Wenn am Ende des Geldes noch Monat übrig ist: In der Schweiz leben rund 1,4 Millionen armutsbetroffene oder -gefährdete Personen. Viele von ihnen ziehen sich aufgrund von Stigmatisierung aus dem gesellschaftlichen Leben zurück. «Armut ist eine stille Katastrophe. Sie geschieht leise, bleibt oft unsichtbar, trifft Betroffene jedoch umso härter», sagt Kerstin Klauser, Bereichsleiterin Gesellschaft beim Migros-Genossenschafts-Bund, in einem persoenlich.com-Interview.
Vom 6. bis 19. Oktober will das Migros-Kulturprozent mit der Kampagne «im Minus» die strukturell bedingte und breit gefächerte Armut in der Schweiz thematisieren. Die Kampagne will die vielfältigen sozialen Ursachen und Hintergründe von Armut sichtbar machen, die von Jobverlust über Krankheit und hohe Lebenskosten bis zu familiären Schicksalsschlägen reichen können. Das Ziel ist es, zu zeigen, wie vielfältig die Ursachen sind und wie durch den Abbau von Vorurteilen die sozialen Folgen minimiert werden können.
Das Konzept, entwickelt von der Zürcher Agentur Freundliche Grüsse, rückt die Finanzen der Betroffenen ins Zentrum. Die Kampagne zeigt drei Menschen, die ein Blatt mit ihrem Monatsbudget vor ihr Gesicht halten. Dies diene nicht dazu, sich zu verstecken, sondern um das Budget in den Mittelpunkt zu stellen.
In den dazugehörigen Videos werden die Gesichter hinter den Budgetzetteln sichtbar. Die Budgets basieren auf realen Zahlen aus der Arbeit von Caritas und die dargestellten Personen stehen stellvertretend für die 1,4 Millionen Betroffenen in der Schweiz.
Auf der Kampagnen-Website im-minus.ch finden sich die persönlichen Geschichten der drei Protagonisten. Sie erzählen, was zu ihrer Situation geführt hat, wie es ihnen im Alltag ergeht und was ihnen helfen würde, wieder Boden unter den Füssen zu erhalten.
Mit der dreisprachigen Kampagne (Deutsch, Französisch, Italienisch) lädt das Migros-Kulturprozent die Bevölkerung ein, «hinzusehen, zuzuhören und nachzudenken». Sie soll nicht nur die Realität von Armut sichtbar machen, sondern auch einen gesellschaftlichen Dialog anstossen. Nur durch Verständnis und Solidarität sei es möglich, Vorurteile abzubauen und Betroffene dabei zu unterstützen, «dass sie vom Minus wieder ins Plus kommen».
Das gesellschaftliche Engagement der Migros ist seit 1957 in den Statuten verankert. Die Migros selbst bezeichnet dieses Engagement in seiner Vielfalt, Unabhängigkeit und Beständigkeit als weltweit einzigartig. Jährlich investiert die Migros rund 140 Millionen Franken in die Bereiche Zusammenleben, Kultur, Bildung, Gesundheit, Technologie und Ethik sowie Klima und Ressourcen. Zum Migros-Engagement gehören neben dem Kulturprozent auch der Migros-Unterstützungsfonds (seit 1979) und der Migros-Pionierfonds (seit 2012). (pd/cbe)
Credits
Verantwortlich beim Migros-Genossenschafts-Bund, Direktion Gesellschaft & Kultur: Kerstin Klauser (Leiterin Bereich Gesellschaft und stv. Leiterin Direktion), Jessica Schnelle (Leiterin Soziales), Barbara Salm (Kommunikationsverantwortliche Gesellschaft), Isabelle Ruckli, Anna Frey (Themen- und Projektleiterinnen Soziales); verantwortlich bei Freundliche Grüsse: Fabian Biedermann (Gesamtverantwortung), Samuel Textor, Pascal Deville (Creative Direction), Rainer Brenner, Timotheus Überall (Text), Laura Leuenberger (Art Direction), Damian Del Fabbro (Beratung), Pascal Pfohl (Content Production), Sabina Bösch (Fotografie), Damien Inderbitzin (Edit).
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06.10.2025 16:54 Uhr



