13.04.2018

Havas

«Ich bin Typus stille Schafferin»

Die Agentur Havas führt das Media- und Kreativ-Angebot mit 87 Mitarbeitern in Zürich und Genf unter einem Dach zusammen. CEO Nathalie Diethelm erklärt, warum dafür ein Umzug nötig wurde und wo sie Schwerpunkte setzen will.
Havas: «Ich bin Typus stille Schafferin»
Beruf, Familie und Freunde sind ihr wichtig: Havas-CEO Nathalie Diethelm. (Bild: zVg.)
von Edith Hollenstein

Frau Diethelm, herzliche Gratulation zur Ernennung. Sie sind nun «Village-CEO». Was ist denn das?
Vielen Dank. Im Prinzip nichts anderes als ein ganz normaler CEO, der eine Firma leitet, welche Kreation- und Mediadienstleistungen unter einem Dach anbietet und so einen substanziellen Mehrwert für unsere Kunden generiert.

Ein bekannter Schweizer Interviewer stellt die Frage standardmässig – weil Sie sich bisher nicht so sehr in den Mittelpunkt gerückt haben und wir Sie daher wenig kennen, frage ich nun auch: Wer sind Sie?
Ich bin vielleicht weniger die Person, die gerne im Rampenlicht steht. Das werde ich auch in Zukunft nicht. Ich bin Typus stiller Schaffer respektive «Schafferin» und dies mit viel Freude und Herzblut. Ich bin 44, verheiratet und habe zwei Töchter im Alter von 6 und 3. Es wäre gelogen, hier noch irgendwelche Hobbys aufzuzählen – Familie und Freunde sind mir wichtig.

Ist das «Village Konzept» Ihre Idee oder handelt es sich um ein Havas-übergeordnetes Programm?
Nein, das ist nicht meine Idee, sondern die logische Konsequenz aus den generellen Veränderungen, die derzeit in der Kommunikationsbranche stattfinden. Die Grenzen zwischen Kreation und Media sind zunehmend fliessend, «The medium is the message» und vice versa. Die Havas-Gruppe hat im Rahmen ihrer «Together»-Strategie schon vor einiger Zeit damit begonnen, Villages zu gründen, in welchen die unterschiedlichsten Disziplinen an einem Strick ziehen. Rund um den Globus existieren bereits über 50 Villages.

«So ist die Beratungs-Neutralität zu 100 Prozent gewährleistet.»

Kreation und Media sind also unter einem Dach. Warum ist das nötig?
Wie bereits angedeutet, rücken diese beiden Disziplinen gerade mit der fortschreitenden Digitalisierung näher zusammen. Wenn Media- und Kreation weiterhin zweigleisig fahren, resultiert zwingendermassen kein stimmiges Konzept.

Es gibt doch arbeitserleichternde Tools?
Natürlich kann mit den heutigen Technologien grundsätzlich auch ohne physisches Zusammenrücken an einem Projekt gearbeitet werden, doch die räumliche Nähe erleichtert die Zusammenarbeit dennoch markant. Zudem ist es für gewisse Kunden einfacher, wenn sie ihre Projekte bei einer Agentur bündeln können, denn das vereinfacht den Workflow und verhindert allfällige Interessenskonflikte zwischen beteiligten Agenturen. Zudem ist die Beratungs-Neutralität zu 100 Prozent gewährleistet.

Warum sind Sie umgezogen?
Die Räumlichkeiten in Schlieren und an der Zürcher Gutstrasse eigneten sich aus verschiedenen Gründen nicht für den Zusammenzug. Zudem schien es uns wichtig, einen solchen «Neustart» mit entsprechend inspirierenden Büroräumlichkeiten angehen zu können. Die Büros an der Morgartenstrasse 6 in Zürich sind ein idealer Ort, um die gemeinsame Zukunft anzupacken. Wir freuen uns sehr darauf.

Sie sind eine erfahrene Media-Expertin. Wie wird sich dieses Feld in Zukunft entwickeln?
Auf der einen Seite führen die rasanten technologischen Veränderungen zu einer stärkeren Automatisierung des Werbeeinkaufs. So werden wir in näherer Zukunft viele heute noch klassisch eingekaufte Medien programmatisch einkaufen. Hierzu braucht es grosse Investitionen in Technologie und entsprechende Mitarbeiter.

Was heisst das?
Berufsprofile werden sich an diese Technologisierung anpassen müssen. Auf der anderen Seite rücken die Disziplinen Media und Content näher zusammen. Daher auch das Village. Media und Content auf neutraler Basis. Das ist auch ein Grund, warum wir mit Reto Schild einen Kreativen an Bord geholt haben, der sich mit Themen wie Content und Storytelling gut auskennt und die im Havas-Netzwerk vorhandenen Ressourcen einzusetzen weiss.

«Ich bin nicht die direkte Nachfolgerin von Frank Bodin.»

Sie waren Partnerin von Havas Media. Wie gross ist Ihr Anteil an der neuorganisierten Havas?
Ich besitze nach wie vor eine Minderheitsbeteiligung an der Havas Media AG.

Welches sind weitere Teilhaber?
Adrian van Velsen, der schon von Beginn weg an Havas Media beteiligt war, besitzt wie ich eine Minderheitsbeteiligung an der Havas Media AG. Die Havas AG ist zu 100 Prozent im Besitz der Havas-Gruppe.

Was werden Sie nun als erstes anpacken, wenn ab Mai der bisherige CEO Frank Bodin von Bord gehen wird?
Ich möchte hier festhalten, dass ich nicht die direkte Nachfolgerin von Frank Bodin bin. Wir haben uns neu aufgestellt, sprich die Stelle als CEO Village ist eine neu geschaffene Stelle.

Dennoch: Was haben Sie vor?
In einem ersten Schritt ist es mir wichtig, die Stärken und Schwächen der einzelnen, internen Stakeholder zu analysieren und die vorhandenen Ressourcen richtig zu bündeln. Dabei steht die Kontinuität für unsere Kunden an erster Stelle. Wir werden keine voreiligen Restrukturierungen vornehmen, sondern unsere Strukturen in einem am Daily-Business-Rhythmus angepassten Tempo anpassen. Aber natürlich ist auch der Gewinn von «Village-Kunden» ein Ziel.

Sie haben ja bereits einen Kunden gewonnen, wie es in der Mitteilung hiess.
Ja, unser bestehender Media-Kunde Rimuss hat sich vor wenigen Tagen für die «Havas-Village-Lösung» entschieden. Darüber freuen wir uns sehr – und genau das ist der springende Punkt. Wir haben als Team an einem Strick gezogen und damit komme ich auf meine Aussage am Anfang des Interviews zurück: Ich bin weder eine One-Woman-Show noch stehe ich gerne im Rappenlicht. Teamspirit wird bei uns grossgeschrieben.



Nathalie Diethelm hat die Fragen schriftlich beantwortet.



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