30.10.2019

Gesellschaft für Marketing

«Kunden kann man nicht mehr führen»

Seit drei Jahren ist der Unternehmer und Markenexperte Dominique von Matt nun Präsident der GfM. Im Gespräch mit persoenlich.com spricht er über den diesjährigen GfM-Preisträger, den Zustand der Gesellschaft und wie sich das Marketing in den letzten Jahren verändert hat.
Gesellschaft für Marketing: «Kunden kann man nicht mehr führen»
«Wir sehen eine klare Machtverschiebung in Richtung des Konsumenten», sagt Dominique von Matt im Gesprächt mit persoenlich.com (Bild: Daniel Gerber)
von Matthias Ackeret

Herr von Matt, Valora ist der diesjährige GfM-Preisträger (persoenlich.com berichtete). Was gab dafür den Ausschlag?
Valora hat die digitale Transformation nicht nur hervorragend gemeistert, sondern auch als Chance genutzt. Valora hat eine klare, nachvollziehbare Strategie, setzt konsequent auf Kunden-Convenience und macht immer wieder mit Innovationen von sich reden. Das Resultat sind seit Jahren ständig steigende Gewinne.

Sie sind nun drei Jahre, also rund 1000 Tage, Präsident der GfM. Wie würden Sie den Zustand der Vereinigung umschreiben?
Sie ist eine wichtige Anlaufstelle, wenn es um Inhalte der marktorientierten Unternehmensführung geht, weil sie am Puls der Entwicklung ist und mit einer neutralen, wissenschaftlichen Sicht argumentiert. Ihr Know-how vermittelt sie in Formaten, die sich ständig weiterentwickeln. Sie ist aber noch nicht so weit, wie ich mir das wünsche, darum trete ich auch für eine weitere Amtszeit als Präsident an.

Wie hat sich die GfM unter Ihrer Führung verändert?
Sie ist innovationsorientierter, weiblicher und jünger geworden. Wir setzen bei der Trendtagung und den weiteren Anlässen mehr auf Innovation und ziehen durch mehr weibliche und jüngere Referenten auch immer mehr entsprechende Teilnehmer an.

«Ich bin ein Anhänger der offensiven Veränderung»

Wollen Sie noch weitere Mitglieder aufnehmen, oder wo sehen Sie konkret ein Wachstumspotenzial für die GfM?
Wir möchten vermehrt Mitglieder aufnehmen, die digitale Geschäftsmodelle verfolgen, und richten unser Programm auch stärker auf diese aus. Generell ist uns wichtig, dass unsere neuen Mitglieder Marken führen und entsprechende Inhalte in Marketing und Technologie suchen.

Sie geben Vorlesungen an der Universität St. Gallen, daneben sind Sie auch als Praktiker im Markt tätig. Wie hat sich das Marketing in den letzten drei Jahren verändert?
Wir sehen eine klare Machtverschiebung in Richtung des Konsumenten. Wir dürfen nicht der Illusion erliegen, dass wir den Kunden noch führen können. Wir können ihn unterstützen und inspirieren.

Sie gelten als grosser «Anhänger» der Digitalisierung. Nun hört man immer wieder, dass viele Unternehmen wie auch Kunden damit überfordert sind. Können Sie dies nachvollziehen, und was könnte man dagegen tun?
Ich bin ein Anhänger der offensiven Veränderung. Als Unternehmen muss man eine Kultur etablieren, die diese als Chance sieht. Natürlich werden Kunden angesichts der Geschwindigkeit des Wandels überfordert. Unser vererbtes und gelerntes Verhalten verändert sich nicht im gleichen Rhythmus wie die Technologie. Es liegt an den Firmen, die Innovationen so zu vereinfachen, dass die Kunden diese auch wirklich als Mehrwert empfinden.

«China hat die Nase vorn»

Sie sind viel unterwegs. Welches Land oder welche Region ist marketingtechnisch momentan am führendsten?
Da Marketing immer mehr von Technologie geprägt wird, halte ich Letzteres für langfristig entscheidend. Und da hat China im Moment die Nase vorn: Das Land profitiert von den chinesischen Silicon-Valley-Rückkehrern, von den fast unbegrenzten Möglichkeiten der Skalierung, von staatlicher Unterstützung und einem Datenschutz, der fast jedes Experiment zulässt. In der Markenführung haben die Chinesen allerdings noch ein grosses Defizit, weil sie bisher meist als «White-Label-Produzenten» unterwegs waren und deshalb das entsprechende Know-how nicht aufgebaut haben.

Welcher Trend hat Sie im vergangenen Jahr am meisten überrascht oder gar begeistert?
Die Gesichtserkennung, die – wenn man vom problematischen Einsatz in totalitären Staaten absieht – sehr viel Convenience für den Konsumenten bieten wird. Beim Bezahlen im Supermarkt, beim Boarding am Flughafen oder beim Öffnen des Hotelzimmers.



Das ausführliche Interview mit Dominique von Matt
finden Sie in der aktuellen «persönlich»-Novemberausgabe.

Impressionen von der Preisverleihung finden Sie in der persoenlich.com-Fotogalerie.

 



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