29.10.2002

KERN GEORGES, CEO IWC/Oktober 2002

Vor über einem Jahr übernahm der Richemont-Konzern die Uhrenmanufaktur IWC. Seitdem zieht der neue CEO Georges Kern eine neue Distributionsstrategie durch. IWC soll nicht mehr über Agenten, sondern über eigene Kanäle verkauft werden. Das Branding bleibt sich gleich, doch aus IWC soll nun eine Weltmarke werden. Kern sagt, wie er das schaffen will. Interview: Oliver Prange

IWC ist eine Marke, die vor allem im deutschsprachigen Raum bekannt ist; nun soll sie zu einer Weltmarke werden. Wie soll das vor sich gehen?

“Wir versuchen, dies über die Distribution zu erreichen. IWC war ursprünglich ein Produktionsbetrieb; jetzt wandelt sie sich zu einem Produktions- und Distributionsbetrieb. Eine Luxusmarke muss den Vertrieb in Eigenregie führen. Dazu haben wir die Verträge mit unseren Agenten aufgelöst und übernehmen den Vertrieb. Ab dem 1. Januar haben wir denjenigen in Italien übernommen. Im April kamen jene in Singapur, Taiwan und Malaysia dazu. Seit dem 1. Oktober haben wir jene in Japan, Australien und den Benelux integriert. Ab 1. Januar 2003 werden wir auch die Distribution in den Zonen Hongkong und China übernehmen. Das heisst, innerhalb von zwölf Monaten sind wir von 20 Prozent Eigenvertrieb auf 80 Prozent gestiegen. Dies bedeutet enorme Änderungen.”

Der Knackpunkt liegt also in der Distribution und nicht in der Markenphilosophie?

“Dies muss man vom Branding unterscheiden. Das reine IWC-Branding ist top. Und dieses Branding ist in den traditionellen Märkten wie Deutschland, Schweiz, Österreich und Italien erfolgreich. Es wäre sinnlos, ein Erfolgsprodukt zu verändern. Auch die DNA, also die Grundwerte der Marke, sind gegeben. Wir sind eine ingenieurorientierte Marke. Unsere Heimat ist Schaffhausen. Wir sind von einem Amerikaner gegründet worden und nicht von einem Welschen. Wir sitzen in der Deutschschweiz und nicht in Genf. Wir machen Systemsengineering und nicht Horlogerie im traditionellen Sinne wie unsere Genfer Kollegen. Die Eigenständigkeit der IWC in Schaffhausen ist gegeben, und dies wollen wir auch in die Welt transportieren. Auf unseren Zifferblättern wird es nie heissen: Paris, New York, London – sondern IWC Schaffhausen.”

Was wird sich konkret in der Distribution ändern?

“Ich kenne weltweit keine Luxusmarke, die ihre Distribution nicht selber kontrolliert. Agenten sind Trader, die einen Vertrag mit limitierter Zeitdauer haben und in dieser ihre Investition möglichst optimieren. Uns geht es aber um einen langfristigen Markenaufbau. Bei Luxusprodukten braucht es lange Zyklen; eine eigene Distribution kommt sowohl der Qualität der Marke wie auch ihrem Auftritt zugute.”


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