05.10.2016

WerbeWeischer

Kinospots werden emotionaler und eindrücklicher

Kinogänger können in naher Zukunft noch tiefer in den Film eintauchen. Neue Technologien sorgen für intensivere Bilder und einen noch satteren Sound. Die Werbebranche kann sich das zunutze machen, wie ein Anlass von WerbeWeischer und der IGEM zeigt.
WerbeWeischer: Kinospots werden emotionaler und eindrücklicher
Hat 20 Jahre Erfahrung in künstlerischen, wissenschaftlichen und geschäftlichen Aspekten rund um Film, Filmindustrie und Kinobranche: Julian Pinn. (Bild: Christian Beck)
von Christian Beck

Es windet durch den ganzen Kinosaal, es spritzt Wasser ins Gesicht, es blitzt, es vibriert im Rücken, die Sitze machen jede Bewegung mit. Und zwar ziemlich heftig. Nach der Vorführung eines kurzen Imagefilms vom koreanischen Autohersteller Kia fragte Digital-Kino-Experte Julian Pinn in den Saal: «Und, wie wars?».

«Wie auf einer Achterbahn», sagte einer der rund 40 Teilnehmer im Arena-Kinosaal im Zürcher Sihlcity. Der persoenlich.com-Reporter empfand es dank fehlendem Frühstück und unmittelbar bevorstehender Mittagspause noch intensiver: Ihm wurde es flau in der Magengegend. Der Filmausschnitt dauerte nur knapp drei Minuten. Kaum vorstellbar, einen ganzen Filmabend so durchzustehen. Geschweige denn, wenn zuvor noch ein Apéro stattgefunden hat.

120 Jahre Kinogeschichte

Der auf Kinowerbung spezialisierte Vermarkter WerbeWeischer und die Interessensgemeinschaft Elektronische Medien IGEM hatten am Mittwoch Interessierte aus der Werbe- und Medienbranche eingeladen, einen Blick in die Zukunft des Kinos zu werfen. Dafür wurde Julian Pinn aus London eingeflogen, ein international renommierter Experte in Sachen Digital Cinema. «Are you ready for take off?», fragte er in feinstem Oxford-Englisch. «Wir haben gerade eine sehr aufregende Zeit», so Pinn und streifte kurz in die Anfänge der Kinogeschichte zu den Lumière-Brüdern, den eigentlichen Erfindern des Kinos. «Schon damals war es die Technologie, die überraschte», sagte Pinn. 120 Jahre später überrascht die Technologie immer noch – immer von Neuem.

4DX heisst die Technologie, die derzeit aktuell ist. Der erste Saal in der Deutschschweiz wurde letzten November in Zürich eingeweiht. Aber es geht noch mehr. «Es ist wie zu Hause beim Fernsehgerät. Da werden auch immer grössere Bildschirme angeschafft. Das gleiche geschieht künftig in den Kinos», blickt Julian Pinn in die vermutlich nahe Zukunft. «Immersive Imaging» – eintauchen in das Bild – heisst das Zauberwort. Bei der Screen-X-Technologie sind nämlich auch Leinwände an den Seitenwänden des Saals verbaut. Der eingangs erwähnte Kia-Imagefilm sieht dann so aus wie in folgendem Beispiel (es fehlen einfach die magenverstimmenden Begleiterscheinungen...). In der Mitte ist die herkömmliche Leinwand:


Immer mehr digitale Leinwände

140'000 Leinwände weltweit sind bislang schon digital – das heisst, es kommt kein herkömmlicher 35-mm-Filmprojektor mehr zum Einsatz. «Das ist noch nicht sehr viel», so Pinn. Grösster Wachstumsmarkt derzeit ist China. «Dort entstehen jedes Jahr so viele digitale Leinwände, wie es in ganz Frankreich jetzt schon hat».

Der technologische Fortschritt geht derweil immer schneller. Hier kurz zusammengefasst, was heute bereits möglich ist:

  • High Frame Rate: Die meisten Kinofilme werden mit einer Bildrate von 24 Bildern pro Sekunde produziert. Das reicht für unser träges Auge, es können aber immer noch Bewegungsunschärfen vorkommen. Aufwändigere 3D-Produktionen arbeiten mit 48 Bildern pro Sekunde. Julian Pinn sagt: «Die neusten Technologien arbeiten mit 120 Bildern pro Sekunde.» Fünfmal mehr als bisher.
  • High Dynamic Range: Laserprojektoren sorgen ein für ein brillanteres Bilderlebnis. «Das hat aber nichts mit der Lasershow aus der Disco zu tun», so Julian Pinn mit einem Lachen. Vielmehr geht es darum, dass Dunkles noch dunkler abgebildet werden kann, der Kontrastumfang im Kino somit der realen Welt näherkommt.
  • Wide Color Gamut: Aus den Grundfarben Rot, Grün und Blau wird jede andere Farbe zusammengemischt. Die neue Lasertechnologie ermöglicht echtere, klarere Farben. Das vergrösserte Spektrum führt zu einem intensiveren Farbeindruck.
  • Immersive Audio: Ähnlich wie bei Dolby Atmos und DTS:X soll die neue Technologie das klassische Konzept des Raumklangs auf Basis einer festen Kanal-Abmischung durch einen neuen Ansatz ablösen, der mehr Flexibilität bietet.


Werbeindustrie muss Technologien nutzen

Nicht nur im Spielfilmbereich, sondern auch für Werbetreibende eröffnen sich so ganz neue Möglichkeiten. Kinospots werden so noch emotionaler und eindrücklicher. Statt noch mit dem Sitznachbarn zu reden, werden schon die Werbespots die Zuschauer in verblüffend reale Welten entführen.



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