Wenn Federer und Odermatt im Lift ignoriert werden
Mit ihrem Spot zum bewussten Smartphone-Konsum hat Sunrise 2024 einen kulturellen Nerv getroffen. Eine junge Frau, vertieft in Katzenvideos, verpasst im Lift eine einmalige Begegnung mit Roger Federer und Marco Odermatt. Die von Thjnk Zürich entwickelte Kampagne nutzt gekonnt die Schweizer Sportstars, um auf charmante Art zu zeigen, welche besonderen Momente uns durch übermässigen Handykonsum entgehen können. Später im Jahr kehrten Federer und Odermatt in einem weiteren Spot zurück, in dem sie am Flughafen bewusst ihren Flug verpassen, um ihr persönliches Gespräch zu geniessen.
Mr. Bean als Maître Chocolatier von Frey
Die Migros-Eigenmarke Frey setzte 2024 auf britischen Humor: In ihrer Kampagne «Chocolat ohne Trallala» brillierte Comedy-Legende Rowan Atkinson als übermotivierter Maître Chocolatier, der die Frey-Schokolade unnötig perfektionieren will. Die von Thjnk Zürich entwickelte und von Pumpkin Film produzierte Parodie auf die Lindt-Werbung war ein Glücksgriff. «Diese Rolle kann nur einer auf der Welt richtig gut spielen», sagte Migros-Marketingleiter Rémy Müller in einem persoenlich.com-Interview. «Bei unserer Anfrage fand Atkinson das Skript so cool, dass er sofort zusagte.»
Die Migros feierte in diesem Jahr mit einer von Wirz entwickelten, augenzwinkernden Sommerkampagne ihre Sortimentsvielfalt: 180 Glacesorten, viele alkoholfreie Getränke und ein breites Grillangebot bis hin zu veganen Produkten. Werblich inszeniert wurde dies mit 29 bunten Sujets. Ein besonders originelles Plakat, das mit «FSCH FSCH» statt «TSCH TSCH» die Konkurrenz Coop direkt aufs Korn nahm, sorgte auch in der persoenlich.com-Redaktion für Lacher.
Konkurrent Aldi reagiert mit frechen Sprüchen
Der orange Riese geriet ebenfalls ins Visier der Konkurrenz: Nach der Ankündigung eines historischen Stellenabbaus und dem geplanten Verkauf mehrerer Töchter nutzte Aldi die Gunst der Stunde für spitze Social-Media-Seitenhiebe. «Hotel ohne Plan» verspottete der Discounter die Migros-Reisesparte Hotelplan. Der Abbau betrifft bis zu 1500 Stellen. Hotelplan reagierte auf den Verkaufsplan mit einer 80'000-Franken-Kampagne: «Hotelplan schreibt man ohne M. Wir bleiben die Nummer 1 für Ihre Ferien.»
Dank Aktionen mehr nach Hause tragen
Mit einer originellen Imagekampagne setzte Denner auf die kleinsten, aber stärksten Tiere der Welt: Ameisen. In aufwendig produzierten, von Richard Wagners «Ritt der Walküren» dramatisch untermalten Spots transportiert eine Ameisenkolonie Denner-Produkte zu ihrem Bau – und vermittelt dabei die zentrale Botschaft, dass Kunden beim Discounter dank über 200 wöchentlichen Aktionen mehr fürs Geld bekommen. Auch diese Kreation stammt von Thjnk Zürich.
Bei den VBZ gehören Über-50-Jährige nicht aufs Abstellgleis
Mit einer plakativen Recruiting-Kampagne machen sich die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) für die Generation 50+ stark. Die von Ruf Lanz konzipierten Sujets spielen nostalgisch mit Jugenderinnerungen der Zielgruppe – vom Schrauben am Puch Maxi bis zum Filmkuss bei «Dirty Dancing». Die crossmediale Kampagne bricht bewusst mit gewohnten Mustern im Personalmarketing und soll der oft unterschätzten Altersgruppe neue berufliche Perspektiven als Bus- oder Tramfahrer eröffnen. Die Kampagne erreichte ihr Zielpublikum durchaus, wie der Verfasser dieses Rückblicks aus eigener Erfahrung bestätigen kann. Der kurzzeitig gehegte Traum vom Trampiloten machte aber schnell wieder der Leidenschaft fürs Schreiben Platz.
Die Werbung ist na ja – aber der Zins gut
Mit einer bewusst selbstironischen Kampagne bewirbt die Bank Cler ihr Sparkonto Plus. Die von der Agentur Neu entwickelten Spots zeigen ein sprechendes Schaf und ein romantisches Wiedersehen im Drogeriemarkt – und thematisieren gleich selbst, dass solch überraschende Werbung Geschmacksache ist. Der Claim «Werbung na ja, aber der Zins ist gut» zieht sich durch alle Kanäle, von «vielleicht etwas penetranten» Bannern bis zu «überdrehten» Radiospots. Das Argument? Ein Vorzugszins von 1,8 Prozent. Eine Kampagne mit Augenzwinkern zur eigenen Zunft. Da musste die Redaktion nicht lange überlegen, ob sie diese in den Jahresrückblick aufnimmt.
In der Serie «Das war 2024» greifen wir die grossen Themen des Jahres in kompakter Form nochmals auf. Hier finden Sie die Übersicht.