22.11.2018

Hinter den Kulissen

Wo den Ideen Leben eingehaucht wird

Die Zürcher Filmproduktionsfirma Stories setzt seit der Gründung vor acht Jahren konsequent auf Storytelling. Mit Erfolg: Zahlreiche Arbeiten haben Preise erhalten. Zuletzt gab es historisches Edi-Doppel-Gold. Nun haben die Macher einen Traum.
Hinter den Kulissen: Wo den Ideen Leben eingehaucht wird
Erzählen in Werbespots gerne Geschichten (v.l.): Yves Bollag, Executive Producer und Partner, und Tobias Fueter, Director und Partner bei der Produktionsfirma Stories. (Bilder: Christian Beck)
von Christian Beck

Das Backsteinhaus, welches die Produktionsfirma Stories beherbergt, liegt versteckt in einem Innenhof an der Zürcher Dufourstrasse. Dies ist sinnbildlich für die Branche. Bei grossen TV-Commercials kennt man meist nur den Werbeauftraggeber, manchmal noch die verantwortliche Werbeagentur und nur ganz selten die Produktionsfirma.

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Der Schweizer Auftrags- und Werbefilmpreis Edi stellt die Produktionsfirmen aus dem Backstage-Bereich direkt ins Scheinwerferlicht. Dort steht Stories häufig. «Das erfüllt uns mit Stolz: Bei den letzten neun Preisverleihungen haben wir jeden zweiten Gold-Edi in der Kategorie Commercials heimgetragen», sagt Yves Bollag, Executive Producer und Partner bei Stories. Beim Edi.18 gab es gleich Doppelgold in der Königskategorie – eine Premiere. Gold gab es für den letztjährigen Migros-Spot mit Kassenwichtel Finn, das zweite Gold für «Alle sind gleich» von Pro Infirmis (persoenlich.com berichtete). «Das war perfektes Storytelling mit Spannung bis zum Schluss – genau so, wie wir selber Geschichten erzählen», so Director und Partner Tobias Fueter zu persoenlich.com.

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Stories entstand 2010 aus dem Zusammenschluss der Produktionsfirmen Ping Pong Film und Peek. Seither setzt das Team konsequent auf Storytelling. «Es ist noch keine Story, wenn ich einfach nur die Entstehungsgeschichte eines Produktes erzähle, und auch nicht emotional, wenn ich einfach einen ästhetischen Kuss zeige», sagt Fueter. Eine gute Story brauche einen für das Publikum nachvollziehbaren Grundkonflikt. «Ein Problem, mit welchem wir mitgehen können. Nur so berühren wir Menschen im Herz.»


Genau diese Essenz steckt auch in den Migros-Spots mit Kassenwichtel Finn in der Hauptrolle. Auch das aktuelle Commercial hat Potenzial für Trophäen (siehe Video oben). «Ich wage zu behaupten, dass wir zusammen mit Wirz und Migros das Weihnachts-Storytelling in der Schweiz zumindest wieder erweckt haben», sagt Fueter. Den Anfang hätte 2014 der Migros-Charity-Song mit 23 Künstlern gemacht. «Es wurde von Jahr zu Jahr immer grösser, dann zogen Coop und Manor nach. Das Ganze ist heute zu einem richtigen Event geworden.»


Bei Stories arbeiten 15 Festangestellte. Dieses Team mit Spezialisten aus allen Bereichen des Films greift dabei auf einen Fundus von über 200 Freelancern zurück. «Wir suchen für jeden Film nach dem richtigen Regisseur. In enger Zusammenarbeit mit unserem kreativen Kernteam wird die filmische Vision entwickelt», so Bollag. «Wir geben nicht auf – bis aus der Grundidee perfektes, filmisches Storytelling wird.» Hier freuen sich Bollag und Fueter immer wieder, wenn sie möglichst früh in den Prozess eingebunden werden. «Das ist wie bei einer Herzoperation. Da holt man den Spezialisten auch nicht erst, wenn das Herz bereits geöffnet ist, sondern zieht ihn bereits früh dazu», sagt Bollag.

Auch soll Werbung als Teamarbeit verstanden werden. «Wir haben alle dasselbe Ziel: Kunde, Agentur und Filmproduktion wollen alle als Team einen kommerziell erfolgreichen Film machen», so Fueter. Das wichtigste dabei sei Vertrauen. «Die beste Voraussetzung für einen grossartigen Film ist offene Kommunikation auf allen Kanälen.»

Bei den Pitches sehen die Stories-Partner Verbesserungspotenzial. «Leider wird der Pitch zu wenig wertgeschätzt», so Bollag. Jeder Pitch beinhalte viel Arbeit, Geld dafür gebe es nicht. «Vielleicht könnte man auch mal nur mit drei Regisseuren persönlich sprechen und mit zwei davon die Idee weiterentwickeln, anstatt einfach viele Ideen zu sammeln», sagt Bollag. Und Fueter ergänzt: «Jedes Mal, wenn man den Pitch nicht gewinnt, stirbt ein Baby. Die Idee kann man danach wegwerfen. So wird viel Energie verschwendet, welche besser auf dem Bildschirm landen sollte.»

Erstaunlich findet Bollag auch, dass Weihnachten in der Werbung fast ausschliesslich von den Retailern besetzt sei. Dabei würden doch auch beispielsweise die Telekommunikations- oder Tourismusbranche während den Weihnachtstagen sehr gute Geschäfte machen. «Die sind aber auf dem Christmas-Karussell noch nicht präsent», so Bollag. «Aber das kann ja noch werden», meinen die beiden lächelnd.

Und träumen derweil von Triple-Gold beim Edi 2019.



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