Am Montagmorgen verbreitete sich eine brisante Nachricht auf Social Media: "Energiekonzerne planen Kohlekraftwerk in der Schweiz" war auf der Titelseite der Weltwoche zu lesen.
Die Quelle der News war der Twitter-Account der
Weltwoche. Gemäss eigenen Recherchen soll die Schweiz in Zukunft preiswerten Strom aus Importkohle im Inland produzieren, statt wie bisher Kohlestrom aus dem Ausland zu importieren. Die Energie-Konzerne würden fünf Standorte in der Deutschschweiz und in der Romandie prüfen.
Die Ankündigung sorgte im Netz für Irritation, heisst es in der Mitteilung von Feinheit. Viele User äusserten sich empört darüber, dass Dreckstrom aus Kohle in Zukunft in der Schweiz produziert werden soll. Erst am Nachmittag deckte der SRF-Multimedia-Journalist Konrad Weber auf, das der Twitter Account ein "Fake" sei. Mit einer simplen Buchstabenmanipulation von kleinem "i" zu grossem "I" sei aus "Weitwoche" ein Doppelgänger des offiziellen Twitter-Accounts "Weltwoche" geworden.
Die Weltwoche-Parodie hatte die Agentur
Feinheit mit Campaigner Daniel Graf für
Pro Solar umgesetzt. Die Online-Aktion verfolgte das Ziel, im Social Web auf den Dreckstrom und die negativen Folgen der Strommarktliberalisierung hinzuweisen. Nur wenige Stunden nach der Online-Aktion übergaben WWF, Greenpeace und Pro Solar auf dem Bundesplatz in Bern eine "
Dreckstrom-Petition", die von über 30’000 Personen unterzeichnet wurde.
Das Erfolgsrezept für den Weltwoche-Hoax war ei technischer Kniff und eine glaubwürdige Geschichte, die überraschte, aber gleichzeitig hart an der Realität blieb. Mit der Aktion gewann man in kurzer Zeit die Aufmerksamkeit von über 50'000 Personen auf Facebook und Twitter, heisst es weiter.
Hoax-Kampagnen haben sich im Social Web wegen ihrer hohen Reichweite etabliert. Kultstatus geniessen bespielsweise die Aktionen der globalisierungskritischen Aktivistengruppe Yes Men. 2008 verbreiteten Sie eine Ausgabe der NY Times, die das offizielle Ende des Irak-Krieges ankündigte. (pd)