01.12.2022

Serviceplan Suisse

HIV soll einen neuen Namen erhalten

«Update HIV»: Die Organisation Youth Against Aids fordert in einem offenen Brief an die Weltgesundheitsorganisation anlässlich des Welt-Aids-Tages die Umbenennung des HI-Virus. Die weltweite Kampagne wurde in der Schweiz entwickelt.
Serviceplan Suisse: HIV soll einen neuen Namen erhalten
Begleitet wird der offene Brief von Online- und OOH-Schaltungen sowie von einer PR- und Social-Media-Kampagne. (Bilder: zVg)

«Change the name, end the stigma» ist die Kernbotschaft der globalen Kampagne der Initiative Youth Against Aids mit Serviceplan Suisse. Anlässlich des Welt-Aids-Tages vom Donnerstag wurde ein offener Brief an den Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation, Tedros Adhanom Ghebreyesus, veröffentlicht, in dem dieser aufgefordert wird, HIV umzubenennen. Im Brief wird HIV als eine «Epidemic of the Mind» bezeichnet, die in erster Linie durch nichtmedizinische Faktoren verursacht und weiterverbreitet wird, heisst es in einer Mitteilung.

Dieser Aufruf wird durch einen ebenfalls am Donnerstag veröffentlichten Bericht mit dem Titel «Epidemic of the Mind» unterstützt. Der Bericht, der von Youth Against Aids in Zusammenarbeit mit der LMU München erstellt und von der Boston Consulting Group unterstützt wurde, geht der Frage nach, warum sich immer noch so viele junge Menschen mit HIV infizieren. Dabei wurde festgestellt, dass es nicht medizinisch-therapeutische, sondern intellektuelle Hindernisse sind, die eine Bekämpfung der Epidemie verhindern. HIV ist eine «Epidemic of the Mind».

In allen Kulturen führt die berechtigte Angst, als promiskuitiv, unrein oder gefährlich infektiös zu gelten, immer noch dazu, dass vulnerable Gruppen und Menschen, die mit HIV leben, Behandlungs- und Präventionsmassnahmen nicht in Anspruch nehmen. Die «Update HIV»-Kampagne will eine neue und progressive Diskussion über das Thema auf persönlicher und politischer Ebene anstossen, um die Sichtweise auf HIV dauerhaft zu ändern und Neuinfektionen zu verhindern. All dies beginnt mit etwas sehr Grundlegendem: dem Namen.

Dank jahrelanger Forschung ist eine Infektion mit HIV heute vermeidbar, behandelbar und bei erfolgreicher Therapie nicht übertragbar, wie es in der Mitteilung weiter heisst. Trotz dieser medizinischen Fortschritte und des deutlichen Rückgangs der Infektions- und Sterblichkeitsraten infizieren sich immer noch Millionen von Menschen mit HIV. Im Jahr 2021 wurden weltweit 1,5 Millionen Menschen neu mit dem Virus infiziert. Weltweit leben 38,4 Millionen Menschen mit HIV, davon sind 1,7 Millionen Kinder unter 15 Jahren, von denen die Hälfte keinen Zugang zu lebenswichtiger Behandlung hat.

Die grössten Hindernisse für die Beendigung der HIV-Epidemie sind heute jedoch nicht mehr medizinischer, sondern sozialer, kultureller und politischer Natur: Das Leben mit HIV ist heute nicht mehr so wie vor 40 Jahren. Die Stigmatisierung ist jedoch fast gleichgeblieben. «Die Aufforderung an die Weltgesundheitsorganisation, dem Virus einen neuen Namen zu geben, soll die Anerkennung der Fortschritte in der Behandlung und im Verständnis von HIV würdigen und den Menschen, die mit dem Virus leben, die Chance geben, das stigmafreie Leben zu führen, das sie verdienen», wird Daniel Nagel, CEO der Ohhh! Foundation, in der Mitteilung zitiert. Youth Against Aids ist eine Initiative der Ohhh! Foundation.

Nagel erklärt: «Die meisten Menschen verbinden mit dem Begriff ‹HIV Vorstellungen, die veraltet sind und nicht mehr der Realität des Virus im 21. Jahrhundert entsprechen. Wir müssen dieses Stigma durchbrechen. Es ist gefährlich, weil es sich selbst erfüllt. Wenn man die Menschen bittet, einen neuen Namen für etwas zu verwenden, werden sie dazu gebracht, ihre Denkweise zu ändern. Das ist es, was wir erreichen wollen.»

Die Kampagne hat laut Mitteilung bereits prominente Unterstützer gefunden. Roman Malessa von der Ohhh! Foundation: «In den letzten Monaten hatten wir die Gelegenheit, die Kampagne mit Menschen, die mit HIV leben, Aktivistinnen und Forschern sowie in Foren wie der Goalkeepers-Veranstaltung der Bill and Melinda Gates Foundation zu diskutieren. Die Reaktionen, die wir erhalten haben, zeigen, dass wir etwas ändern und mehr tun müssen. Wir können das UN-Entwicklungsziel, die Epidemie bis 2030 zu beenden, erreichen. Auf diesem Weg müssen wir jedoch die Stigmatisierung bekämpfen.»

Die Kampagne ist seit zwölf Monaten in Planung und Vorbereitung. Im September 2022 trafen sich Vertreterinnen und Vertreter von Youth Against Aids bei der Generalversammlung der Vereinten Nationen in New York, um HIV wieder auf die Tagesordnung zu setzen. Auf der anderen Seite der Stadt machten die NGO und Serviceplan Suisse «Update HIV» mit einer digitalen Kampagnenplatzierung auf dem Times Square sichtbar. Auch am Welt-Aids-Tag waren die Kampagnenbotschaften am Nasdaq Tower zu sehen. Youth against Aids arbeitet mit Serviceplan Suisse und mit Serviceplan Spanien zusammen.

