Herr Clormann, Herr Kempter, Gratulation für den Grand Prix für die Migros-Bier-Kampagne. Was bedeutet Ihnen und Ihren Kolleginnen und Kollegen diese Auszeichnung?
Lorenz Clormann: Wir freuen uns alle unglaublich über den riesigen Würfel. Er ist eine wunderbare Wertschätzung für unsere Arbeit. Für uns, aber auch für den Kunden.
Jan Kempter: Das kann ich nur bestätigen. Die Jury hat übrigens tatsächlich dichtgehalten, darum war unsere Überraschung und Freude an der Preisverleihung auch nicht gespielt, sondern wir waren wirklich etwas überrumpelt.
Ein Grand Prix wird äusserst selten verliehen und leuchtet – laut Thomas Wildberger – noch ein bisschen mehr als Gold. Was macht die Migros-Kampagne so speziell?
Kempter: Ich denke, es liegt unter anderem an ihrer Einfachheit. Wir haben in der sehr komplexen und angeheizten Diskussion im Vorfeld der Abstimmung eine einfache und klare Lösung gefunden, die verdeutlicht, dass man in der Migros-Demokratie unterschiedliche Meinungen haben kann und trotzdem jeder gewinnt.
Clormann: Speziell ist sicher auch, dass wir mit dem Bier ein Produkt kreiert haben, das gleichzeitig auch Medium und Botschaft war.
«Man hat gespürt, dass alle an die Idee glauben»
Wie war die Zusammenarbeit mit dem Auftraggeber? Gab es Diskussionen über Ihre Kampagne?
Clormann: Die Zusammenarbeit mit der Migros war ganz hervorragend. Das muss ich jetzt natürlich sagen (lacht). Aber es war auch wirklich so. Wir arbeiteten sehr eng zusammen und es war ein tolles Teamwork. Man hat gespürt, dass alle an die Idee glauben und jeder versucht, in seinem Bereich das bestmögliche Resultat herauszuholen. Darum waren in dieser Kampagne auch Dinge möglich, die ansonsten in dieser Zeit wohl nicht umsetzbar gewesen wären. Wie etwa auf die Schnelle ein Bier zu erfinden, das tatsächlich kurze Zeit später auch im Regal steht und auch noch gut schmeckt.
Haben sich die Anforderungen für einen Würfel in den vergangenen Jahren verändert?
Kempter: Die Werbung an sich und die Art zu werben hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Aber die Anforderung, um einen Würfel zu gewinnen, ist immer noch die gleiche wie früher: eine gute Idee.
Nun stehen nächste Woche die Cannes Lions auf dem Programm. Haben Sie dort auch eingereicht?
Kempter: Wir haben sehr gezielt in wenigen Kategorien eingereicht. Aber Cannes ist ein hartes Pflaster und ob asiatische oder amerikanische Jurorinnen und Juroren verstehen, warum ein alkoholfreies Bier eine gute Idee ist, wird sich zeigen.
Clormann: Ja, einfach wird es nicht, aber vielleicht erkennen die Juroren den Wert einer auf Demokratie basierenden Idee aus dem demokratischsten Land der Welt, und stimmen demokratisch für einen Löwen. Wir hoffen es auf jeden Fall und sind dankbar für alle, die mit uns die Daumen drücken.
Kempter: Aber zuerst feiern wir sowieso erst mal noch ein bisschen unseren Erfolg beim ADC.