24.02.2016

Abstimmungskampagne

SBB stoppen Hakenkreuz-Plakat

«Krasser Einzelfall»: Wegen verletzter Kundengefühle stornieren die SBB die Werbeschaltungen der Kampagne gegen die Durchsetzungsinitiative.
Abstimmungskampagne: SBB stoppen Hakenkreuz-Plakat
von Lucienne Vaudan

Das Plakat mit dem Hakenkreuz auf rotem Grund habe Kunden in ihren Gefühlen in tiefster Weise verletzt, begründen die SBB ihre Entscheidung, die politische Werbung gegen die DSI zu stoppen.

Am Montag, nach der ersten Schaltung im Zürcher Hauptbahnhof verwiesen die SBB auf den Beschluss des Bundesgerichts von 2012: «Wir sind verpflichtet, auch politische Werbung auf unseren Werbeflächen zu schalten», sagte SBB-Mediensprecherin Michelle Rothen auf Anfrage von persoenlich.com damals.

Im Sommer 2012 hatte das Bundesgericht entschieden, dass es sich bei den öffentlichen Flächen in den Bahnhöfen um öffentlichen Raum handelt. 

Bei dem Hakenkreuz-Sujet handle es sich jedoch um einen «krassen Einzelfall». Die SBB gehen davon aus, dass mit dem Hakenkreuz-Symbol an so prominenter Stelle die Grenzen des erwähnten Bundesgerichtsentscheids überschritten worden sind, heisst es in einer Medienmitteilung.

Dem Inserenten bieten sie an, sein Plakat ohne dieses Symbol zu schalten. Ob und wo weitere Schaltungen geplant waren, wollen weder SBB noch die zuständige Aussenwerbevermarkterin APG publik machen. Die Medienstelle der SBB schweigt sich auch darüber aus, was dies für andere Politkampagnen bedeuten könnte, gegen die Beschwerden eingereicht werden.

In einem Interview mit persoenlich.com spricht Reto Inglin, Dozent für Marketing- und Kommunikationsrecht über die Möglichkeit des Werbers, rechtliche Schritte gegen die SBB einzuleiten. Der Urheber des Sujets, Parvez Sheik Fareed, war für eine Stellungnahme jedoch nicht erreichbar. 

Bild: lcv



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Kommentare

  • André Bühler, 25.02.2016 10:47 Uhr
    Hallo Das Genialste an der ganzen Sachen ist, dass das Plakat, das ja nur für den HB Zürich gedacht war und ca. CHF 5'000 kostete, nun in der ganzen Schweiz (Genf war oder ist auch in Planung) eine Riesenaufmerksamkeit erhalten hat. Und dies völlig kostenlos! GENIAL aufgegleist - Kompliment !
  • Nicole Suter-Murard, 25.02.2016 01:39 Uhr
    Richtig wären die Schritte der SBB gewesen, hätte sie sich an den Bundesgerichtsentscheid gehalten und Beschwerde eingereicht. Wenn öffentliche Einrichtungen sich von Hinz und Kunz diktieren lassen, was das Recht des Tages sein muss, so ist das das Todesurteil des Rechts schlechthin. Und: Mit diesem Entscheid nimmt die öffentliche Einrichtung SBB politisch Stellung. Man darf sich gerne über das Thema tiefer auseinandersetzen, als bei den individuellen Empfindlichkeiten an Ort treten.
  • Peter Metzinger, 24.02.2016 17:28 Uhr
    Aus Campaigning-Sicht war dieses Plakat kontraproduktiv. Es hat vom eigentlichen Thema abgelenkt, die eigenen Leute verunsichert und die Gegner vermutlich sogar mobilisiert. Ein klassischer Schuss nach hinten. Wir werden das Thema vermutlich am Campaigning Summit Switzerland aufgreifen und am 10. März einen Vorabend-Workshop zur Frage, wie weit man in der Kommunikation gehen darf bis der Bogen überspannt ist, durchführen. Es gab ja auch schon andere Fälle. Z.B. Benetton in den 90ern. Immer wieder eine interessante Frage.
  • Gino Brenni, 24.02.2016 17:03 Uhr
    Lieber Jörg Suter, Ihre Gefühle kann Ihnen niemand nehmen und Sie müssen sich dafür auch nicht rechtfertigen. Leider haben Sie, genau wie alle anderen, deren Gefühle verletzt wurden, das Plakat fundamental falsch verstanden: Sie sind KEIN Nazi, wenn Sie Ja stimmen. Einfach in keinster Weise. ABER: Wenn die Initiative angenommen wird, haben wir den Weg beschritten hin zur Auflösung der Gewaltenteilung, Auflösung der Rechtsstaatlichkeit, und ganz sicher haben wir damit schon das Verhältnismässigkeitsprinzip über Bord geworfen. Es sind in diesem Hinblick genau jene Schritte, die zu Beginn des Nazi-Regimes begangen wurden. Daher auch die angedeuteten Haken-Schweife. Wir BEWEGEN uns auf dünnem Eis. Eine kleine, hetzende Gruppe bekommt mit Null-Lösungen immer mehr wut- und angsterfüllten Rückenwind und schafft es gar, bestehende Rechtsordnung und Machtverteilungsprinzipe in Frage zu stellen. Es ist einfach gefährlich. Leider ist das Plakat komplett am Ziel vorbei geschossen... Freundliche Grüsse und stimmen Sie bitte NEIN!
  • Mario Saurer, 24.02.2016 16:56 Uhr
    Was ist schlimmer: Ein Plakat, welches ein verobtenes Symbol abbildet und über die damit verbundene Ideologie warnt, oder ein Plakat mit ebendieser Ideologie ohne das verbotene Symbol?
  • Karin Hoffsten, 24.02.2016 16:21 Uhr
    also meine gefühle waren da schon viel früher von ratten, stiefeln und sonstigem unrat sehr verletzt ...
  • Tek Berhe, 24.02.2016 16:12 Uhr
    Gute Entscheidung. Die einzig richtige. Mit seinem Beitrag hat Constantin Seibt diesem den Boden bereitet. Ist das die neue Tagi-Inlandpolitik auf die wir uns einzustellen haben?
  • Jörg Suter, 24.02.2016 15:27 Uhr
    Ein kluger Entscheid der SBB - schade, dass er erst jetzt kommt. Dieses Plakat ist Schande und Beleidigung zugleich. Meine Gefühle sind leider bereits verletzt.
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