24.09.2015

WerbeWeischer

"Bei Publicitas wuchs der Wunsch für Gespräche"

Schweiz-Chef Nils Schilling über die Hintergründe des Kaufs der Cinecom.
WerbeWeischer: "Bei Publicitas wuchs der Wunsch für Gespräche"

Herr Schilling, was gab den Ausschlag zum Kauf der Cinecom?
Seit unserem Markteintritt vor drei Jahren war es unser Ziel, als unangefochtener und einziger Vermarkter im Schweizer Kinomarkt tätig zu werden. Unser innovatives Kinovermarktungsmodell Cinema.Reloaded fand von Anfang an grossen Zuspruch im Markt, sowohl bei Kinobetreibern als auch bei Auftraggebern. Damit konnten wir uns immer mehr Marktanteile hinsichtlich Besucherzahlen und Werbe-Etats sichern. Nachdem aufgrund unseres Erfolges immer mehr grosse Player im Markt von der Cinecom zu WerbeWeischer wechselten – Kitag ist seit Markteintritt unser Partner, die Zusammenarbeit mit Pathé wird 2018 starten –, wuchs auf Seiten der Publicitas Cinecom der Wunsch für gemeinsame Gespräche.

Wie ist die Idee entstanden und wann wurde Sie spruchfähig?
Im Gespräch mit der Publigroupe bezüglich einer gemeinsamen Vermarktung im Schweizer Kinomarkt standen wir bereits kurz nach unserem Markteintritt, aber richtig konkret wurde alles dann im Herbst vergangenen Jahres mit der neuen Eigentümerin Aurelius. Der Verkauf der Publicitas Cinecom an Aurelius hat die Verkaufsverhandlungen in jedem Fall beschleunigt.

Was erhoffen Sie sich durch diesen Kauf?
Viel Arbeit (lacht). Nein, im Ernst: Wir sind davon überzeugt, dass sich durch die Konsolidierung neue Perspektiven für den Kinowerbemarkt in der Schweiz ergeben. Unser Vermarktungsmodell, das bisher lediglich in einem Teilmarkt eingesetzt wurde, können wir jetzt auf den Gesamtmarkt anwenden. An einer einheitlichen Lösung für den gesamten Schweizer Kinomarkt zu arbeiten ist nun unsere wichtigste Aufgabe.

Sie haben nun praktisch das Monopol in der Schweizer Kinovermarktung. Welche Vorteile ergeben sich dadurch für die Kinos und die Auftraggeber?
Nun, bisher war der Schweizer Kinomarkt durch die Konkurrenzsituation zwischen WerbeWeischer und Cinecom geprägt. Jetzt können wir uns auf den Wettbewerb mit anderen Medien konzentrieren und die Gattung Kino mit all unserer Energie stärken. Die Arbeit fängt also jetzt erst richtig an. Wir werden uns keineswegs ausruhen, sondern das Medium hinsichtlich Flexibilität und Kurzfristigkeit noch attraktiver machen. Davon profitieren sowohl Kinobetreiber wie auch Werbekunden.

Führen Sie die Cinecom als eigene Firma weiter oder integrieren Sie sie bei Werbeweischer?
Zunächst werden sowohl die Cinecom wie auch WerbeWeischer ihre Arbeit unabhängig voneinander fortsetzen. In den nächsten Wochen und Monaten werden wir dann intensiv die Zusammenführung beider Unternehmen besprechen und Schritt für Schritt die Stärken beider Firmen zu einer im Markt einzigartigen Kinowerbevermarktung bündeln.

Kommt es zu einem Stellenabbau?
Es wird jetzt erst mal darum gehen, dass wir in aller Ruhe Prozesse prüfen, uns mit den einzelnen Geschäftsbereichen auseinandersetzen, Gespräche mit den Mitarbeitern führen – und dann analysieren, wie wir eine schlagkräftige Einheit, ein kompetentes Team zusammenstellen. Aber wie gesagt: Das sind alles Themen, die wir umsichtig und in aller Ruhe angehen.

Cinecom war lange Jahre Schweizer Repräsentant der Cannes Lions, dem wichtigsten Werbefestival der Welt. Werden Sie diese Tätigkeit übernehmen?
Die Rechte der Cannes-Lions-Repräsentanz für die Schweiz waren nicht Gegenstand der Verhandlungen.

Ihr Mutterhaus befindet sich in Deutschland. Wie fest unterscheidet sich der Schweizer Kinomarkt vom deutschen?
Ganz klar: Die Schweiz ist aus technologischer Sicht ein noch anspruchsvollerer Markt als Deutschland. Das ist ein wichtiger Unterschied. Zum anderen stellt die Dreisprachlichkeit hohe Anforderungen – allein schon deshalb, weil es oft unterschiedliche Filmstart-Termine für die jeweiligen Regionen gibt. Ein weiterer Unterschied: In der Schweiz ist der Anteil der Kinos mit anspruchsvollem Filmprogramm deutlich höher. Und: Viele Kinos in der Schweiz unterbrechen die Filme für eine Pause – in Deutschland ist dies nur bei überlangen Filmen üblich. Aber gerade diese Pause bietet spannende Optionen für die Werbevermarktung.

Wie sieht das erste Halbjahr für Sie aus?
Generell: Kino erlebt 2015 ein starkes Jahr. Laut ProCinema haben bis Jahresmitte über 10 Prozent mehr Besucher eine Kinokarte gelöst, in der Deutschschweiz beträgt das Plus sogar über 13,3 Prozent. Nicht nur die Besucherzahlen sind sehr erfreulich, auch hinsichtlich Werbeinvestitionen sind wir bislang mehr als zufrieden. Zahlreiche Werbeauftraggeber konnten wir im ersten Halbjahr fürs Medium Kino begeistern – darunter Neukunden ebenso wie Unternehmen, die Leinwandwerbung für die Inszenierung ihrer Marken wiederentdeckten.

Können Sie dies mit Zahlen begründen?
Laut Media Focus investierten im ersten Halbjahr 2015 Werbeauftraggeber über 16,9 Millionen Schweizer Franken in Kinowerbung – ein Plus von 15,7 Prozent. Mit über 9,7 Millionen Schweizer Franken verantwortete WerbeWeischer Schweiz in den ersten sechs Monaten dieses Jahres 58 Prozent der im Kino investierten Budgets. Bei den Brutto-Werbeinvestitionen unserer Kunden verzeichnen wir ein Wachstum von über 38 Prozent – eine sehr schöne Entwicklung! 

Fragen: Matthias Ackeret, Bild: zVg

 


Nils Schilling ist Managing Director der WerbeWeischer Schweiz GmbH

 

 

 


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