16.10.2003

PICHLER REINER, Strellson-Geschäftsführer/Februar 2003

Jochen Holy hat die Firma Boss international etabliert und betreibt heute die Marken Strellson und Windsor. Der KMU-Unternehmer und Kunstsammler der Moderne hat ein feines Gespür für Männermode entwickelt und trotzt dadurch der Konkurrenz der grossen französischen und italienischen Modekonzerne. Holy und sein Strellson-Geschäftsführer Reiner Pichler sagen "persönlich”, wie man vorankommt in einer Branche, die sich jede Saison neu erfinden muss. Interview: Oliver Prange und Matthias Ackeret, Fotos: Marc Wetli

Herr Holy, Sie haben Strellson zusammen mit ihrem Bruder vor 18 Jahren gekauft, mittlerweile ist die Marke ein fester Begriff. Wie konnten Sie im übersättigten Modemarkt eine solche Identität schaffen?

Holy: "Da gibt es nur eine Antwort: Entscheidend ist, dass man seine Firma wirklich lebt. Die persönlichen Vorstellungen von Leben, Design und Mode muss man auf das Unternehmen übertragen. Das schafft die notwendige Identität. So wie der Kopf ist, so ist auch die Firma. Funktioniert der Kopf, so sind die Mitarbeiter motiviert.”

Das tönt nach Lehrbuch. Was genau verstehen Sie unter Identität?

Holy: "Ich glaube, dass man so alt ist, wie man sich fühlt. Wir versuchten immer, Mode für den jungen Mann – egal welchen Alters – zu machen; unabhängig, ob für Strellson oder unsere anderen Engagements. Strellson-Träger gehören der New Generation an.” Pichler: "Authentizität ist entscheidend. Wir beschäftigen uns mit dem so genannten Zeitgeist. Es ist ein grosser Unterschied, ob ein Trend echt ist oder nur gespielt. Zeitgeist kann man nicht simulieren.”

Konkret: Wie spüren Sie diesen Zeitgeist?

Pichler: "Im Gegensatz zu unseren Konkurrenten arbeiten bei uns keine Modedesigner. Der Grund ist einfach: Modedesigner beschäftigen sich schon mit den Kollektionen für die nächste und übernächste Saison. Wir hingegen sind auf die Gegenwart fixiert. Das Jetzt ist entscheidend – auch bei der Mode. So beschäftigen wir fünf Produktmanager, die von Modellmachern unterstützt werden. Diese machen die Mode sozusagen für sich selber. Unsere Mitarbeiter sollten auch unsere besten Kunden sein. Sie sind alle zwischen dreissig und vierzig Jahre alt und entsprechen eigentlich unserer Kernzielgruppe. In unseren Anzügen sollte jeder besser aussehen. Entscheidend ist, dass wir die Mode herstellen, die wir auch verstehen. So produzieren wir keine Malerkleider, weil wir die Anforderungen der Maler an ihre Kleider auch nicht kennen, dafür wissen wir, wie sich ein Manager kleidet. Einer unserer Erfolgsfaktoren ist, dass wir die Mode für uns selbst machen. ”



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