07.05.2012

Michel Parmigiani, Jean-Marc Jacot/März 2012

Die Uhrenmarke «Parmigiani Fleurier» ist erst 15 Jahre alt und steht bereits für Luxus und Eleganz. Hergestellt wird sie im Val de Travers, einer der abgelegensten Gegenden der Schweiz. Was zeichnet ihren Erfolg aus? «persönlich» hat sich in Fleurier mit dem geistigen Kopf der Marke, Michel Parmigiani, und seinem Geschäftsführer Jean-Marc Jacot unterhalten.

Herr Parmigiani, was fühlen Sie dabei, dass eine so exklusive Uhrenmarke nach Ihnen benannt ist?

Parmigiani: Das ist natürlich eine grosse Ehre. Vor allem freut es mich, dass es uns gelungen ist, wieder eine Uhrenfabrik im Val de Travers zu etablieren und die Uhrmacherkunst, lange Zeit ein wichtiger Bestandteil unserer Region, neu aufleben zu lassen. Mitte der Siebzigerjahre, also während der Uhrenkrise, ist hier alles zusammengebrochen, Tausende von Experten haben das Tal verlassen, viel Wissen ging verloren. Die Japaner haben uns mit ihren Billiguhren das Leben schwergemacht. Ich war aber stets der Überzeugung, dass eine jahrhundertealte Tradition nicht wegen eines neuen Trends verschwinden darf. Die Neuenburger Regierung hatte die Uhrenindustrie zu jenem Zeitpunkt bereits aufgegeben. Dank der grosszügigen Unterstützung der Sandoz-Stiftung konnten wir vor 15 Jahren unsere eigene Manufaktur in Fleurier gründen. Jacot: Die Zusammenarbeit mit der San­doz-Stiftung ist nicht nur wertvoll, sondern auch visionär. Wenn Sie zurückschauen, war die Schweiz bis vor einigen Jahrzehnten in vielen Bereichen weltweit führend: bei den Banken, den Versicherungen, der Schokolade und auch den Uhren. Viele Branchen sind in den letzten Jahren zusammengebrochen. Bei den Uhren konnten wir unsere Leaderposition zurückgewinnen.

Wem gehört die Manufaktur heute?

Jacot: Der Fondation Sandoz.

Herr Parmigiani, Sie gelten als einer der Besten Ihres Fachs. Warum sind Sie eigentlich Uhrmacher geworden?

Parmigiani: Wirklich gute Uhren entstehen in der Einsamkeit. In meiner Jugend stand ich stundenlang vor der Büste Ferdinand Berthouds, eines bedeutenden Uhrmachers aus dem Val de Travers. Dies hat in mir den Wunsch geweckt, selbst Uhrmacher zu werden. Als 14-Jähriger durfte ich meine erste Spezialarbeit herstellen. Dabei habe ich einen Uhrmacher kennengelernt, der sein Handwerk ganz alleine ausübt. Dies ist etwas vollkommen anderes, als Uhren fabrikmässig herzustellen.



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