30.08.2016

SuisseEmex

Facebook-Ads, Daten und Digital-Gewinne

Am Eröffnungspodium zur Emex vom Dienstag erklärt Ständerat Ruedi Noser, warum es für ihn einfacher ist auf Facebook Werbung zu buchen als bei einem Schweizer Verlag. Und «20 Minuten»-Verlagschef Marcel Kohler spricht über den Digitalanteil am Jahresgewinn.
SuisseEmex: Facebook-Ads, Daten und Digital-Gewinne
Matthias Ackeret, Ruedi Noser und Jean-Marc Hensch an der diesjährigen SuisseEmex in Zürich. (Bilder: Edith Hollenstein)
von Edith Hollenstein

«Die Falschen machen das Richtige», sagte Marcel Kohler und bekräftigte nochmals die Haltung von Tamedia gegenüber der Werbeallianz Admeira. Dass die öffentlich finanzierte SRG, welche jährlich über eine Milliarde Franken Konzessionsgelder bezieht, sich mit der ebenfalls staatlich finanzierten Swisscom zusammen tue und in den Onlinemarkt vorstosse, sei «eine heikle Marktverzerrung», sagte Kohler an der SuisseEmex.

Digitale Transformation als Thema

Der «20 Minuten»-Verlagschef sass zusammen mit Ruedi Noser (Ständerat und Internet-Unternehmer), Sunnie Groeneveld (Geschäftsführerin Digital Zurich2025) und Jean-Marc Hensch (Geschäftsführer Swico) auf der Bühne am Eröffnungspodium zum Thema «Digitale Transformation in Marketing und Kommunikation». Die von «persönlich»-Verleger und Chefredaktor Matthias Ackeret geleitete Runde lockte so viele Besucher an, dass nicht alle einen Sitzplatz fanden. 

Noser, von dem bekannt ist, dass er Admeira gegenüber positiv eingestellt ist, pflichtete ihm bei. «Ja, die Falschen machen das Richtige. Doch nur weil es die Falschen sind, muss man das Vorhaben nicht behindern oder gar verbieten. Denn wenn ein Projekt in die richtige Richtung geht, werden später auch andere mitziehen», so Noser. Laut dem Unternehmer und FDP-Ständerat sollen die öffentlich finanzierten Unternehmen nicht in ihrer unternehmerischen Freiheit beschnitten werden. Es liege an der Politik, den Auftrag für die SRG neu zu definieren, zudem müsse der Bund die Mehrheit an der Swisscom abgeben.

Migros, Coop oder SBB mit wertvollen Daten

An die Adresse von Marcel Kohler meint Noser, Tamedia wäre in seinen Augen eigentlich das richtige Unternehmen gewesen für diese Werbeallianz. «Ihr habt so viele Daten. Diese haben sehr viel Potential, wenn ihr sie besser nützt». Noser meint zudem, dass auch Swisscom nicht unbedingt der beste Daten-Partner sei für die Werbeallianz. «Migros, Coop oder die SBB haben noch viel interessantere und für den Werbemarkt relevantere Daten als die Swisscom, welche vor allem über Telefonnummern und Bewegungsdaten verfügt.»

Wie die internationalen Internetgiganten das Schweizer Werbegeschäft beeinflussen, erklärt Noser anhand seines persönlichen Wahlkampfes. «Bei einem amerikanischen Unternehmen eine Werbung zu schalten kostet mich 30 Sekunden. Wenn ich das bei einem Schweizer Verlagshaus machen will, dauert es mehrere Arbeitstage. Zudem kann ich bei Facebook oder Google meine Anzeigen viel stärker personalisieren», so Noser.

40:60 für Print

Kohler lässt diese Kritik nicht auf sich sitzen. Er gibt an, dass Tamedia Daten durchaus nutzt und künftig über verschiedene eigene Plattformen hinweg Werbung nach soziodemografischen Kriterien ausspielen will. Nach wie vor aber erwirtschafte bei «20 Minuten» die gedruckte Zeitung den Löwenanteil des Gewinns. «Wir verdienen 40 Prozent mit Digital und 60 Prozent mit Print», präzisiert Kohler auf Nachfrage von Ackeret.

Das Podium ist sich einig, dass die Digitalisierung Chancen bedeutet. Groeneveld betont mehrmals, dass sich «jeder einzelne, jedes Unternehmen, jede Organisation für sich überlegen muss, wie sie diese Technologie für sich als Chance nützen kann». Sie als Geschäftsführerin der Initiative «Digital Zurich2025» hat das Ziel, dass «Zürich bis 2025 in Sachen digitaler Transformation europaweit führend wird». Dazu müssten alle beitragen.

Rahmenbedingungen müssen stimmen

Swico-Chef Jean-Marc Hensch weist darauf hin, dass die Privatwirtschaft diesbezüglich bereits sehr viel tue: «Wichtig ist einfach, dass uns die Politik nicht allzu viele Steine in den Weg legt.» Damit meint er unter anderen die Arbeitszeiterfassung «wie früher im Industriezeitalter», welche Flexibilität verhindere, das Nachrichtendienstgesetz, welches im Widerspruch mit der Absicht stehe, die Schweiz als sicheren Datenstandort zu positionieren.

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