11.09.2023

Jung von Matt Limmat

Mit Waschetiketten gegen sexualisierte Gewalt

Das Modelabel Maison Blanche des Baslers Yannik Zamboni hat seine neue Kollektion an der New York Fashion Week präsentiert. Gleichzeitig startet eine Kampagne, in der Waschetiketten für eine Botschaft genutzt werden: «Nicht waschen, wenn Sie sexuell missbraucht wurden».
Jung von Matt Limmat: Mit Waschetiketten gegen sexualisierte Gewalt
Ein Hinweis auf einem T-Shirt im Kampf gegen sexualisierte Gewalt. (Bild: Cyrill Matter)

Jung von Matt Limmat und das Schweizer Modelabel Maison Blanche wollen ein Zeichen setzen gegen sexualisierte Gewalt. Gemeinsam lancieren sie mit der neuen Kollektion des Label-Inhabers und Designers Yannik Zamboni die Awareness-Kampagne «Tags Against Crime», wie es in einer Mitteilung heisst. Zamboni wurde in den USA bekannt als Gewinner der Show «Making the cut». Die neue Kollektion trägt den Namen «DNA» und wurde am Sonntag an der New York Fashion Week lanciert.

Im Zentrum der Kampagne, die Jung von Matt als Pro-bono-Arbeit unterstützt, stehen folgende Fakten: Jede fünfte Frau erlebt in ihrem Leben sexualisierte Gewalt. Homosexuelle und transgender Menschen werden über doppelt so häufig mit Gewalt konfrontiert. Nur ein Bruchteil dieser Übergriffe wird angezeigt und noch weniger Taten haben strafrechtliche Konsequenzen.

Betroffene von sexualisierter Gewalt bleiben mit dem Erlebten häufig allein, getrauen sich aus Scham und Angst vor den Folgen oder den Reaktionen von Familie, Umfeld und Polizei nicht, Übergriffe anzuzeigen. Und wenn sie es doch tun, führen viele Anzeigen nicht zu einer Verurteilung. Begründet werden diese Freisprüche sehr oft mit einer mangelnden Beweislage. Die mangelnde Beweislage bezieht sich in einigen Fällen auf die DNA des Täters, die von den Strafverfolgungsbehörden nicht gesichert werden konnte. Die Kleidung der Betroffenen mit potenziell vorhandenen DNA-Spuren der Täterschaft kann zu einem alles entscheidenden Beweismittel werden.

 


Im Zentrum der Kollektion und der Kampagne stehen Waschetiketten, die eine zentrale Botschaft transportieren: Wird Kleidung nach einem Übergriff gewaschen, geht wertvolles DNA-Beweismaterial verloren. Aus diesem Grund sind alle Kleidungsstücke der neuen Kollektion mit einem Waschetikett mit entsprechendem Hinweis ausgestattet: «Do not wash if you’ve just been sexually assaulted» – also dem «Tag Against Crime». Zusammen mit einer Website informiert das Waschetikett, wie man im Falle eines Übergriffs möglichst viel DNA- Beweismaterial sichert und wo man als betroffene Person weitere Hilfe erhält.

«Intensive» Zusammenarbeit

Die Idee für die Kampagne kommt von Jacqueline Rufener und Dominique Magnusson, beide Creative Director bei der Agentur Jung von Matt Limmat. Im Interview bezeichnen die beiden die Zusammenarbeit der letzten Wochen als «intensiv». «Eine Fashion Show für die New York Fashion Week stellt man nicht einfach so schnell husch auf die Beine», sagt Dominique Magnusson.

Neben dieser konkreten Aufklärungsarbeit verfolgt die Kampagne aber ein noch viel grösseres Ziel: «Über die Hälfte aller Frauen in der Schweiz haben sexualisierte Belästigungen erlebt, rund ein Fünftel sexualisierte Gewalt. Wobei die Dunkelziffer wohl noch viel höher ist. Und auch LGBTQIA+-Menschen sind überproportional von sexualisierter Gewalt betroffen. Trotz dieser Zahlen ist das Thema immer noch ein Tabu», wird Yannik Zamboni in der Mitteilung zitiert. Er führt weiter aus: «Mit ‹Tags Against Crime› klären wir nicht nur auf, sondern führen den Diskurs rund um den gesellschaftlichen Umgang mit sexualisierter Gewalt weiter voran. Dabei geht es auch darum, dass viele Täter immer noch ungestraft bleiben und dass Consent nach der Verabschiedung der «Nein ist Nein»-Lösung immer noch ein Fremdwort zu sein scheint».

Von New York bis Liechtenstein

Den Auftakt für die Kampagne bildete die Fashion Show von Maison Blanche, die am 10. September an der New York Fashion Week im Nachtclub «The Box Soho» stattfand. In einer bildstarken Show präsentierten namhafte Models wie Manuela Frey und die GNTM-Gewinnerinnen Vivien Blotzki und Toni Dreher-Adenuga zusammen mit einem diversen, lauten Cast die einzigartigen Looks. Als Art Director zeichnete Ben Prince verantwortlich, der bereits im Auftrag von Virgil Abloh Shows für Louis Vuitton inszenierte. Die Looks der Kollektion «DNA» standen auch optisch ganz im Zeichen des Themas DNA: Die Prints auf der Kleidung sind angelehnt an das Verfahren der Gelelektrophorese, dem Verfahren zur DNA-Analyse.

In der Schweiz wird die Kampagne «Tags Against Crime» von den Organisationen «DAO – Dachorganisation Frauenhäuser Schweiz und Liechtenstein» sowie der «Stiftung gegen Gewalt an Frauen und Kindern» unterstützt.

Verantwortlich bei Maison Blanche: Yannik Zamboni (Creative Director), Daniel Kaldis (Studio Manager); verantwortlich bei Jung von Matt Limmat: Dominique Magnusson, Jacqueline Rufener (Creative Direction), Luigi Vitiello (Art Direction), Lara Zehnder (Social Creation), Natascha Imfeld (Agency Production), Joëlle Mayenzet, Marcel Walzl (Project Management), Michel Nellen (Creative Amplification Direction), Nina Bieli (PR), Wolfgang Bark (Managing Creative Director), Luitgard Hagl (Managing Creative Direc- tor und Agency Lead); verantwortlich bei Jung von Matt Tech: Joel Rohland (Digital Art Direction & Development), Leonard Langen (Design), Stefanie Pfeffer, Christian Koop (Project Management), Michelle Scholz (Managing Director); externe Partner:innen: Blish (Medienrealisation): Jlona Kopf (Managing Director), Navada GmbH (Production Company): Laura Šerić (Producer), Mariska van Lavieren (Producer), Wero Rodowicz (Regie), Byron Trieb (DoP), Cyrill Matter (Fotograf). (pd/wid)


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