04.09.2002

"Mein Einstieg ist nicht notgedrungen"

In diesen Tagen eröffnet die Mediapolis AG für Kommunikations-Management in Zürich eine neue, vierte Geschäftsstelle. Geschäftsführer und Partner wird Kenneth Angst (Bild), der ehemalige Co-Chefredaktor der Weltwoche und stellvertretende Chefredaktor der NZZ. "persoenlich.com" hat sich mit ihm über seine Beweggründe zum Frontwechsel unterhalten. Das Interview:

Weshalb kehren Sie nach den Aufgaben bei NZZ und Weltwoche dem Journalismus den Rücken? Ist der neue Job eine Notlösung, nachdem im Stellenmarkt der Medien Ebbe herrscht?

Ich bin keineswegs ein Job-Hopper, aber auch kein Freund lebenslänglicher Konstanz. Nach fast 15 Jahren Journalismus und redaktionell-organisatorischer Führungs- und Projektverantwortung war ich mit meinen 48 Jahren ganz einfach reif für eine berufliche Neuorientierung, für ein "Redesign" meines Arbeitslebens. Mein Einstieg in die Welt der Kommunikations-, Image- und Politikberatung ist deshalb keineswegs notgedrungen, sondern das Ergebnis einer selbstgewollten und sorgfältig betriebenen Neuorientierung, angekündigt bereits bei meinem Ausscheiden aus der Chefredaktion der Weltwoche.

Das heisst also Schluss mit Journalismus?

Nein, ich schreibe 14-täglich eine politisch oder gesellschaftlich inspirierte, auf die Schweiz bezogene Kolumne in der Finanz und Wirtschaft. Zudem werde ich periodisch Gastautor der Aargauer Zeitung sein. Darüber hinaus werde ich zukünftig auch vermehrt berufsbezogene Reflexionen für verschiedene Fachmedien der Kommunikationsbranche verfassen.

Wer steht hinter Mediapolis? Wie hoch ist Ihre Beteiligung?

Die Mediapolis AG für Kommunikations-Management gehört zurzeit – mich eingeschlossen – insgesamt sieben Aktionären, die alle für das Unternehmen tätig sind. Die Beteiligungsverhältnisse legen wir nicht offen. Den Standort Zürich starte ich mit einem Kernteam von vier Leuten. Je nach Zahl und Art der hier akquirierten und betreuten Mandate werden dann weitere Mitarbeiter rekrutiert.

Welche Namen umfasst die Kundenliste?

“Wir stehen jetzt mitten in der Start- und Aufbauphase. Nach erst zwei Wochen ist es gewiss nicht angezeigt, bereits mit einer Kundenliste an die Öffentlichkeit zu treten.

Welches Verständnis haben Sie von PR?

Ob Firmen, Verbände, Parteien oder Behörden: All diese Organisationen und ihre Repräsentanten müssen mit ihrer Umwelt proaktiv und vertrauensbildend kommunizieren. Denn: "Perception is reality"! Alle Players sind heute darauf angewiesen, dass man ihnen glaubt und vertraut. So verstanden bedeutet PR: Kampf aller Organisationen und ihrer Repräsentanten um eine positive Wahrnehmung und Bewertung in den verschiedenen, für sie relevanten Umfeldern. Stetes Bemühen um das Vertrauen von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft sowie um Reputation und Glaubwürdigkeit, um eine möglichst hohe und stabile Kompetenz- und Integritätszumutung.

Wie gut ist Ihr Beziehungsnetz in diesem Bereich?

Von Ausbildung und Berufstätigkeit her habe ich ein sehr gutes Netz in den Bereichen Medien, Wissenschaft, Politik, Gesellschaft und (Bundes-)Verwaltung – also in den image-, markt- und börsenrelevanten Umfeldern der Wirtschaft, aus der wir wohl den Hauptteil unserer Kunden rekrutieren werden und rekrutieren wollen.

FDP-Nationalrat Peter Weigelt ist VR-Präsident der Mediapolis AG. Sie berieten Kaspar Villiger und waren stellvertretender Chefredaktor bei der NZZ, die FDP-zugewandt ist. Werden Sie vor allem freisinnige Kreise beraten?

Die Kader von Mediapolis sind alle politisch und gesellschaftlich interessiert, aber nicht alle freisinnig und auch nicht alle parteipolitisch aktiv. Wir repräsentieren ein breites Spektrum von Gesinnungen und Werthaltungen. Wir sind deshalb auch besonders qualifiziert für die zahlreichen und komplexen Schnittstellen von Politik und Wirtschaft.


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