12.03.2010

MORF THOMAS, März 2010

Die Schweizer Uhrenmarke Carl F. Bucherer steht seit 90 Jahren für Luxus und Kompetenz. Als einzige Manufaktur der Zentralschweiz vertreibt Carl F. Bucherer sowohl exklusive Damen- wie auch Herrenuhren. Doch die wirtschaftlichen Veränderungen zeigen auch hier Auswirkungen, wie das Gespräch mit CEO Thomas Morf zeigt.

Wie haben Sie die Wirtschaftskrise bisher erlebt?

Im Jahr 2003 zeigte die Kurve nach oben, was dazu führte, dass sich die Industrie selbst vergessen hat und lediglich darauf bedacht war, das Optimum zu erreichen. Die Risiken wurden demzufolge nicht mehr vernünftig abgeschätzt, und als die Finanzkrise unaufhaltsam war, folgte die Ernüchterung. Seither ist in der Industrie grosse Unsicherheit zu spüren, und das gilt nicht nur für den Bereich Luxusgüter.Wenn der Konsument unsicher ist, verhält er sich dementsprechend vorsichtig. Die ersten Anzeichen waren bereits Ende 2007 spürbar, und das letzte Jahr war mit vielen Tiefschlägen verbunden. 2010 sieht wieder etwas besser aus, und es scheint, als würden wir ein wenig Boden unter den Füssen gewinnen. Zudem gestaltet sich die Entwicklung in den europäischen Märkten zunehmend positiv, und im Fernen Osten läuft das Geschäft gar sehr gut.

Wie muss man sich die Situation in Zahlen vorstellen?

Die Uhrenindustrie ist von 17 Milliarden Franken Export auf etwa 13 Milliarden Franken geschrumpft. Es handelt sich also um einen Verlust von circa 25 Prozent. Die Marke Carl F. Bucherer bewegt sich im Umfeld von 17 Prozent, und das bedeutet, dass wir Marktanteile gewonnen haben. Wenn jedoch ein Viertel der Industrie regelrecht in die Knie gezwungen wird, muss man von einem wahren Erdbeben sprechen.

Kann man hiermit auch sagen, dass sich die Spreu allmählich vom Weizen trennt?

Definitiv. Ich habe gehört, dass sich manche Topmarken über ein gutes Geschäft freuen können, während andere um das nackte Überleben kämpfen müssen. Im letzten Jahrzehnt wollten sich viele vermögende Leute mit einer eigenen Uhrenmarke schmücken, aber sie wussten nicht, was das konkret bedeutet. Eine Uhrenmarke aufzubauen, ist mit Wertschöpfung, Erfindungsgeist, neuen Technologien und Investitionen verbunden, und der Weg von der ersten Skizze eines Uhrenmodells bis zum weltweiten Nachverkaufservice ist weit und anspruchsvoll. Eine Marke schafft Vertrauen und strahlt Authentizität aus, und diesbezüglich haben nicht alle Marken ihre Versprechen eingelöst, was nun dazu führt, dass einige Marken buchstäblich wegradiert werden. Eine Bereinigung in der Industrie bringt jedoch auch Vorteile mit sich.



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