11.06.2020

Serie zum Coronavirus

«Die Situation ist alles andere als privilegiert!»

Martin Nydegger, Direktor von Schweiz Tourismus, freut sich, dass nächste Woche die Grenzen aufgehen. In Folge 63 unserer Serie sagt er, wie die Tourismusbranche leidet. Ausserdem verrät Nydegger, wie er seine Sommerferien verbringt.
Serie zum Coronavirus: «Die Situation ist alles andere als privilegiert!»
«Der Tourismus ist im Frühling zum Stillstand gekommen», so Martin Nydegger, Direktor Schweiz Tourismus. (Bild: Keystone/Gaëtan Bally)
von Matthias Ackeret

Herr Nydegger, wie haben Sie als Direktor von Schweiz Tourismus dle letzten Wochen erlebt? Hatten Sie viele schlaflose Nächte?
Wir erleben tatsächlich lange nicht mehr dagewesene schwierige Zeiten. Seit den Kriegsjahren um 1940 haben wir nicht mehr gesehen, was heute Fakt ist. Der Tourismus ist im Frühling zum Stillstand gekommen. Aber schlaflose Nächte beschert mir das nicht, ich und Schweiz Tourismus (ST) sind da und voller Tatendrang jetzt für den Neustart der Branche und der Saison.

Nun befinden Sie sich doch in einer privilegierten Situation: dieses Jahr werden wohl viel mehr Schweizerinnen und Schweizer ihre Ferien zu Hause verbringen. Wie sieht es mit den ausländischen Touristen aus, die in die Schweiz kommen? Weiss man bereits, wieviel weniger kommen werden?
Am 15. Juni gehen die Grenzen zum EU-/EFTA-Raum wieder auf. Für uns fundamental sind insbesondere die Grenzöffnungen zu unseren grossen Auslandsmärkten Deutschland und Frankreich, aber auch Benelux. Wir hoffen im Laufe des Sommers und auf den Herbst somit auf die Rückkehr einiger europäischer Gäste. Die Touristen aus Übersee werden jedoch wohl erst Ende Jahr oder gar erst im nächsten Jahr wieder in die Schweiz reisen können oder wollen. Die Situation ist also alles andere als «privilegiert»: Auch zahlreiche Schweizer Gäste in den Sommerferien werden die ausländischen Gäste nicht ersetzen können …

«Wir werden Jahre brauchen, bis wir wieder so weit sind»

Wie lange dauert es, bis im Tourismusbereich wieder Normalität einkehrt?
Wenn «Normalität» ein Top-Zustand bedeutet wie vor der Pandemie, werden wir Jahre brauchen, bis wir wieder so weit sind. Auch wenn 2021 wieder Gäste aus Übersee bei uns Ferien machen, der Weg zurück zu den Übernachtungsrekorden 2019 ist lang und der Preis, den wir und die Tourismusanbieter pandemiebedingt bezahlen, immens.

Sie erhalten nun 40 Millionen Franken «Nothilfe». Wofür wird dieses Geld verwendet?
Diese Nothilfe erhält nicht nur ST, sondern die Hälfte davon fliesst als Entlastungszahlung an die gebeutelte Tourismusbranche. Die Leistungsträger werden «Marketing-Guthaben» bei uns erhalten. Unseren Teil investieren wir in unsere weltweite Recovery-Kampagne, die nun in der Schweiz und in den Nachbarländern beginnt.

Wie «bewerben» Sie die Schweiz in den nächsten Wochen?
Wir zeigen vor allem die noch wenig bekannten Seiten der Schweiz. Die Schweizerinnen und Schweizer ermutigen wir, den Röstigraben zu überqueren und die tollen Ecken der jeweils anderen Sprachregion kennen zu lernen. Nach dem Lockdown brauchen wir nicht nur Ferien, sondern «wir brauchen Schweiz», wohl so dringend wie selten zuvor.

Welche Medien nutzen Sie vor allem?
Wir arbeiten hier vor allem mit den nationalen Medien in allen Sprachregionen zusammen.

«Wer hätte das noch vor einigen Monaten gedacht?»

Wie haben Sie den ganzen Lockdown erlebt?
Ich zog mich mit beinahe allen meinen Leuten weltweit ins Homeoffice zurück. Und dank grosser Flexibilität unserer Belegschaft und grossartiger Unterstützung unserer Techniker funktionierte dies ab Tag eins reibungslos, wer hätte das noch vor einigen Monaten gedacht? 

Wo genau machen Sie dieses Jahr Sommerferien?
Wir machen Familienferien auf einer Tour-de-Valais und entdecken die Walliser Bergwelten.

Was war für Sie das prägendste Erlebnis der letzten Wochen?
Die prägendste Erfahrung ist wohl die Wucht, mit welcher das Virus die Tourismusbranche erfasst hat. Soeben sind die April-Zahlen erschienen und zeigen Einbrüche von 92 Prozent auf. So etwas hat es noch nie gegeben. Ein prägendes Erlebnis war der Tourismusgipfel, woran sich drei (!) Bundesräte beteiligt haben und so das Interesse am und die Relevanz des Tourismus sehr deutlich manifestierten.



Was bedeutet die Corona-Pandemie für die verschiedenen Akteure der Schweizer Medien- und Kommunikationsbranche? Bis auf Weiteres wird persoenlich.com jeden Tag eine betroffene Person zu Wort kommen lassen. Die ganze Serie finden Sie hier.



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