23.07.2008

"four. ist kein Spin-off von Fisch.Meier"

Christian Hansen, Björn Brinkmann, Philipp Sträuli und Sandra Genge haben als gleichberechtigte Partner in Zürich die neue four. Werbeagentur AG gegründet. Im Gespräch mit "persoenlich.com" schildert Sandra Genge, wie aus einer Unzufriedenheit an alter Wirkungsstätte der Gedanke an die Selbständigkeit entstanden ist und mit welchem Konzept die neue Agentur in der Schweiz einzigartig ist. Das Interview:
"four. ist kein Spin-off von Fisch.Meier"

Frau Genge, Sie haben die neue Agentur four. zusammen mit ihren ehemaligen Fisch.Meier.-Kollegen Christian Hansen, Björn Brinkmann und Philipp Sträuli gegründet. Ist four. nun eine Art Fisch.Meier-light?

Nein, sicher nicht. Uns verbindet nicht nur die gemeinsame Zeit als Geschäftsleitungsmitglieder bei Fisch.Meier. Unsere Wege haben sich schon viel früher gekreuzt. Christian Hansen, Björn Brinkmann und ich waren bei Lowe Direct tätig, Philipp Sträuli für Lowe. four. ist also kein eigentlicher Spin-off von Fisch.Meier.

Wenn Sie so argumentieren, gründen Sie auch nicht zum ersten Mal eine Agentur.

Ich war beim Start von Lowe Direct dabei und habe sicher wichtige Erfahrungen beim Neuaufbau der Direktmarketing-Agentur sammeln können, die mir jetzt zu Gute kommen. Gründer und Geschäftsführer von Lowe Direct war aber Christian Hansen und das Management der Lowe GGK. Für mich ist es also eine Premiere.

Sie haben mit Ihren drei Mitstreitern Fisch.Meier bzw. Publicis Dialog zum gleichen Zeitpunkt verlassen. Mit der Idee four. zu gründen?

Nein, es war ein längerer Prozess, der zur gemeinsamen Agentur geführt hat. Nach der Firmierung von Fisch.Meier zu Publicis Dialog entschied sich zuerst Christian Hansen, die Agentur zu verlassen. Björn Brinkmann, Philipp Sträuli und ich befanden uns nach der abgeschlossenen Integration in einer ähnlichen Situation, in der wir nicht mehr die gleiche Herausforderung sahen.

Können Sie diese Situation konkreter beschreiben?

Fisch.Meier war zwar auf Dialog spezialisiert, betreute aber zum Grossteil ganzheitliche Budgets. Mit der Integration in die Publicis wurden die Disziplinen auf die einzelnen Units aufgeteilt. Für Björn, Philipp und mich ging damit ein gewisser Reiz an der Arbeit verloren. Wir haben dann unsere Optionen geprüft und individuell auch mit anderen Agenturen gesprochen. Gleichzeitig ist auch der Gedanke an die Selbständigkeit gewachsen und schlussendlich gereift.

Glauben Sie, dass das momentane wirtschaftliche Umfeld für den Markteintritt einer neuen Agentur geeignet ist?

Wird sind überzeugt, dass four. genau jetzt die richtige Agentur ist -- nämlich zu einer Zeit, in der die Auftraggeber sich sehr genau überlegen, wie sie ihr Geld investieren. four. verschreibt sich der Wirkungs- und nicht der Medienorientierung und will vor allem effizient werben.

Alle Agenturen führen "Effizienz" als Schlagwort ins Feld.

Es ist richtig, dass man von der ganzheitlichen oder integrierten Kommunikation schon länger spricht. Mit dem Konzept der "Multichannel Creativity", d.h. der komplett medienneutralen Werbung, sind wir in der Schweiz aber einzigartig. Denn selbst wenn sich grosse Netzwerke um integrierte Kommunikation bemühen, sind es immer noch eigene Units, welche den einzelnen Disziplinen zugeordnet sind. Medienneutralität scheint mir da fast unmöglich.

four. bietet den Kunden also klassische, Dialog- und Online-Werbung an. Sie sind aber alles Dialog-Spezialisten. Ist das kein Widerspruch?

Unser Dialog-Hintergrund hat natürlich Einfluss auf unsere Arbeit und Ansichten über Werbung. Wie schon erwähnt haben wir aber bei Fisch.Meier oft ganzheitliche Budgets betreut. Björn Brinkmann hat aufgrund seiner Arbeit als Creative Director bei Ogilvy Interactive auch einen starken Online-Hintergrund. Philipp Sträuli war 10 Jahre Senior Art Director bei Lowe GGK und hat den Sprung zum Dialog erst bei Fisch.Meier gemacht. Insofern decken wir alle Disziplinen ab.

Können Sie sich auch ein Modell vorstellen, bei dem Sie mit anderen Agenturen zusammenarbeiten? Die Dialog Agentur Brüngger Bachmann hat für die klassische Werbung zum Beispiel eine Allianz mit Saatchi & Saatchi Simko geschlossen.

Für den Moment ist ein solches Modell mit einer fixen Partneragentur nicht vorgesehen. Wir wollen uns auf unsere eigenen Fähigkeiten verlassen. Bei der Online-Werbung ist es aber zum Beispiel so, dass wir den Part der Konzeption und Kreation übernehmen und die Programmierung in Auftrag geben.

Die Agentur besteht aus vier Häuptlingen. Braucht es keine Indianer?

Wir haben uns für die Beratung bereits mit einer Festanstellung verstärkt, im August folgt Unterstützung im kreativen Bereich. Ein weiterer Personalausbau hängt von der Entwicklung ab.

Auf der Website geben sie u.a. Orange, Credit Suisse und Swiss Life als Referenzen an, obwohl das keine aktuellen Kunden der Agentur sind. Finden Sie das nicht problematisch?

Wir verstehen unsere Referenzliste nicht als Kundenliste. Wir weisen damit die Erfahrung der Partner aus und zeigen auf welchen Gebieten wir schon gearbeitet haben.

Welche Kunden hat four. schon für sich gewinnen können?

Die positive Resonanz auf unseren Agenturstart zeigt uns, dass die Zeit für die Gründung von four. reif war. Die Akquisition steht auf unserer Prioritätenliste ganz oben. Im Moment arbeiten wir vor allem auf Projektbasis, weil potentielle Kunden uns erst einmal kennenlernen wollen.

(Interview: Stefan Wyss)



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