Agentur Springer & Jacoby geguckt. Da wollte ich hin. Leider wollte man mich dort nicht. Aber bei der vierten Bewerbung hat es schliesslich geklappt. Sonst wäre ich wohl Bootsbauer geworden.”

Ist die Hartnäckigkeit, mit der Sie sich bewarben, heute Ihr Markenzeichen?

"Absolut. Als ich damals bei S&J anfing, sassen dort die heissesten Leute meiner Generation. Alles Top-Talente mit jeder Menge Medaillen im Gepäck. Ich dachte damals: Das packst du nie – an den Leuten kommst du nie vorbei. Aber dann merkte ich mehr und mehr, dass die Karriere eine Art Durchhalterennen ist. Es gibt da so ein Sprichwort – die Tuareg-Regel: ‘Setz dich an den Rand eines Wadis, und du wirst deine Feinde tot vorbeischwimmen sehen.’ Kurze Erklärung: Wadis sind ausgetrocknete Flussbetten in der Wüste. Es gibt Zeiten, da regnet es in der Wüste so stark, dass diese Flussbetten sich sehr schnell mit Schlammlawinen füllen. Dort sind im Laufe der Jahrhunderte mehr Beduinen ertrunken, als verdurstet.”

Welche Schlammlawinen sind über Sie herniedergegangen?

"Ich bin dem Schlamm ausgewichen. Als guter Kreativer ist man ein ‘most wanted’ in der Werbung, weil es nun mal nicht so viele gute Kreative gibt. Solche Leute werden heiss umworben – mit sehr viel Geld. Wer jedoch dem schnellen Geld folgt, wird zu 99 Prozent scheitern. Geld ist eine böse Schlammlawine, da muss man aufpassen.”



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