02.12.2017

Ageing Society

Mit Design Barrieren abbauen

Design für die alternde Gesellschaft ist im Trend. Gelungenes Beispiel ist die Claire & George Hotelspitex. «Für die Gäste sind wir ein Reisebüro für besondere Bedürfnisse», sagt Initiantin Susanne Gäumann.
Ageing Society: Mit Design Barrieren abbauen
Claire & George organisiert Hotelferien trotz Pflegebedürftigkeit. (Bild: zVg.)
von Marius Wenger

Die zunehmende Alterung der Gesellschaft stellt neue Herausforderungen und Ansprüche an diverse Berufszweige – so auch an alle möglichen Sparten des Designs. Nicht nur die visuelle Gestaltung ist davon betroffen, sondern auch Prozesse und Dienstleistungen.

Sogenanntes «Social Design», oder «Design für Alle» (DfA), ist im Trend. Damit sollen Lösungen geschaffen werden, die für möglichst viele Nutzer oder Konsumenten als komfortabel und attraktiv wahrgenommen werden. Letztlich geht es beim DfA darum, Barrieren auf allen Ebenen abzubauen und Angebote ästhetisch attraktiv und zugänglich für alle zu machen. In der gebauten Umgebung sowie in den Produkten, Dienstleistungen, in der Kommunikation und den Informationsangeboten. Ziel ist Inklusion, Teilhabe an der Gesellschaft in allen Lebensphasen, insbesondere von Menschen mit Behinderung und älteren Menschen.

Designpreis im Zeichen der Ageing Society

Der diesjährige Design Preis Schweiz gewährte diesem Thema Rampenlicht: In der Kategorie «Design Leadership Prize: Focus Ageing Society» wurden nur Projekte nominiert, die den Herausforderungen der älter werdenden Gesellschaft Rechnung tragen. Eines der beiden ausgezeichneten Projekte ist die Claire & George Hotelspitex.

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Die 2013 gegründete gleichnamige Stiftung will pflegebedürftigen Personen Ferienreisen und Hotelaufenthalte ermöglichen und bietet dafür einen kostenlosen Service an (persoenlich.com berichtete). Auf der Online-Plattform Claireundgeorge.ch können sich Interessierte über barrierefreie Hotels informieren und Ferien buchen, je nach Bedürfnissen mit verschiedenen zusätzlichen Angeboten – von der Spitex über Spazierbegleitung bis zu diversen Hilfsmitteln und Transport. Im Namen steht Claire für das pflegende Element, die «Nurse»; George ist der «Butler». Mit dem Spitex Verband Schweiz und Hotelleriesuisse sind die beiden Elemente auch im Stiftungsrat vertreten.

Reisebüro für besondere Bedürfnisse

Susanne Gäumann, Initiantin und Geschäftsleiterin der Claire & George-Stiftung, sieht DfA als Möglichkeit, um Design und Barrierefreiheit zu vereinen. Und als Chance für die Gesellschaft, wie sie gegenüber persoenlich.com sagt: «Ästhetische Lösungen helfen Barrieren im Kopf abzubauen, weil sie nicht stigmatisieren, sondern positiv besetzt sind. Solchen Lösungen gehört die Zukunft, da sie dem Anspruch auf Inklusion der älter werdenden Gesellschaft sowie von Menschen mit Behinderung gerecht werden und zudem Marktchancen bieten, weil sie für eine grosse Gruppe von Menschen designt sind».

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Im Fall von Claire & George gehörten nicht nur stufenlose Durchgänge und bodenebene Duschen in den Hotels dazu, sondern auch ein möglichst einfach gestalteter Prozess von der Hotelauswahl bis zur Buchung – via Online-Plattform oder Printkatalog. «Für die Gäste sind wir ein Reisebüro für besondere Bedürfnisse. Gegenüber den zahlreichen Partnern eine Drehscheibe zwischen Hotelanbietern und ergänzenden Dienstleistern sowie eine Marketingplattform», sagt Gäumann, die als Teilselbstständige auch andere Kommunikationsmandate innehat.

Aus der Sicht der Zielgruppe designen

Mit dem Projekt will die Initiatorin auch die Hotellerie- sowie die Designbranche sensibilisieren: «Wenn Produkte oder Dienstleistungen für alle zugänglich sind, dann sind wir auf dem Weg zu einer inklusiveren Gesellschaft. Und das hat auch den umgekehrten Effekt, dass Menschen zunehmend darauf achten, dass Produkte und Dienstleistungen so gestaltet sind.»

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Doch was hat das Projekt nun konkret mit Design und Ästhetik zu tun? «Es galt, eine Marke zu schaffen, die sowohl ältere Gäste und ihre Angehörigen als auch junge Menschen mit Behinderung anspricht», so Gäumann. Dazu gehöre eine einfache, visuelle Sprache, eine übersichtliche und einfach navigierbare und barrierefreie Website und gute und verständlich kommunizierte Dienstleistungen und Abläufe.

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Die Idee für Claire & George kam Susanne Gäumann vor sieben Jahren, als sie selber mit ihrer leicht pflegebedürftigen Mutter Ferien machen wollte. «Letztlich wurde die Plattform also auch ‹bottom up› aus der Sicht einer Betroffenen konzipiert. Das entspricht der Idee des Design Thinking und war mitentscheidend für den Erfolg.»



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