09.06.2000

SUTER MARTIN, Werber und Autor/Oktober 1996

Martin Suter – ADE ADC. Fünf Jahre war er Präsident des Art Directors Club, jetzt ist er aus dem Club ausgetreten: Martin Suter, 48, wohnhaft in Spanien und Guatemala, Werber und Autor von Drehbüchern wie «Jenatsch» und «Zwischensaison», Fernsehserien wie «Tatort» und «Die Direktorin» sowie der Glosse «Business Class» in der «Weltwoche». Suter spricht bedächtig, überlegt, und die Provokation, die leise in seinen Worten mitschwingt, wirkt beinahe unschuldig. Im Interview mit Oliver Prange

Sie waren Mitinitiant und Mitbegründer des ADC und dessen Präsident von 1989 bis 1995. Danach übernahmen Sie eine Aufgabe als Koordinator, zum Beispiel für die ADC-Jubiläumsausstellung. Warum sind Sie jetzt plötzlich aus dem Club ausgetreten?

"Nicht plötzlich, sondern in Stufen. Ich habe zuerst mein Amt abgelegt, weil es offenbar nicht gebraucht wurde, und bin Passivmitglied geworden. Erst auf die letzte Mitgliederversammlung bin ich ausgetreten. Ich habe das zuhanden des ADC schriftlich begründet.”

Was waren die Gründe?

"Mein Nachfolger Walter Bosch hat das Amt nur unter der Bedingung angetreten, dass ich weiterhin die zeitraubende Arbeit im Hintergrund mache. Ich habe das gegen eine bescheidene Bezahlung ein paar Monate lang getan und während der ganzen Zeit nie einen Feedback des Vorstandes erhalten. Auch nicht auf die Frage, ob meine Mitarbeit weiterhin gewünscht sei. Als dann Madeleine Villiger den ADC verliess, habe ich auch von der Geschäftsstelle nichts mehr gehört, obwohl ich auch in Guatemala problemlos zu erreichen bin. Während meiner ganzen Tätigkeit als Koordinator hat der ADC-Vorstand keinen einzigen Fax von mir beantwortet. Da habe ich mir gesagt, der ADC nützt mir nichts, und ich nütze dem ADC nichts, also was soll’s?”

Sind Sie beleidigt?

(Lacht) "Ja. Als ich Präsident war, haben wir die Mitglieder an der Jahresversammlung über die Austritte und deren Begründung informiert. Das ist meines Wissens nicht geschehen. Man wollte mich dann zum Ehrenmitglied machen, was ich abgelehnt habe. Ich kann doch nicht Ehrenmitglied werden in einem Club, in dem ich nicht mehr Mitglied sein will. Jetzt habe ich gehört, und damit reicht’s mir, dass im Bulletin steht, ich wolle nicht Ehrenmitglied werden, sondern fühle mich als Passivmitglied ganz wohl. Davon kann keine Rede sein: Ich bin froh um diese Gelegenheit, meinen Kolleginnen und Kollegen mitzuteilen: Ich bin am 27. Mai 1996 mit schriftlicher Begründung, adressiert an den ADC Schweiz, ausgetreten, und daran hat sich nichts geändert. Der ADC ist mir zu unpersönlich geworden, seine Vereinskultur hat sich verschlechtert. Wenn er die Lobby für Kreative sein will, die uns vorschwebte, dann muss er die Beziehung zwischen seinen Mitgliedern pflegen. Wenn er sie vernachlässigt, wird er zur Selbstzweckvereinigung für Agenturen. Fast hätte ich gesagt: wieder.”



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