Marcin Baba, Creative Director Serviceplan Schweiz, sagt: «Die Art und Weise, wie Menschen über HIV sprechen und wie Kampagnen das Thema verbal und visuell kommunizieren, hat unser Verständnis dieser Krankheit über Jahrzehnte geprägt. Heute sind die drei Buchstaben HIV untrennbar mit Stigmatisierung verbunden – mit Ängsten, Hass und Entfremdung. Diese soziokulturellen Probleme hindern uns daran, die Epidemie zu beenden. Unser kreativer Ansatz nutzt klassische Marketinginstrumente. In einem Rebrandingprozess wollen wir HIV endlich von dem schädlichen Stigma befreien.»

Jason Romeyko, Worldwide Executive Creative Director Serviceplan Group, ergänzt: «Ich bin sehr stolz auf die Rolle, die Kreativität in dieser historischen Initiative spielt. Dieser Schritt wird nicht nur Leben retten, sondern die Überwindung des HIV-Stigmas wird zu einer besseren psychischen Gesundheit und zum Wohlbefinden von Millionen von Menschen auf der ganzen Welt beitragen. Ich hoffe, dass ‹Update HIV andere Krankheiten, die durch Stigmatisierung behindert werden, dazu inspirieren wird, einen ähnlichen Ansatz zu verfolgen.»

Und Raul Serrat, Creative Chief Officer Serviceplan Suisse, sagt: «Was HIV-Test- und Behandlungsprogramme behindert, ist im Grunde ein Imageproblem: Zu viele Menschen sehen HIV als Stigma, bekommen zu wenig Aufklärung und keine entsprechende Behandlung. Mit der ‹Update HIV›-Kampagne wollen wir eine Diskussion anstossen, um genau das zu ändern und den erfolgreichen Kampf gegen das Virus weiterhin aufrecht zu erhalten.»

Ziel ist es laut Mitteilung, die Öffentlichkeit einzubeziehen und die Diskussion über Stigmatisierung, die Bedeutung der Sprache und die Arbeit an besseren Lösungen zu führen. So kann beispielsweise jede und jeder unter updatehiv.com den offenen Brief unterzeichnen, einen Namensvorschlag für die Umbenennung des HIV-Virus einreichen und sich an der Diskussion beteiligen. Im weiteren Verlauf der Kampagne wird ein partizipatorischer Prozess dafür sorgen, dass so viele Menschen wie möglich in diese offene Diskussion einbezogen werden. Die Website enthält zusätzliche Informationen über HIV und die anhaltenden Auswirkungen der Stigmatisierung auf die Epidemie.

Weitere Kampagnen sind für die kommenden Monate geplant.

Die Veröffentlichung des Offenen Briefs in angesehenen Printmedien wie der Times (Grossbritannien), dem Tagesspiegel und dem Handelsblatt (Deutschland) und der NZZ (am Donnerstag in der Printausgabe) sowie in digitalen Medien und OOH wurde von einer Social-Media-Kampagne begleitet, bei der Influencer die Botschaft der Kampagne verbreiteten und die Menschen aufforderten, sich auf der Website über HIV zu informieren.

Der Kampagnenfilm, der Anfang Woche veröffentlicht wird, entstand in Zusammenarbeit mit dem Fotografen Gideon Mendel, der seit 1980 die HIV/Aids-Epidemie in Südafrika fotografisch dokumentiert.

Verantwortlich bei Ohhh! Foundation: Daniel Nagel (CEO), Roman Malessa (Management Team Member, Partnerships & Africa Head, Project Lead); Jona Koch (PR Lead, JK Access); verantwortlich bei Serviceplan Group: Jason Romeyko (Worldwide Executive Creative Director), Lee Sharrock (International Communications Officer), Birgit Koch (Head of Corporate Communications, Serviceplan Agencies); verantwortlich bei House of Communication Switzerland: Raul Serrat (CCO), Marcin Baba (Executive Creative Director), Micha Seger (Executive Creative Director), Henry Clarke (Senior Copywriter), Günter Zumbach (Senior Copywriter), Joss Arnott (Junior Copywriter), Nadja Tandler (Art Director), Carina Kienzle (Junior Art Director), Dominik Shota Schweingruber (Motion Designer), Dario Pucci (Motion Designer), Lea Manfredi (Motion Designer), Lorenzo Müller (Senior Digital Art Director), Luca Di Francesco (Digital Art Director), Aline Litchenhaus (Senior Account Manager), Laura Seifert (Account Manager), Pam Hügli (CEO); verantwortlich bei House of Communication Spain: Ainhoa de las Pozas (General Management), Emilio Valverde (Executive Creative Director), Pablo Tesio (Senior Copywriter), Carlos Alcácer (Senior Art Director), David Pérez (Art Director), Vanesa Gómez (Account Director), Marta Queiruga (Public Relations); verantwortlich bei House of Communication Paris: Mickaël Paillard (Lead Developer), Matthieu Decarpenterie (Lead Developer), Jonathan Conan (Account manager junior), Charlie D'halluin (Web Developer), Anthony Laplane (Word Press Developer), Adrian Albu (Devops Engineer); verantwortlich bei House of Communication Hamburg: Dennis Fritz (Creative Director Video). (pd/cbe)



Lesen Sie auch das Interview mit Raul Serrat, Creative Chief Officer Serviceplan Suisse.



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