13.05.2018

Aus für Publicitas

«Hier hat die ganze Branche versagt»

Die Werbevermarkterin Publicitas hat den Konkurs angemeldet. Dies werde in der Branche grosse Löcher hinterlassen, sagt Beat Lauber vom Verband Schweizer Medien. Er spricht im Interview über die Kritik an Tamedia und die geplante Plattform der Verlage.
Aus für Publicitas: «Hier hat die ganze Branche versagt»
«Vielleicht gab es in der Vorzeit eine Phase, wo andere Lösungen noch möglich gewesen wären», sagt Beat Lauber vom Verlegerverband. (Bild: zVg.)
von Matthias Ackeret

Herr Lauber*, am Freitagmorgen wurde bekannt, dass Publicitas Konkurs angemeldet hat (persoenlich.com berichtete). Was heisst dies für die Branche?
Der Untergang der «P» wird in der Branche grosse Löcher hinterlassen, nicht nur im Portemonnaie. Die «P» war über Jahre aktiv in der Ausbildung und im Gattungsmarketing und hat vor allem auch für die Kleinen umfassende Services angeboten. Vieles von dem wird nun wegfallen, da es auch bei der «P» nicht mehr kostendeckend angeboten werden konnte.

Wie viele Verlage werden durch diesen Konkurs tangiert?
Das kann ich nicht genau abschätzen, aber letztlich werden es zumindest indirekt alle sein.

Haben Sie eine Ahnung, wie gross der Gesamtschaden ist?
Dazu kann ich keine verlässlichen Angaben machen.

«Dieser Konkurs ist auch Resultat allzu zaghafter Reaktionen auf die Branchenentwicklung»

Hätten man diesen Konkurs vermeiden können?
Vielleicht gab es in der Vorzeit eine Phase, wo andere Lösungen noch möglich gewesen wären. Mit den Sanierungsplänen, welche in den letzten Monaten diskutiert wurden, sicher nicht. Dieser Konkurs ist ja nicht nur den Entwicklungen bei der «P» geschuldet – er ist auch Resultat allzu zaghafter Reaktionen auf die Branchenentwicklung.

Jetzt gibt es überall Kritik an Tamedia, dass sie den Niedergang der «P» beschleunigt hätten. Ist dies gerechtfertigt?
Das sehe ich gar nicht so. Hier hat die ganze Branche versagt und nun dient Tamedia – einmal mehr – als idealer Sündenbock.

«Besorgte und engagierte Verlage haben sich zusammengetan»

Sie planen für den Verband Schweizer Medien eine neue Plattform. Was soll diese bezwecken?
Die bereits angekündigte Plattform ist nicht von unserem Verband lanciert worden. Besorgte und engagierte Verlage haben sich hier zusammengetan. Mit dem Verband sind wir dazugestossen, weil wir mithelfen wollten, dass daraus eine Branchenlösung entsteht, welche für alle offenbleibt – für die Kleinen, wie auch für Ringier oder Admeira.

Wann soll diese ihren Betrieb aufnehmen?
Mehr zu dieser Plattform werden wir wohl bis zu den Pfingsten bekanntgeben können – und hoffentlich auch diesem Projekt den «guten Geist» einhauchen.

Wie beurteilen Sie die Stimmungslage unter Ihren Verbandsmitgliedern?
Verständlicherweise sind die Mitglieder verunsichert, weil vielen nicht klar ist, wie es weitergehen soll. Für mich sind die verschieden Themenbereiche zu unterscheiden, in welchen die «P» tätig war. Die eigentliche Vermarktung wird neu zu organisieren sein. Die Dienstleistungen für die Abwicklung von ganzen Kampagnen – vor allem für Grosskunden und Agenturen – sollte gelöst werden. Dazu wie gesagt mehr bis Pfingsten. Viele Lösungsansätze gehören in den Bereich von Marktpartnern und sind nicht Kernaufgabe des Verbandes. Wir sind intensiv daran, diese zu diskutieren und bei Vorliegen von handfesten Fakten zu kommunizieren. Leider braucht das mehr Zeit als erwünscht. In Einzelgesprächen konnten wir einiges abfangen, aber bei weitem nicht alles.


* Beat Lauber ist beim Verband Schweizer Medien Mitglied des Präsidiums und leitet das Departement «Märkte».

 



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