13.11.2024

Farner

«Ich möchte mit meiner Arbeit Impact haben»

Regula Bührer Fecker, Rod-Mitgründerin und Strategiechefin von Farner, verlässt die Agentur. Im Interview spricht sie über das Loslassen und den Zeitpunkt ihres Abschieds. Zudem sagt die Werberin, wie sie sich ihre berufliche Zukunft vorstellt.
Farner: «Ich möchte mit meiner Arbeit Impact haben»
«Ich wünsche mir ein dynamisches Umfeld und die Möglichkeit, mit meiner Arbeit Impact zu haben», sagt die abtretende Farner-Strategiechefin Regula Bührer Fecker. (Bild: Marc Wetli)

Regula Bührer Fecker, Sie verlassen Rod und Farner nach fast 20 Jahren. Wie lange tragen Sie diesen «persönlichen Wunsch nach Neuorientierung» bereits mit sich herum?
Nach dem Verkauf von Rod an Farner konnten wir bei Rod Kommunikation peu à peu mit Tiffany Bottlang und Alessandro «Pukki» Reintges ein Führungsduo nachziehen, welches die Agentur sehr gut leitet und weiterentwickelt. Das erlaubte mir persönlich, loszulassen und innerhalb Farner eine neue Rolle zu übernehmen als Chief Strategy Officer. Mit diesem Loslassen und Verändern stellte sich mir die Frage, ob ich bleibe oder gehe.  

Sie sagen auf LinkedIn «Tschüss». Ist Ihr Ausstieg bei Farner auch ein definitiver aus der Werbe- und Kommunikationsbranche?
Mein «Tschüss» ist ein Abschied von 17 Jahren Rod und 5 Jahren Farner, damit ziehe ich meinen Hut vor allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Farner Gruppe sowie vor den Kundinnen und Kunden, für deren Treue und Vertrauen ich mich bedanke. Mein «Tschüss» bezieht sich nicht auf die Branche. Ich bin Unternehmerin, Kommunikatorin, Strategin, das wird sich wohl auch in Zukunft nicht ändern. Aber in welcher Form ich das auslebe, das wird sich zeigen.

«Strategin zu sein, heisst auch, das grosse Ganze in vielen Varianten zu denken»

Sie bezeichnen sich selbst als «Vollblutstrategin». Was sind Ihre Überlegungen hinter diesem Entscheid?
Dahinter stehen viele Gedanken und auch viele Gespräche mit meinen Kolleginnen und Kollegen bei Farner und Rod. Es war mir wichtig, dass wir eine solide Nachfolge aufbauen und gemeinsam einen guten Zeitpunkt für meinen Abschied wählen können. Strategin zu sein, heisst ja auch, das grosse Ganze in vielen Varianten zu denken. Und sich dann für etwas zu entscheiden.

Ihre Verwaltungsratsmandate bei Rod und bei Farner geben Sie ab. Warum dieser radikale Schnitt?
Diese Entscheidung habe ich in enger Absprache mit dem neuen Farner-CEO Michel Grunder und meinen Kolleginnen und Kollegen gefällt. Ich finde das nicht radikal, sondern konsequent. Die Gruppe ist sehr gut aufgestellt, mit tollen Menschen und viel Energie, das kommt gut. 

«Ich kann mir vorstellen, weitere Verwaltungsratsmandate einzugehen, wenn es inhaltlich und menschlich passt»

Sie waren und sind in verschiedenen Verwaltungsratsgremien tätig. Wollen Sie künftig vermehrt solche Mandate annehmen?
Genau, das macht mir grossen Spass. Alle meine Mandate sind faszinierend und fordern unterschiedliches Involvement. Ich kann mir vorstellen, weitere Verwaltungsratsmandate einzugehen, wenn es inhaltlich und menschlich passt. Ich sehe mich aber nicht als Profi-Verwaltungsrätin, sondern sehe diese Mandate als ergänzende Tätigkeiten, bei denen ich meine Erfahrung einbringen kann.

In welche Richtung halten Sie Ausschau? Welche Branchen oder Jobs interessieren Sie?
Entweder eine eigene unternehmerische Tätigkeit oder eine Aufgabe auf Unternehmensseite, bei einer Organisation oder einem Unternehmen. Ich wünsche mir sicher ein dynamisches Umfeld und die Möglichkeit, mit meiner Arbeit Impact zu haben.

Sie haben vor sechs Jahren das Buch «Frauenarbeit» geschrieben und eine gleichnamige Initiative mit dem Ziel gegründet, junge Frauen dabei im Berufsleben zu unterstützen. Inwiefern verfolgen Sie dieses Ziel noch immer?
Über Frauenarbeit hat sich ein sensationelles Netzwerk an motivierten, begabten jungen und sehr erfahrenen Frauen gebildet, die recht eng verbunden sind und einander unterstützen. Es ist ein Safe Space, wenn man so will. Das ist wunderschön und war es für mich wert, dieses Buch zu schreiben und mich aktiv einzubringen in die Gleichstellungsthematik. Das war für mich ja total neu vor sechs Jahren. Gleichzeitig betrübt es mich, wie heftig die Gleichstellungsdebatte in der Schweiz gewisse Menschen offensichtlich triggert. Wir müssen hier wieder einen normalen Umgang finden. 

«Wer in dieser Branche arbeitet, bleibt nie stehen, man lernt immer dazu»

Sie blicken auf fast 20 Jahre Rod und Farner zurück. Bei welcher Kampagne haben Sie am meisten gelernt?
Wirklich bei allen. Das ist ja das Schöne an Kommunikation, dass sie ein Abbild der Gesellschaft ist und sich stetig verändert. Wer in dieser Branche arbeitet, bleibt nie stehen, man lernt immer dazu. Sei es über eine neue Branche, Technik, Technologie, über einen Trend, das Zusammenspiel von Medien und Massnahmen, über Dramatisierung oder Orchestrierung, verschiedene Protagonisten und Zusammenhänge. Aber man lernt auch menschlich ständig, wie man einen Kunden abholt und überzeugt, wie man argumentiert, adaptiert, und hart bleibt, wenn eine Idee droht, verschlimmbessert zu werden. Man lernt immer.

Und an welche lustige Anekdote aus dieser Zeit werden Sie sich immer gern erinnern?
Ich fühle mich noch nicht wie jemand, der auf sein Leben in Anekdoten zurückschaut. Das mache ich dann mal als Grossmami. Im Moment schaue ich nach vorne.


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