02.04.2017

Admeira

«Der Entscheid ist nicht über Nacht gefallen»

Gerade einmal ein Jahr war Martin Schneider CEO von Admeira. Nun geht er überraschend von Bord. Gegenüber persoenlich.com begründet er den Entscheid und spricht über die Zukunft der Firma, an der Swisscom, SRG und Ringier beteiligt sind.
Admeira: «Der Entscheid ist nicht über Nacht gefallen»
Will mehr Zeit für die Familie: Admeira-CEO Martin Schneider. (Bild: «persönlich»/Marc Wetli)
von Matthias Ackeret

Herr Schneider, nach nur einem Jahr schmeissen Sie den Bettel hin und verlassen Admeira. Was ist schiefgelaufen?
Zunächst: Ich habe mich schon vor einiger Zeit entschieden, nach dieser enorm intensiven Aufbau- und Entwicklungsarbeit kürzer zu treten und wieder mehr Zeit mit meiner Familie zu verbringen. Ich habe den Verwaltungsrat schon Anfang Jahr über meine Absicht informiert. Aber ich wollte ein paar wichtige Entwicklungsschritte noch begleiten. Admeira ist gut aufgestellt, und wir konnten per Anfang April einige wichtige Projekte abschliessen, die jetzt in die Umsetzung gehen. So zum Beispiel der Zusammenzug der Standorte im neuen Zürcher Medienpark sowie die internen organisatorischen und strukturellen Anpassungen.

Trotzdem: Diese Kurzfristigkeit erstaunt. Es entsteht der Eindruck, dass Sie in turbulenten Zeit das Schiff verlassen.
Es sind in der Tat turbulente Zeiten, aber nicht nur für Admeira. Die ganze Branche ist gefordert. Und ich kann Ihnen versichern, dass es Admeira gut geht. Der Entscheid ist nicht über Nacht gefallen, sondern ist gut überlegt. Es ist für mich aber der richtige Zeitpunkt, die Führung von Admeira abzugeben. Meine Kollegen der Geschäftsleitung werden das Unternehmen interimistisch führen, bis ein neuer CEO das Ruder übernimmt. Der Verwaltungsrat wird die Suche nach einer Nachfolge unverzüglich an die Hand nehmen. Zudem werde ich dem Verwaltungsrat noch bis Ende Jahr beratend zur Seite stehen.

Admeira feiert am Dienstag den ersten Geburtstag. Hat sich die Firma im Medienpark gut eingelebt?
Wir sind nun seit bald einem Monat im Medienpark und es fühlt sich an, als wären wir schon viel länger da, wir fühlen uns schon richtig wohl (persoenlich.com berichtete). Der Vorteil des Zusammenzugs war sehr schnell und deutlich spürbar: Alle sind unter einem Dach vereint, der offizielle aber auch der inoffizielle Informationsaustausch, die Terminfindung und die allgemeine Zusammenarbeit sind auf einen Schlag einfacher und effizienter geworden. Admeira wächst noch mehr zusammen. Und abgesehen davon: Die neuen Büroräumlichkeiten sind unglaublich toll eingerichtet, modern, verspielt, inspirierend. Es gibt Raum und Ansporn für neuartige Formen der Zusammenarbeit. Da kommt man richtig gerne zur Arbeit.

Welche Herausforderungen stehen an?
Der Launch von Admeira war erfolgreich, und dank der wertvollen Erfahrungen, die wir gesammelt haben, können wir uns nun noch gezielter auf die veränderten Markt- und Kundenbedürfnisse ausrichten. Neu werden unsere Kunden durch Teams mit medienübergreifender Fachkompetenz betreut. Teams, die aus Digital-, Broadcast- und Printspezialisten bestehen und dank ihrem gebündelten Wissen den Kunden eine massgeschneiderte Lösung aus dem Gesamtportfolio von Admeira präsentieren können. Klare Ansprechpartner, Gesamtpackages – und das alles aus einer Hand: Wir lösen mit der neuen Marktbearbeitung einen Teil unseres Marktversprechens ein. Mir war es sehr wichtig, dass ich die Reorganisation noch aufgleisen und abschliessen konnte. Nun geht es an die Umsetzung.

Wie haben Sie versucht, die drei Kulturen Ringier, SRG und Swisscom unter ein Dach zu bringen?
Vor dem Zusammenzug war das tatsächlich schwierig, da waren wir eher virtuell unterwegs. Jetzt funktioniert das schon viel besser, man spürt die Veränderung förmlich. Die Mitarbeitenden fühlen sich immer mehr als Teil von Admeira. Aber es ist auch klar, dass so eine Kulturveränderung Zeit braucht und nicht von heute auf morgen passiert. Wir unterstützen das Zusammenwachsen natürlich auch noch zusätzlich mit gezielten Massnahmen.

Welche Firmenkultur setzt sich am meisten durch?
Ich hoffe, dass keine der ursprünglichen Firmenkulturen dominiert, sondern von allen das Beste einfliesst. Wichtig ist, dass Admeira eine neue Firma ist. Eigenständig und losgelöst von den angestammten Firmenkulturen.

Das politische Seilziehen um Admeira ist immer noch im Gange. Inwiefern beeinträchtigt dies die Arbeit?
Gar nicht. Die Wettbewerbskommission und das Bundesamt für Kommunikation haben ja die Werbeallianz bewilligt, die Verleger haben aber den Bakom-Entscheid beim Bundesverwaltungsgericht angefochten, das Verfahren ist nun beim Bundesgericht hängig. Das hat alles keine Auswirkung auf den Betrieb von Admeira. Es ist sicher so, dass wir viel Aufklärungsarbeit leisten müssen intern und extern. Im Arbeitsalltag spüren unsere Mitarbeitenden jedoch nichts davon.

Ihre Konkurrenten fordern, dass die Admeira-Daten auch von andern Firmen genutzt werden können. Wie steht Admeira dazu?
Bei den erwähnten Daten handelt es sich um anonymisierte und aggregierte Kunden- und Nutzungsdaten der Swisscom. Als solche sind diese Eigentum der Swisscom. Entsprechend kann Admeira dazu keine Stellung nehmen.

Admeira betont immer wieder, dass sie für weitere Aktionäre offen sei. Gibt es bereits Interessenten – und wenn ja wie viele?
Es ist richtig, dass Admeira offen für weitere Aktionäre ist, sofern es betriebswirtschaftlich sinnvoll ist. Das ist Verhandlungssache zwischen eventuellen Interessenten und den jetzigen Aktionären. Ich kann zu allfälligen Gesprächen keine Auskunft geben.

Was sind die nächsten Projekte?
Die Weiterentwicklung neuer und innovativer Werbeformen hat hohe Priorität bei Admeira. Im Fokus stehen dabei die Ausstrahlung zielgruppenspezifischer Werbung sowie Interaktionsmöglichkeiten im klassischen TV.

Welche Produkte finden besonders Anklang?
Unsere crossmedialen Cases kommen sehr gut. Wir haben solche Cases beispielsweise mit Saas Fee oder Ford Fiesta durchgeführt. Saas Fee wurde an der D:Pulse zum «Digital Marketer of the Year» gekürt, was uns besonders freute, denn dieser Case lief exklusiv auf unseren Medien (persoenlich.com berichtete).

Ab Mittwoch sind Sie nicht mehr CEO von Admeira. Wie sieht Ihre berufliche Zukunft aus?
Zunächst freue ich mich, dass ich wieder mehr Zeit mit meiner Familie habe. Für den Rest gilt: Let’s wait and see...


Das Interview wurde schriftlich geführt.



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