28.03.2023

Greenpeace

Was nicht in den Müll gehört

Die Umweltschutzorganisation kritisiert mit einer provokanten Plakatkampagne den immer schnelleren Kreislauf von Neukauf und Entsorgung.
Greenpeace: Was nicht in den Müll gehört
Seniorinnen gehören nicht in den Müll gehören. Produkte, die eigentlich noch funktionieren auch nicht. (Bild: zVg)

Seit gut einer Woche hängen sie in allen grösseren Städten der Schweiz – Plakate, welche Seniorinnen und Senioren im Abfallcontainer neben alten Kameras, Staubsaugern oder Kleidern zeigen. Gestern folgte die Auflösung: Greenpeace Schweiz macht damit darauf aufmerksam, dass Produkte viel zu schnell weggeworfen werden. Um diese Produkte herzustellen und zu vertreiben wird eine Menge Ressourcen, Energie sowie die Fachkompetenz vieler Profis benötigt. Diese vorzeitig zu entsorgen ist genauso absurd, wie ältere Menschen abwertend zu behandeln. Mit dem provokanten Vergleich will Greenpeace Schweiz Menschen zum Nachdenken anregen.

Seniorinnen und Senioren sind ein wertvoller Teil unserer Gesellschaft. Sie verfügen über wertvolle Lebenserfahrung und Fähigkeiten, die sie mit jüngeren Generationen teilen können. Und sie übernehmen beispielsweise bei der Kinderbetreuung oder in der Freiwilligenarbeit wichtige unbezahlte Arbeit, ohne die unsere Gesellschaft nicht funktionieren würde.

Auch ältere, gebrauchte Produkte sind weiterhin nützlich und es ist absurd, sie zu ersetzen, weil ein neueres auf den Markt kommt oder ein Teil nicht mehr funktioniert. Der immer schnellere Kreislauf von Neukauf und Entsorgung führt zu Rohstoffknappheit, Umweltverschmutzungen und heizt die Klimakrise weiter an.

Produkte länger nutzen schützt das Klima

Viele der vorzeitig entsorgten Produkte, Smartphones, Laptops, Staubsauger, Waschmaschinen, Kleider, u.v.m, sind so produziert, dass sie nur eine kurze Lebensdauer haben und nicht oder nur eingeschränkt repariert werden können. Als Folge davon müssen Produkte entsorgt werden, obwohl nur eine Komponente defekt ist. Wären diese so produziert, dass man sie reparieren könnte, liessen sich die Produkte viel länger nutzen. Eine längere Nutzung dieser Produkte trägt beträchtlich zum Klimaschutz bei.

Das Forschungs- und Beratungsunternehmen Infras hat diesen Klimanutzen für Greenpeace Schweiz berechnet und schätzt, dass sich der Schweizer CO2-Fussabdruck um jährlich 1,8 bis 4 Mio. Tonnen CO2-Äquivalent reduzieren liesse, würden alle Konsumprodukte in der Schweiz ein bis drei Jahre länger genutzt. Als Vergleich: Das PET-Recycling schaffte 2020 Einsparungen von 137’000 Tonnen CO2-Äquivalenten.

Politik, Produzenten und Detailhandel sind gefordert

Mit rund 700 kg Abfall pro Person und Jahr werfen wir in der Schweiz viel zu viel weg. Mit der laufenden Revision des Umweltschutzgesetzes hat die Politik die Möglichkeit, die dringend notwendige Kreislaufwirtschaft in der Schweiz voranzutreiben. Eine Wirtschaft, in der Produkte auf Langlebigkeit ausgelegt sind, in der Teilen, Wiederverwenden und Reparieren Priorität haben. Als Teil der Koalition «Lang leben unsere Produkte!» unterstützt Greenpeace darum den aktuellen Entwurf für eine Revision des Umweltschutzgesetzes, fordern aber noch mehr Ehrgeiz. Denn die Schweiz hat in Sachen Kreislaufwirtschaft im internationalen Vergleich einiges aufzuholen.

Auch die Produzenten und Detailhändler spielen dabei eine wichtige Rolle. Sie müssen vermehrt reparierbare Produkte anbieten, können Produkte vermieten statt sie zu verkaufen u.v.m. Eine Umfrage bei den grössten Detailhändlerin der Schweiz im Bereich Non-Food hat gezeigt, dass diese Kreislaufwirtschaft noch viel zu wenig umsetzen.

Verantwortlich bei Greenpeace Schweiz: Campaignerin: Joelle Herin; Koordination: Fabienne Wich; Kreation: Franziska Neugebauer, Emanuel Büchler; Konzept: Christoph Hess; Fotograf: Simon Habegger. (pd/nil)


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