An ihrer Stiftungsratssitzung vom 30. April 2020, die aus Covid-19-Gründen online stattfand – hat die Stiftung für die Lauterkeit in der kommerziellen Kommunikation CVP-Nationalrat Philipp Kutter als neuen Präsidenten der Schweizerischen Lauterkeitskommission (SLK) gewählt. Er stehe in einer Reihe mit prominenten Vorgängerinnen wie Pascale Bruderer und Doris Leuthard, heisst es in der Mitteilung. Kutter tritt die Nachfolge von Christine Bulliard-Marbach an, die die SLK während acht Jahren geleitet hat.
Der gelernte Journalist und Kommunikationsfachmann, er führt gemeinsam mit seiner Frau die PR- und Marketing-Agentur Kutter Kommunikation GmbH, ist seit 2010 Stadtpräsident von Wädenswil und vertritt seit 2018 die CVP im Nationalrat. Zu seiner Wahl meint der zweifache Vater: «Werbung kämpft um Aufmerksamkeit, will auffallen. Da ist es ganz natürlich, dass Werberinnen und Werber bzw. ihre Kundinnen und Kunden Grenzen ausloten. Hier übernimmt die Lauterkeitskommission eine wichtige Aufgabe. Sie prüft, ob eine Grenze überschritten wurde. Mein Ziel ist es, diese Form der Selbstregulierung in der Werbebranche zu erhalten und zu stärken.»
Christine Bulliard-Marbach hat das Präsidium der SLK 2012 von Pascale Bruderer übernommen. Die ehemalige Ständerätin, die heute unter anderem in den Advisory Boards des Swiss Economic Forums und des Swiss Media Forum sitzt, hatte ihrerseits die vormalige Bundesrätin Doris Leuthard an der Spitze der SLK abgelöst.
Meilensteine in der Amtszeit von Christine Bulliard-Marbach waren unter anderem das neue Konsumkreditgesetz (KKG), in dem die SLK erstmals von Gesetzes wegen als Kontrollstelle bezeichnet wird, das Jubiläum «50 Jahre Schweizerische Lauterkeitskommission» (1966-2016) sowie die Totalrevision der Grundsätze und des Geschäftsreglements, die 2019 in Kraft getreten sind. Die Stiftung für die Lauterkeit in der kommerziellen Kommunikation dankt Christine Bulliard-Marbach herzlich für ihren grossen Einsatz zugunsten der fairen Werbung.
Finanzierung bleibt eine Herausforderung
Obwohl sich die Lauterkeitskommission in den letzten mehr als fünfzig Jahren in der Kommunikationsbranche, in der Wirtschaft, in Politik wie in der Rechtsprechung etabliert hat, ist die Aufgabe für Philipp Kutter nicht ohne Herausforderungen. Die Lauterkeitskommission verfügt seit ihrer Gründung 1966 plus/minus über das gleich hohe bzw. bescheidene Budget von gut 250'000 Franken pro Jahr, muss für das laufende Jahr jedoch mit rund 10 Prozent weniger auskommen. Das erlaube keine grossen Sprünge und sei nur möglich dank dem entschädigungsfreien Engagement der gewählten Kammermitglieder wie der Experten/innen.
Zahlreiche Initiativen des Stiftungsrates und der Förderungsgesellschaft, die Finanzierung auf solidere Beine zu stellen, sind leider gescheitert. Kommt hinzu, dass aufgrund der Konzentration in der Medienbranche deren Beiträge in den vergangenen Jahren regelmässig geschrumpft sind. In der Pflicht steht allerdings nicht nur die SLK selbst, sondern die gesamte Kommunikationswirtschaft – Werbeauftraggeber, Agenturen und Medienunternehmen.
Umso wichtiger sei es für die Lauterkeitskommission, das Bewusstsein zu stärken für die herausragende Bedeutung, die die SLK für eine möglichst freie Werbewirtschaft hat. Vor diesem Hintergrund sind die Überzeugungskraft und die hervorragenden Kontakte von Philipp Kutter in Bundesbern besonders gefragt. Damit das Parlament weiterhin so oft als möglich auf die Selbstregulierung setzt statt auf Werberestriktionen, die insbesondere im Lebensmittelbereich allenthalben drohen. (pd/wid)