09.01.2024

MRB

«Ein guter Stratege ist immer auch ein Kreativer»

Christoph Bürge, CEO und Partner von Metzger Rottmann Bürge, macht sich selbstständig mit der Agentur Smple. Im Interview sagt er, warum er MRB verlässt und wo er Potenzial im Bereich Creative Strategy sieht.
MRB: «Ein guter Stratege ist immer auch ein Kreativer»
«Eine präzise Strategie schliesst die Lücke zwischen Business und Kreativität»: Christoph Bürge gründet die Agentur Smple. (Bild: zVg)

Herr Bürge, Sie verlassen MRB. Was gab den Ausschlag zu diesem Schritt?
Ich den letzten rund zwanzig Jahren als Mitinhaber in Agenturen war die Entwicklung von schlagkräftigen Strategien immer das, was ich am liebsten tat. Mein Antrieb bleibt, Businessprobleme der Auftraggeber zu vereinfachen und mit einer kreativen Strategie zu lösen. Deshalb widme ich mich in Zukunft meiner Lieblings- und Paradedisziplin Creative Strategy.

Wie waren die Reaktionen innerhalb der Agentur auf Ihren Entschluss?
Meine Partner in der Agentur und die Mitarbeitenden haben durchwegs positiv reagiert. Logisch, sie kennen mich neben dem CEO-Alltag in der Rolle des Strategen und sie sehen meinen Schritt als konsequente Weiterführung meines Berufslebens. Eine Zusammenarbeit führen wir in neuer Form fort und ich sorge mit Smple bei MRB für Kontinuität in der Strategieplanung.

«Strategie und Kreation sind Disziplinen, die sich überschneiden und im Arbeitsprozess gegenseitig befruchten»

Sie machen sich im Bereich Creative Strategy selbstständig. Wo sehen Sie ein Potenzial?
Eine präzise Strategie schliesst die Lücke zwischen Business und Kreativität. Wenn die Herausforderungen in Marketing und Kommunikation immer umfangreicher und komplexer werden, braucht es reduzierte Leitgedanken, die inspirierende Plattformen für die Ideenfindung schaffen. Damit werden Kommunikationsideen präziser, kreativer und effektiver. In England gehören spezialisierte Agenturen für Creative Strategy seit den 90er-Jahren zum dortigen Werbekosmos. In der Schweiz hingegen gab es bisher nur einzelne Strategen, die diese Disziplin pflegen.

Ihr Unternehmen heisst Smple Creative Strategy. Sind Sie jetzt mehr Stratege oder Kreativer?
Ein guter Stratege ist immer auch ein Kreativer – zumindest ein bisschen. Strategie und Kreation sind Disziplinen, die sich überschneiden und im Arbeitsprozess gegenseitig befruchten. Es braucht Erfahrung, um die verschiedenen Anforderungen an die Kommunikation zu bündeln, zu vereinfachen und die Botschaft einer Marke so zu erzählen, dass sie gerne gehört wird. Das macht der Stratege in mir. Es braucht Gespür und Weitblick, um kreative Ideen zu erkennen, die eine Marke voranbringen. Das macht der Kreative in mir. Alles immer in enger Zusammenarbeit mit der Agentur und/oder mit den Werbeauftraggebern.

Können die Agenturen diese Aufgaben nicht inhouse bewältigen?
Die meisten Agenturen erkennen den Bedarf an Strategic Planning, doch nur grosse Agenturen beschäftigen hauseigene Strategen. Mittelgrosse und kleinere Agenturen entwickeln Strategien im Team oder während der kreativen Ideenfindung. Es braucht in jedem Fall Übersicht und Einfühlungsvermögen, um Menschen und Prozesse so zu organisieren, dass Kommunikation einfach, einfallsreich und exakt und damit richtig wirkungsvoll wird. Dabei kann zusätzliche Erfahrung von aussen nur hilfreich sein.
Auch Werbeauftraggeber sind dankbar, wenn strategische Kommunikationsplanung die Komplexität ihrer Herausforderungen auf einfache Botschaften reduziert und die Prozesse zielgenau steuert. Noch bevor ein Briefing an eine Agentur erteilt wird. Oder noch besser, in enger Zusammenarbeit mit einer Kreativagentur.

«Kommunikation wird zunehmend feingliedriger und planungsintensiver»

Gibt es schon Interessenten an Ihrem Angebot?
Smple Creative Strategy gibt es seit Anfang 2024, also erst seit jetzt. Erste Gespräche mit Agenturen und Auftraggebern habe ich aber in den letzten Tagen schon geführt und ich stosse nur auf positives Echo – tatsächlich bis hin zu ersten Projekten. Meine bisherige Agentur MRB gehört sogar zu den allerersten Kunden und ich freue mich auf die neue Form der Zusammenarbeit.

Hat das Agenturmodell, wie wir es heute kennen, langfristig noch eine Zukunft?
Kommunikation wird zunehmend feingliedriger und planungsintensiver. Es wird nur wenige grosse Agenturen geben, die alle Anforderungen aus einer Hand als klassische Leadagentur bewältigen können. Daneben ist die Branche bereits heute fragmentiert und voller Spezialisten. Somit muss die Agenturwelt flexibler werden und neue Formen der Zusammenarbeit nicht nur zulassen, sondern aktiv gestalten wollen. Umso wichtiger ist eine einheitliche Strategie, die von allen gelebt und angewendet wird. Werbeauftraggeber suchen nämlich auch in Zukunft durchschlagende kreative Ideen, wenn sie eine Agentur zuziehen.

Was sind Ihre nächsten Schritte?
Ich freue mich auf viele inspirierende Gespräche mit Agenturen und Auftraggebern. Und auf alle Projekte, Mandate und Erfolge, die neue Zusammenarbeiten hervorbringen werden.


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