24.10.2002

SCHAWINSKI ROGER, Medienpionier/November 2002

Roger Schawinski meldet sich zurück. Ein Jahr nach dem Verkauf seiner Firmengruppe an die Tamedia rechnet der 57-jährige Medienpionier nochmals mit allen ab: mit der SRG, mit Ringier und Tamedia und auch mit sich selber. In diesen Tagen erscheint im renommierten Orell-Füssli-Verlag sein neustes Buch “TV-Monopoly. Die Inside-Story”. Darin beschreibt Schawinski sein schwieriges Verhältnis zu Moritz Leuenberger, Peter Schellenberg und Armin Walpen, aber auch die Hintergründe, die zum Verkauf seiner Sender Radio 24 und Tele24 führten. Muss das sein? Interview: Oliver Prange und Matthias Ackeret

In Ihrem letzten Buch haben Sie sich mit der Frage des Alterns beschäftigt. Nun wenden Sie sich – ein Jahr nach dem Verkauf der Belcom AG – Ihrem Lieblingsthema, der schweizerischen Medienlandschaft, zu. Können Sie nicht loslassen?

“Die Tatsache, dass ich nicht mehr jeden Abend auf dem Bildschirm erscheine, beweist das Gegenteil. Dadurch, dass ich meinen Betrieb verkauft habe, wurde ich gezwungen loszulassen. Viele Leute scheinen mich mehr zu vermissen als ich sie! (lacht) Ich werde immer wieder gefragt: ‘Was machst du eigentlich den ganzen Tag?’ Dadurch, dass man mich nicht mehr pausenlos sieht, bin ich für viele inexistent geworden. Nein, ich will und kann diese Bedürfnisse nicht mehr erfüllen. Es geht mir zurzeit viel besser als früher. Ich suche mit meinem neusten Buch auch keinen Applaus. Nach einem langen Gespräch mit meiner Ehefrau Gabriella war mir vor einigen Monaten plötzlich klar: ‘Du musst deine Geschichte aufschreiben, du musst sie erzählen.’ Vor 20 Jahren habe ich bereits die Radio-24-Story veröffentlicht. Für mich ist es auch eine Pflicht, das Ganze ordentlich abzuschliessen.”

Eine der Hauptfiguren im neuen Buch ist SRG-Generaldirektor Armin Walpen, dem Sie ein ganzes Kapitel gewidmet haben. Was wollen Sie damit aussagen?

“Es ist für mich überraschend, wer unser Mediensystem prägt. Mit meinem neusten Buch will ich dies aufzeigen. Ich gehe noch weiter: Vielleicht wäre unser Mediensystem mit anderen Leuten an der Spitze wirklich ein anderes. Zu Armin Walpen: Er ist ehrgeizig, intelligent, fleissig, unglaublich machtbewusst. Er ist ein Politiker, der sehr hart, manchmal bis zur Grenze der Brutalität vorgeht, um seine Ziele zu verwirklichen. Seine jetzige Funktion als SRG-Generaldirektor ist ihm aber in den Kopf gestiegen, er hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Er bringt seine Macht auf direkte – manchmal sehr direkte Art – ins Spiel. Seine Entscheide sind oft nicht sachgerecht, sondern bloss politisch motiviert. Das ist nicht gut.”

Sie bezeichnen ihn im Buch als einen Apparatschik, der in die jetzige Position gerutscht ist, ohne wirkliche Leistungen zu erbringen. Das ist sehr hart.

“Im Medienbereich auf jeden Fall. Nach seiner Wahl zum SRG-Generaldirektor schrieb Walpen, er sei 17 Jahre im Mediengeschäft. Faktisch war er ein Medienverhinderer und bekämpfte anfänglich vor allem Radio 24. Anschliessend war er Medienkontrolleur. Sein einziger Gang in die Privatwirtschaft war ein Desaster: Für den Tages-Anzeiger sollte er das Privatfernsehen einführen und versagte kläglich. Bei Bundesrat Koller diente er als Adjutant, bevor er SRG-Generaldirektor wurde.”


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