28.02.2003

WALPEN ARMIN, Generaldirektor SRG SSR /März 2003

Seit dem Ende von Tele 24 und TV3 ist Armin Walpen wieder der alleinige Herr der hiesigen Radio- und Fernsehszene. Als Generaldirektor der SRG SSR unterstehen dem 55-jährigen Oberwalliser 7 Fernseh- und 18 Radioprogramme, der Teletext sowie ergänzende Websites. Bei der Wahl der neuen SF-DRS-Direktorin Ingrid Deltenre bekam Walpen harsche Kritik. Wie er damit umgeht, was ihn von seinem Landsmann Sepp Blatter unterscheidet und wohin er die SRG SSR in den nächsten Jahren führen will, schildert er gegenüber "persönlich”. Interview: Matthias Ackeret und Oliver Prange, Fotos: Marc Wetli

Herr Walpen, vor einem Jahr wurden Tele 24 und TV3 eingestellt, jetzt sind Sie wieder allein im Geschäft. Macht Sie das glücklich?

“Nein, im Gegenteil. Ich wäre sogar froh, wenn es die beiden Sender noch gäbe. Es war mir aber immer klar, dass die beiden Sender keine Überlebenschance haben, dazu ist der Deutschschweizer Markt zu klein. Realitäten akzeptiert man, oder man scheitert. Wenn einer eine minime Chance gehabt hätte, wäre es aber TV3 gewesen, deren Programm eine Ergänzung zur SRG SSR darstellte. Gucken Sie nur nach Deutschland: Auch die dortigen Privatsender konnten die ARD oder ZDF nicht auf der Informationsschiene angreifen.”

Dann ist ein wirklicher Wettbewerb gar nicht möglich…

“Seit ich Generaldirektor bin, hat sich die SRG SSR nie gegen ein privates Projekt gestellt. Das Problem ist weder die SRG SSR noch die Gesetzgebung, sondern die Grösse des Marktes. In der kleinen Deutschschweiz ist nicht einmal ein Vollprogramm möglich. Wenn Sie die angrenzenden Länder Deutschland, Frankreich, Italien betrachten, machen Sie eine interessante Feststellung: Für ein Vollprogramm benötigen Sie etwa 10 Millionen Einwohner – mit fünf Millionen liegt die Deutschschweiz darunter. Selbst das sehr erfolgreiche SF DRS mit über vierzig Prozent Marktanteil erwirtschaftet lediglich 220 Millionen Franken an kommerziellen Einnahmen. Die Ausgaben betragen rund 500 Millionen Franken. Um den Break-even zu erreichen, müsste der Umsatz demnach mehr als verdoppelt, für einen akzeptablen ROI gar verdreifacht werden, ein Ding der Unmöglichkeit.”

Sie sprechen von Ihrem Informationsmonopol. Aber gerade beim Swissairdebakel war Tele 24 schneller als die SRG SSR.

“Schneller oder nicht schneller ist doch nicht entscheidend; es stellt sich vielmehr die Frage, welcher Journalismus gepflegt wird. Auf strategischer Ebene kann man die SRG SSR im Nachrichtenbereich nicht angreifen. Allein die Tatsache, dass sich Tele 24 während dreier Jahre seiner Existenz nicht weiterentwickelt hat, beweist dies. Tele 24 war und blieb ein Misserfolg, TV3 hingegen kam teilweise auf fünf, sogar sechs Prozent Marktanteil. TV3 wäre der Konkurrent geworden – und nicht Tele 24. Dies hat sich bereits in Deutschland beim Aufkommen der kommerziellen Konkurrenz gezeigt: Service-public-Sender kann man nicht auf der Informationsschiene angreifen.”



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